Auf dem Bild sind Studierende zu sehen, die an einem Projekt der Kunsthalle Bremen teilnehmen. © Gabriela Jolowicz

Projekt mit Kunsthalle Bremen: Studierende sammeln Praxiserfahrung

Stand: 07.10.2024 10:09 Uhr

Ein Projekt der Kunsthalle Bremen fördert die kreative Zusammenarbeit zwischen einer erfahrenen Künstlerin und Studierenden. Ziel ist es, jungen Talenten unter Anleitung wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt zu ermöglichen.

von Anina Laura Pommerenke

Kooperationen zwischen Kultureinrichtungen und Universitäten in Norddeutschland bieten Studierenden wertvolle Einblicke in die professionelle Arbeitswelt und ermöglichen ihnen auch den Austausch von Ideen und kreativen Impulsen. Durch solche Partnerschaften soll die Kluft zwischen Theorie und Praxis verringert werden, was sich positiv auf die Ausbildung angehender Künstlerinnen und Künstler auswirken kann. Besonders in Städten mit vielen Kultureinrichtungen profitieren Studierende von der Nähe zu Museen, Galerien und anderen Institutionen, die teilweise sogar als Plattformen für die Präsentation ihrer Arbeiten dienen.

Inspiriert von Ernst Ludwig Kirchner: Eintauchen in die Drucktechnik

So auch Franziska Wührl, die an der Hochschule für Künste Bremen Integriertes Design studiert. Sie hat in den letzten Semestern an zwei Kursen zur Drucktechnik des Holzschnitts teilgenommen und konnte so Fähigkeiten in einer Kunstform vertiefen, mit der sie bisher nur wenig vertraut war. Der Kurs findet begleitend zu einer Ausstellung rund um Holzschnitte des expressionistischen Künstlers Ernst Ludwig Kirchner in der Kunsthalle Bremen statt.

Auf dem Bild sind Studierende zu sehen, die an einem Projekt der Kunsthalle Bremen teilnehmen und konzentriert an Holzschnitten arbeiten. © Gabriela Jolowicz Foto: Gabriela Jolowicz
Auf den Spuren von Ernst Ludwig Kirchner: Studierende üben sich im Holzschnitt.

"Der Holzschnitt war für mich ein völlig neues Terrain", erzählt Wührl. "Obwohl ich schon Erfahrung mit verschiedenen Drucktechniken hatte, boten die Kurse mir die Möglichkeit, intensiv mit dem Medium und den Werkzeugen zu arbeiten." Zunächst habe sie auf kleineren Holzplatten das Einwalzen von Farbe und das Drucken geübt, berichtet Wührl. Dabei habe sie sich von den Werken Kirchners inspirieren lassen. "Es war mir wichtig, den Stil und die Komposition zu adaptieren, aber gleichzeitig meine eigene Handschrift zu entwickeln", erklärt sie. Während des finalen Druckens habe sie viel experimentieren und über die Arbeitsweise in der Druckwerkstatt lernen können.

Besonderes Highlight: Ausstellung der Arbeiten in der Kunsthalle Bremen

Ein besonderes Highlight: die Kooperation mit der Kunsthalle Bremen, von der Wührl anfangs gar nichts wusste. "Als ich erfuhr, dass meine Arbeiten möglicherweise dort ausgestellt werden könnten, hat mich das extrem motiviert", sagt sie begeistert. "Die Kunsthalle ist ein Ort, den ich oft besucht habe, aber nie als potenziellen Ausstellungsraum für meine eigenen Werke gesehen habe." Diese Gelegenheit, hinter die Kulissen einer professionellen Ausstellung zu blicken, war für die angehende Designerin außergewöhnlich. "Es ist eine tolle Erfahrung, die eigene Kunst in einem so renommierten Rahmen zu sehen."

Praxisnahe Kurse "entscheidend für weitere Karriere"

Franziska Wührl ist überzeugt, dass praxisnahe Kurse entscheidend für ihre weitere Karriere im Design sind. "Ohne diese Erfahrungen wäre es schwer, die nötigen Einblicke für das Leben nach dem Studium zu gewinnen", meint sie. Die Universität biete zwar einen geschützten Raum für Kreativität und Experimentierfreude, doch die praktische Anwendung in der realen Welt sei für ihre Entwicklung unerlässlich. Zusätzlich betont sie, wie wichtig es sei, Kontakte in die professionelle Arbeitswelt zu knüpfen. "Das ist ein zentraler Bestandteil eines Designstudiums, der oft übersehen wird. Die Vernetzung kann Türen öffnen, die man sich vorher nicht vorstellen konnte", so ihr Fazit zu dem besonderen Kursangebot.

Künstlerin Gabriela Jolowicz ermutigt Studierende, eigenen Stil zu entwickeln

"Die Idee war, sich vorzustellen, was Kirchner vielleicht geschaffen hätte, wenn er nach Bremen gekommen wäre", erläutert die Künstlerin Gabriela Jolowicz, die seit 2019 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Künste Bremen im Bereich Hochdruck innehat und die Studierenden bei dem Projekt mit der Kunsthalle Bremen anleitet. Die Studierenden sollten sich mit typischen Bremer Motiven auseinandersetzen, die auch Kirchner als Inspiration hätten dienen können. Dabei ermutigt die Dozentin sie, ihre eigenen Interpretationen und Stile zu entwickeln. Eine Studentin habe beispielsweise die Atmosphäre typischer Bremer Kneipen eingefangen, während andere die Stadtlandschaft und das alltägliche Leben in ihren Holzschnitten darstellen, so Jolowicz über die Bandbreite der Arbeiten.

"Reality Check" für die Studierenden

Auf dem Bild sind Studierende zu sehen, die an einem Projekt der Kunsthalle Bremen teilnehmen. © Gabriela Jolowicz
Sieht doch gut aus: Teilnehmende des Holzschnitt-Kurses mit ihren Arbeiten

Das Projekt fördere nicht nur die technischen Fähigkeiten der Teilnehmenden, sondern gebe ihnen auch die Möglichkeit, ihre Arbeiten in einer professionellen Umgebung zu präsentieren. Gleichzeitig stelle es auch eine Art "Reality Check" dar, wenn das eigene Bild möglicherweise nicht von der Kuratorin ausgewählt werde - auch das sei nunmal Teil der Realität als freischaffende Künstlerin oder freischaffender Künstler, so Jolowicz.

Ausgewählte Werke werden im Rahmen der Ausstellung "Kirchner Holzschnitte. Benjamin Badock, Gabriela Jolowicz und Thomas Kilpper", die vom 9. November bis 9. März in der Kunsthalle Bremen läuft, gezeigt. Dort sind sie ab dem 25. Januar im neuen Studiensaal des Kupferstichkabinetts zu sehen. Für die Studierenden sei die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der Kunsthalle auszustellen, von großer Bedeutung. "Es ist eine wertvolle Erfahrung, die eigene Kunst in einem so renommierten Rahmen zu sehen", sagt die Künstlerin. Diese Praxisnähe sei entscheidend, um eine Brücke zwischen Theorie und Realität zu schlagen. In einem weiteren Projekt im kommenden Wintersemester werden Studierende mit der Kunsthalle Bremen ein Begleitheft für Kinder zur Ausstellung erstellen.

Praxisnahe Kurse an den Universitäten tragen zur lebendigen Kulturlandschaft bei

Das gemeinsame Projekt der Hochschule für Künste und der Kunsthalle Bremen ist ein eindrucksvolles Beispiel aus dem Norden für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen und Hochschulen. Sie fördert nicht nur die künstlerische Entwicklung der Studierenden, sondern ermöglicht ihnen auch, wertvolle Erfahrungen in der Kunstszene zu sammeln. Solche praxisorientierten Studienangebote leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der lebendigen Kunstlandschaft in Norddeutschland.

Die Kunsthalle Bremen ist Kulturpartner von NDR Kultur.

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