Hohe Energiepreise: Wie überwintern Hannovers Museen?
Kürzer duschen, die Heizung runterdrehen, weniger Beleuchtung: Für Privatpersonen gibt es Tricks, den Energiepreisen etwas entgegenzusetzen. Bei Museen ist das schwieriger: Sie haben Werke, die ein bestimmtes Klima brauchen. Ein Blick nach Hannover.
Es geht hinab in eines der drei Depots im Wilhelm Busch Museum. Rund 80.000 Karikaturen und Zeichnungen liegen im Westflügel des Hauses in breiten Metallschränken. Die Raumtemperatur ist auf die frühen Werke ab dem 16. Jahrhundert eingestellt, jüngere Arbeiten brauchen ein anderes Klima. Eine Vorsortierung, die Energie spart.
Klima für Kunstwerke: Strenge Vorgaben von Leihgebern
Denn die Vorgaben, etwa von Leihgebern, sind streng, sagt Joachim Werren, Vorstandsvorsitzender der Wilhelm Busch Gesellschaft: "Wenn Sie eine Ausstellung einkaufen, legt der Verleiher die Art und Weise des Umgangs damit ganz genau im Vertrag fest. Das wird protokolliert in den Aufzeichnungen. Die werden eingesehen und bei der Rückgabe wird geprüft: Sind die Parameter eingehalten oder überschritten worden?"
Die Klimadokumentation braucht Strom, Klimaanlage, Heizung und Beleuchtung. Rund 115.000 Euro mehr wird das privat geführte Museum 2023 dafür aufbringen müssen - knapp zehn Prozent des Jahresbudgets.
Unbekannt hohe Kosten im Landesmuseum Hannover
Noch nicht vollständig absehbar hingegen sind die Kosten im Landesmuseum Hannover. Für die Fernwärmeversorgung wurde ein neuer Indexpreis angekündigt, für die Stromversorgung soll das vom Land Niedersachsen finanzierte Haus das Doppelte der bisher rund 200.000 Euro einplanen.
"Schon jetzt führt die Energieknappheit dazu, dass wir versuchen, Energie einzusparen, wo immer es möglich ist", erklärt Pressesprecher Dennis von Wildenradt. "Da geht es unter anderem um Ausgaben, die die Technik der Aquarien betreffen, um die Beleuchtung der Ausstellungen oder auch deren Klimatisierung. Gleichzeitig gehört aber der Erhalt unserer Sammlungen zu den wichtigsten Aufgaben. Das ist also wirklich ein Spagat."
Vermeidung von Schimmel und Zinnpest im Historischen Museum
Gut, wenn ein Museum ohne Klimaanlage auskommt - wie das Historische Museum. Doch weniger als 19 Grad dürfen dort auch nicht herrschen, um der Schimmelbildung vorzubeugen. Unter 14 Grad kann bei Zinnobjekten sogar die sogenannte Zinnpest auftreten und die Objekte irreversibel schädigen.
In der Kestner Gesellschaft hingegen gibt es Pläne, auf Kunstwerke zu setzen, die von sich aus weniger Strom verbrauchen, zum Beispiel an der Fassade. "Wir haben uns entschieden, dass wir für das nächste Fassaden-Projekt ab März ein anderes Medium benutzen", sagt Direktor Adam Budak. "Es wird ein Projekt sein, das der mexikanische Künstler Rodrigo Hernández gestaltet. Er benutzt Brass-Scheiben. Also: Keine Energiekosten, aber wir haben trotzdem eine gewisse künstlerische Manifestation an der Fassade." Die Kunst aus Messing soll mit Sonnenkraft strahlen.
Keine Reduzierung der Öffnungszeiten in Hannovers Museen
Die Öffnungszeiten zu reduzieren - das ist derzeit für keines der Museen in Hannover eine Option. Stattdessen: weniger Außenbeleuchtung, kältere Büros, weg mit unnötigen Fontänen. Im Wilhelm Busch Museum wurde zudem bereits die Belegschaft verkleinert. In der Pandemie war auch mal die Vermietung des Garten an einen Chor eine alternative Einnahmequelle - was im Winter keine Option ist.
Wo das Geld herkommen soll? Joachim Werren vom Trägerverein des Wilhelm Busch Museums hofft, dass sie staatliche Förderer nicht im Regen sehen lassen - und auf Menschen aus dem Freundeskreis des Hauses: "Für allfällige Notlagen gibt es einzelne reiche Mitbürgerinnen und -bürger, die man anrufen kann: Ich brauche 10.000 Euro - geht das vielleicht? Und dann ist das am nächsten Tag auf dem Konto. Aber leider sind diese Menschen nicht zahlreich. Man kann sie auch nicht immer wieder anfragen."