von Agnes Bührig

"Was wir hier sehen, ist auf jeden Fall bunt, sehr bunt", sagt Kunstvermittlerin Gundi Doppelhammer mit Blick auf den großen Tisch im ersten Ausstellungsraum. Sie führt eine Gruppe durch die Doppelausstellung von Peng und Hu in Hannover. Der Raum ist gepflastert mit großen Bögen und übersät mit bunten Aquarell-Tupfern. Wer sie betrachtet, entdeckt Formen, die sich mit ein paar Strichen in Tiere, Menschen und Dinge verwandeln lassen, wie die beiden Künstler es vorgemacht haben. Hirameki heißt das Prinzip, japanisch für Geistesblitz, das einem hier die Eingebung zum Selbst-Loszeichnen geben kann. "Dieses Prinzip machen sich die beiden zu eigen", so die Kunstvermittlerin. "Denn einer der wichtigsten Sätze, der ihre Haltung prägt, ist: Jeder kann zeichnen." 

Peng und Hus Herzensangelegenheiten in Tierform 

Peng alias Günter Mayer wählt vor der Eröffnung die Bilder aus, die bei der "Sprechstunde der Herzen" gezeigt werden.

Wie das geht, zeigt eine vollgezeichnete Wand im nächsten Ausstellungsraum. Dünne Strichmännchen des Österreichers Peng springen da munter neben großen Hundeköpfen über die Fläche. "You can!" steht in Druckbuchstaben daneben. Auf der rosa grundierten Wand gegenüber geht es um Herzensangelegenheiten: Gefühle werden in Bilderreihen in Tierformen gespiegelt. Etwa, wenn Peng eine zierliche Person zeichnet, die vor einem großen, bärigen Tier flüchtet, das ironischerweise ruft: "Du bist doch mein Bärli". 

Peng textet auch, stattet altehrwürdig Porträtierte auf Ölgemälden vom Flohmarkt mit Batman-Haube und Daisy-Duck-Schnabel aus und schneidet wunderbar hochaufragende Tiergestalten in Holz. Der Torso eines Hundes der Rasse Boxer ist darunter, in knallig-rote Boxhandschuhe und ein weißes Oberhemd gesteckt.

Kunstbaustelle im Wilhelm Busch Museum 

Richtig bunt hingegen wird es im Obergeschoss, wo der Münchner Zeichner Rudi Hurzlmeier, kurz Hu, ausstellt. Als erstes begegnen wir einem riesigen Gemälde mit Absperrband und abgelegten Pinseln davor - eine Kunstbaustelle, so Doppelhammer. "Sie zeigt uns Einzelteile von Elementen, die wir immer wieder sehen werden: Wichtig sind hier die Schnecken, wir haben aber auch Fabel- und Märchentiere, etwa ein großes Krokodil, was im Märchen ja häufig symbolisch sehr aufgeladen ist." 

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Viele Bilder haben etwas Psychedelisches 

Auch mit der Werbung beschäftigt sich der Künstler: Eine Lesende im Bikini sitzt auf einem blauen Ball mit dem Wort "Niveau" - statt "Nivea". Zudem haben etliche Bilder etwas Psychedelisches. "Beach Bar" heißt eine tropische Szene mit intensiv strahlender Sonne und Hunden, die am Meer in eine Fliegenpilz-Bar streben. Lange diskutiert die geführte Gruppe, ob der Rücken eines vorn im Bild liegenden Körpers eine Frau ist und was da über ihrem Po aufsteigt. Könnten es die Umrisse eines Geistes sein? Das zu entschlüsseln ist ein großer Spaß. 

Die Führung empfinden die Teilnehmer als anregend. "Ich bin so ein Kreativ-Mensch - und es war einfach super für mich", erzählt eine Teilnehmerin danach. "Mit den bunten Wänden war das Museum jetzt auch mal ganz anders zu erleben." Ein anderer Teilnehmer: "Es ist schön dargestellt, wie sich Beziehungen zwischen Menschen entwickeln oder nicht, wo es reibt oder nicht. Man findet sich zum Teil wieder."

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