Bombenangriff legt Helgoland in Schutt und Asche
Es ist der Morgen des 18. April 1945: Mit 979 Bombern startet die britische Luftwaffe in Südengland zum letzten Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs auf Deutschland. Ihr Ziel: die Hochseeinsel Helgoland.
Bomben prasseln auf die Insel nieder
Mittags um kurz nach 12 Uhr geht auf der Nordsee-Insel der Alarm los: Die Briten greifen an. "Ich sehe noch das Bild der Flugzeuge über uns, die ihre Schächte öffneten und Bomben auf die Insel niederprasseln ließen", erinnert sich Dieter Baumann, damals 15 Jahre alt und als Flak-Helfer auf Helgoland eingesetzt. Zum ersten Mal habe er wirklich Todesangst gehabt, bekennt Baumann in dem Buch "Die Zerstörung Helgolands".
"Bunkerlaufen" wird für Helgoländer zum Alltag
Helgoland ist im Zweiten Weltkrieg keine friedliche Ferieninsel. Die Nazis haben die militärischen Anlagen ausbauen lassen. 1945 sind rund 3.000 Soldaten auf der Insel stationiert. Es gibt Flakgeschützstellen, einen Flugplatz der Luftwaffe und ein militärisches Bunkersystem samt U-Boot-Bunker. Für die Zivilbevölkerung wurden nach den ersten alliierten Bombenangriffen ab 1940 ebenfalls Bunker errichtet. Fast täglich treibt der Luftalarm die Helgoländer in die Luftschutzanlagen - immer, wenn die Bomberflotten auf dem Weg zum Festland die Insel passieren. So gehört das "Bunkerlaufen" für die Helgoländer zum Alltag, auch wenn nur selten Bomben auf die Insel fallen.
Überleben im Luftschutzbunker
Doch am 18. April 1945 ist nicht das Festland das Ziel, sondern Helgoland selbst mit seinen militärischen Anlagen. Viele erleben den Angriff in Luftschutzbunkern, zum Teil 18 Meter tief unter der Erde. Durch die Gänge der Zivilbunker werden verletzte Soldaten von draußen zum Krankenhausbunker getragen. Insgesamt fallen innerhalb von rund 100 Minuten etwa 7.000 Bomben. Eine zweite, schwächere Angriffswelle mit 19 Flugzeugen folgt am nächsten Tag.
285 Tote und Zerstörungen auf der Insel
Bei den beiden Bombenangriffen sterben 285 Menschen, vor allem Soldaten, Flak- und Marinehelfer. Die meisten Einheimischen können sich in die Bunker retten. Ihre Häuser jedoch, die Schule und die Kirche sind zerstört.
Eine Widerstandsgruppe scheitert
Besonders tragisch: Kurz vor den Bombardements versucht eine Gruppe von 15 Helgoländern, Kontakt zu den Briten aufzunehmen, um die Insel friedlich zu übergeben. Sie wollen Zerstörung und Blutvergießen verhindern. Doch ihr Plan fliegt auf, die Männer werden am frühen Morgen des 18. April verhaftet und vier Tage später in Cuxhaven standrechtlich erschossen. Heute erinnern auf der Insel sogenannte Stolpersteine im Straßenpflaster an die Widerständler.
2.500 Helgoländer müssen die Insel verlassen
Einen Tag nach den Bombardements wird die Insel evakuiert, die rund 2.500 Helgoländer müssen auf das Festland umsiedeln. Es ist ein Abschied für lange Zeit: Erst am 1. März 1952 geben die Briten die Insel an die Deutschen zurück. Die Helgoländer kehren heim auf eine komplett zerstörte Insel: 1947 hatten die Briten alle militärischen Anlagen mit einer gewaltigen Explosion gesprengt. Bis sieben Jahre nach dem Krieg nutzen sie die Insel als Ziel für Bombenabwürfe und zerstörten so die letzten Gebäude - bis auf den Flakturm.