Zeitreise: Über den Helgoländer Widerstand
von Andreas Schmidt
Noch immer zittern Petronella Rösch die Hände, wenn sie vom frühen Morgen des 18. Aprils 1945 erzählt. Es war noch dunkel. Männer in schwarzen Ledermänteln hatten das Haus ihres Stiefvaters Georg Braun umstellt. "Schrecklich war das", sagt Petronella Rösch. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 17 Jahre alt.
Militarisierter Vorposten in der Nordsee
Georg Braun war Dachdeckermeister und lebte mit seiner Familie auf dem Helgoländer Oberland. Er hatte gut zu tun; vor allem die Kriegsmarine gab dem Handwerksmeister immer wieder Aufträge. Helgoland war im Zweiten Weltkrieg durch und durch militarisiert - ein wichtiger Vorposten in der Nordsee, um das Festland vor britischen Bomberangriffen zu warnen. Doch genau diese hohe Relevanz machte die Insel zu einem potenziellen Ziel für das feindliche Militär.
Geplanter Widerstand zum Schutz
Was könnten die Insulaner also tun, um sich und die Insel vor vermeintlichen Luftangriffen zu schützen? Braun, ein geselliger, wohl auch aufbrausender Mann, entwickelte einen Plan: Er wollte Helgoland kampflos an die Briten übergeben, um die Insel so vor der Zerstörung durch Bomben zu retten. Ab Anfang 1945 scharte er deshalb eine Gruppe von Widerständlern um sich, im Unterland gab es noch eine weitere Gruppe.
Bombenangriff nicht verhindert
Doch der Plan wurde verraten. Georg Braun und seine Mitverschwörer wurden am Morgen des 18. April von der Gestapo verhaftet. Bereits mittags kam der verheerende Bombenangriff, den die "Verschwörer" so dringend verhindern wollten. Doch auch wenige Tage vor Kriegsende gab es keine Gnade: Fünf der Widerständler wurden am 21. April in Cuxhaven zum Tode verurteilt und noch am selben Abend hingerichtet.