Helgolands geheimnisvolle Geschichte - Chronik einer Insel

Stand: 07.09.2024 00:00 Uhr

Von der britischen Herrschaft über die große Sprengung 1947 bis heute: Die Geschichte der Nordseeinsel Helgoland steckt voller Geheimnisse. Die wichtigsten Stationen, die das NDR Fernsehen auch in "Unsere Geschichte" zeigt, im Überblick.

Archäologische Funde zeugen davon, dass Helgoland bereits in der mittleren Steinzeit besiedelt war. Die erste gesicherte schriftliche Erwähnung stammt aus der Zeit um 800. Sie berichtet von christlichen Missionierungsversuchen der friesischen Stämme, die die Insel bewohnten. Etwa ab 1400 gehört Helgoland zu wechselnden schleswig-holsteinischen Grafschaften oder Herzogtümern. Es folgen Dänen, Briten und Deutsche. Durch die Bombardierungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg wird Helgoland fast vollständig zerstört. In den 1950er-Jahren bauen die Insulaner die Insel wieder zum Urlaubsziel aus.

  • 1714: Dänen erobern die Insel - Helgoland wird dänisch. Die Insulaner leben vom Fisch-, Wal- und Robbenfang, arbeiten als Lotsen und bauen Muschelkalk ab.

  • 1807: Briten nehmen Helgoland ein - Die Briten nehmen die strategisch günstig gelegene Hochseeinsel ein. Sie wollen die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre gegen britische Waren umgehen. Helgoland floriert als Stapelplatz für Schmuggelware - bis die Sperre 1814 aufgehoben wird.

  • 1826: Helgoland wird Seebad - Als neue Einnahmequelle entdecken die Helgoländer den Tourismus. 1826 gründet Jacob Andresen Siemens auf der Düne ein Seebad. In den Folgejahren entwickelt sich Helgoland zu einem beliebten Ziel für Künstler und Kurgäste. 1834 fahren die ersten Dampfschiffe von Hamburg aus zur Insel, außerdem entstehen ein überdachtes Schwimmbad, eine Landungsbrücke und ein Kurtheater. In der Saison 1886 kommen 8.370 Badegäste nach Helgoland.

  • 1. Juni 1890: Helgoland wird deutsch - Die Briten übergeben Helgoland an das Deutsche Reich. Beim Staatsakt am 10. August mit 11.000 Gästen ist der Kaiser persönlich anwesend. Die Übernahme ist Bestandteil eines Interessenausgleichs beider Länder, der im Helgoland-Sansibar-Vertrag festgeschrieben ist. Das Deutsche Reich tritt den Briten Gebiete in Ost- und Südwestafrika ab und erhält im Gegenzug Helgoland.

  • 1. April 1910: Eröffnung der Vogelwarte - Helgoland ist eine Oase für Zugvögel. Als im April 1910 die Vogelwarte auf der Insel eröffnet, ist dies ein Meilenstein in der Erforschung des Vogelzugs.

  • August 1914: Bewohner müssen die Insel verlassen - Als Seefestung dient Helgoland im Ersten Weltkrieg dem Militär, um die Deutsche Bucht vor der britischen Flotte zu schützen. Zu Kriegsbeginn müssen die knapp 3.500 Halunder, wie sich die Insulaner selbst nennen, deshalb im August 1914 ihre Heimat verlassen.

  • Dezember 1918: Helgoland wird entmilitarisiert - Nach Kriegsende kehren die Insulaner im Dezember 1918 zurück. Sie finden zwar viele Häuser beschädigt und geplündert vor, zerstört ist Helgoland aber nicht, denn die Kriegsgegner haben die Insel weder betreten noch beschossen. Auf Grundlage des Versailler Vertrags wird Helgoland entmilitarisiert. In den 20er-Jahren blüht der Tourismus wieder auf.

  • 31. Mai 1926: James Krüss wird auf Helgoland geboren - Der Geschichtenerzähler gehört zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren der Nachkriesgzeit. Kindheit und Jugend verbrachte Krüss auf der Nordseeinsel - und so ist sie zur Kulisse vieler fantastischer Abenteuer in seinen Büchern geworden.

  • 1935: Nazis beginnen mit der Remilitarisierung - Ab Mitte der 30er-Jahre treiben die Nationalsozialisten die Remilitarisierung Helgolands voran. Die bestehenden Bunker und Tunnel werden instand gesetzt und erweitert, der Hafen wird für große Kriegsschiffe und U-Boote ausgebaut.

  • 3. Dezember 1939: Erste Bomben fallen - Die britische Luftwaffe fliegt im Zweiten Weltkrieg den ersten Bombenangriff auf die Insel, weitere folgen im Mai 1940. Die Folge: Tod und Zerstörungen. Danach wird tief im Felsen ein Bunkersystem für Zivilisten geschaffen.

  • 18. April 1945: Bombenangriff legt Helgoland in Schutt und Asche - Helgoland erlebt den schwersten Bombenangriff mit fast 1.000 Bombern. Die meisten Insulaner können sich in die Luftschutzbunker retten, das Dorf wird aber fast komplett zerstört. Nach dem Angriff wird die Insel evakuiert.

  • 18. April 1947: Operation "Big Bang" auf Helgoland - Mit einer der größten Explosionen der Weltgeschichte sprengen die Briten die Militäranlagen der Insel. Dabei entsteht ein riesiger Krater. In den Folgejahren bleibt die Insel weiterhin Ziel von Bombenabwürfen zu Übungszwecken.

  • 20. Dezember 1950: Zwei Studenten besetzen die Insel - Gemeinsam mit seinem Kommilitonen Georg von Hatzfeld besetzt René Leudesdorff Helgoland, um für die Rückgabe der Insel zu demonstrieren.

  • 1. März 1952 - Helgoland ist wieder deutsch - Nach sieben Jahren britischer Besatzung weht ab 1952 auf Helgoland wieder die schleswig-holsteinische Flagge. Für die Insulaner ist es eine Heimkehr in ein Trümmerfeld.

  • 1962: Nordseeheilbad und Einkaufsparadies entstehen - Schon kurz nach der Rückgabe an Deutschland kommen wieder die ersten Touristen nach Helgoland. Seit 1962 darf sich die Insel Nordseeheilbad nennen. Bis heute leben die rund 1.300 Einwohner überwiegend vom Tourismus. Dabei profitieren sie auch davon, dass Einkäufe auf Helgoland von Zollabgaben und Mehrwertsteuer befreit sind.

  • 26. Juni 2011: Mehrheit stimmt gegen Aufschüttung - In einem Bürgerentscheid wendet sich die Mehrheit gegen Pläne, Hauptinsel und Düne wieder zu vereinen. Ziel des Projektes war es, durch Landaufschüttungen neue Flächen für touristische Anlagen zu gewinnen.

  • Januar 2021: Die Stiftung Nordseemuseum legt verschüttete Bunkergänge frei - Der Ausbau der begehbaren unterirdischen Bunkeranlagen, die der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg zum Schutz dienten, ist inzwischen zu besichtigen.

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Dieses Thema im Programm:

Unsere Geschichte | 07.09.2024 | 12:00 Uhr

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