Berlinale: Goldener Bär für Raubkunst-Doku über Benin-Bronzen
"Dahomey", eine Dokumentation über Restitution von Kunst von Frankreich nach Benin von Mati Diop, hat den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. Der Hamburger Regisseur Matthias Glasner erhielt den Silbernen Bären.
Glasner hat mit seinem bis dato persönlichsten Drama beim Wettbewerb der Berlinale teilgenommen. Er hat am Sonnabend im Berlinale Palast den Silbernen Bären für das beste Drehbuch für "Sterben" entgegengenommen. Es sei ein "Film über den Mangel an Liebe, aber er wurde mit viel Liebe gemacht", so Glasner.
"Wir haben es alle sehr genossen, zu erleben, wie das Publikum auf den Film reagiert. Ich habe mich selbst und mein Herz geöffnet. Ich liebe das Kino so sehr und erlebe es als einen Raum voller Erfahrung. Es ist ein Preis, den ich für das Kino gern entgegennehme." Seine fünfjährige Tochter habe ihm etwas Wichtiges gesagt - und sie sei am Anfang seines dreistündigen Dramas zu sehen: "Du musst auf dein Herz hören".
"Dahomey" - Goldener Bär für Kunstrestitionsdoku
Den Goldenen Bären erhielt "Dahomey" der Regisseurin Mati Diop. Der Dokumentarfilm handelt von 26 im Jahr 1892 geraubten Benin-Bronzen, die von Paris zurück ins Königreich Dahomey restituiert werden - das heutige Benin. Die Berlinale sei "der richtige Ort und die richtige Zeit, um den Film vorzuführen", dankte Lévy der Jury. "Dieser Preis würdigt nicht nur mich, sondern die Sichtbaren und die Nicht-Sichtbaren."
Der Silberne Bär "Großer Preis der Jury" ging an einen Stammgast im Wettbewerb der Berlinale, an den Regisseur Hong Sangsoo aus Südkorea und seinen Film "A Traveler's Needs". Mit dem Silbernen Bären "Preis der Jury" zeichnete die siebenköpfige Jury den französischen Sci-Fi-Film "L' Empire" von Bruno Dumont aus - einer Art Persiflage auf Weltraumfilme wie "Star Wars". Als bester Regisseur wurde Nelson Carlos de Los Santos Arias für einen außerordentlichen Film über ein Nilpferd, "Pepe", mit einem Silbernen Bären geehrt.
Schauspielpreise für Emily Watson und Sebastian Stan
Die Berlinale unterscheidet nicht mehr nach Geschlecht bei den Schauspielpreisen - nur nach Haupt- und Nebenrolle. Den Silbernen Bären für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle erhielt der US-Amerikaner Sebastian Stan für seinen Edward in "A Different Man". Der Schauspieler freut sich über die Auszeichnung - "meine erste in Europa". Den Silbernen Bären für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle erhielt Emily Watson. Sie spielt eine Nonne im Eröffnungsfilm "Small Things Like These", einem irischen Drama über Missbrauch in der katholischen Kirche in den 80er-Jahren.
Watson widmete den Bären den missbrauchten Frauen. Insgesamt waren beim Internationalen Festival 20 Filme im Wettbewerb. 19 Filme wurden als Weltpremiere gezeigt. Bei sechs der 20 Filme haben Frauen Regie oder Co-Regie geführt.
Szenenapplaus und Standing Ovations bei iranischem Film "My Favourite Cake"
Leer aus gingen etwa die als Favoritin gehandelte Liv Lisa Fries für ihre Rolle als junge Widerstandskämpferin Hilde Coppi im Zweiten Weltkrieg im Historiendrama "In Liebe, deine Hilde". Es erzählt von ihrem kurzen Leben, der Liebe und ihrem Tod in Berlin und war für den deutschen Regisseur Andreas Dresen die fünfte Einladung zu den Filmfestspielen Berlin. Ebenfalls keinen Preis erhielt der Kritikerliebling "My Favourite Cake" aus dem Iran. Es gab bei der Weltpremiere des iranischen Filmes über eine 70-jährige Seniorin, die in Teheran ihr Liebesleben wiederentdeckt, Szenenapplaus und Standing Ovations.
"Sterben" mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger feiert Weltpremiere im Wettbewerb
Der in Hamburg geborene Filmemacher Matthias Glasner präsentierte mit "Sterben" ein Familiendrama mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger. Darin geht es, wie der Titel vermuten lässt, um den Umgang mit dem Leben und dem Tod. Die deutsche Schauspielerin Nina Hoss war in der französisch-deutsch-belgischen Produktion "Langue Étrangére" von Claire Burger zu sehen.
"Oppenheimer"-Darsteller Cillian Murphy spielt Hauptrolle
Mit der Weltpremiere des irisch-belgischen Dramas "Small Things Like These" eröffnete die diesjährige Berlinale. Regisseur Tim Mielants thematisiert darin die Enthüllungen über die irischen Magdalenen-Wäschereien - entsetzliche Heime, die von den 1820er-Jahren bis 1996 von römisch-katholischen Institutionen betrieben wurden, vorgeblich um "gefallene junge Frauen" zu reformieren. Hauptdarsteller im 1985 angesiedelten Film ist der irische Schauspieler Cillian Murphy ("Oppenheimer"), den Mielants als Regisseur der gemeinsamen Serie "Peaky Blinders" kennt. Im Film deckt Kohlenhändler Bill Furlong (Murphy) die grausamen Geheimnisse des Klosters in seiner Stadt auf.
"The Outrun" mit Saoirse Ronan: Vom Sundance zur Berlinale 2024
Außerdem lief im Panorama das neue Drama "The Outrun" der in Braunschweig geborenen Regisseurin Nora Fingscheidt ("Systemsprenger") und feierte in Berlin internationale Premiere. Uraufführung des Dramas war beim US-Filmfest Sundance. Darin spielt die US-amerikanisch-irische Schauspielerin Saoirse Ronan die trockene Alkoholikerin Rona, die in ihre Heimat auf die entlegenen schottischen Orkney-Inseln zurückkehrt. Dort vermischen sich ihre Kindheitserinnerungen mit der jüngsten, von Sucht geprägten Zeit. Die internationale Koproduktion wurde unter anderem von der Hamburger Produktionsfirma Weydemann Bros. produziert und von der Moin Filmförderung unterstützt. In Hamburg wurde ein Teil des Films nach den Dreharbeiten bearbeitet. Auch Fingscheidts internationaler Durchbruch, das Drama "Systemsprenger", lief zuerst bei der Berlinale - damals im internationalen Wettbewerb.
Martin Scorsese hat Goldenen Ehrenbären erhalten
US-Regisseur, Autor und Produzent Martin Scorsese erhielt am Dienstag den Goldenen Ehrenbären der Berlinale 2024. Der Preis wurde dem 81-jährigen Oscar-Preisträger für sein Lebenswerk verliehen, die Laudation hielt der ebenfalls für einen Oscar nominierte Wim Wenders ("Perfect Days"). Im Winter lief Scorseses Drama "Killers of the Flower Moon" im Kino, es ist für zehn Oscars nominiert. Der preisgekrönte Regisseur ist bekannt für zahlreiche Filme, darunter "Taxi Driver", "Wie ein wilder Stier", "Casino", Aviator", "The Wolf of Wall Street" und "Gangs of New York". Davon liefen einige bei der Berlinale - und 2008 eröffnete seine Rollings-Stones-Dokumentation "Shine a Light" sogar das Festival.
Adam Sandler, Carey Mulligan zu Gast in "Berlinale Special"
Hollywoodstar Adam Sandler war zum ersten Mal in Berlin auf dem Festival mit dem Film "Spaceman". Auch Sandlers Filmpartnerin in dem Science-Fiction-Film, Carey Mulligan (aktuell zu sehen in "Maestro"), war bei der Premiere dabei. Julia von Heinz ("Und morgen die ganze Welt") hat in der Reihe ihr jüngstes Werk "Treasure" präsentiert, das mit Lena Dunham und Stephen Fry besetzt ist. Der österreichische Kabarettist Josef Hader präsentierte nach "Wilde Maus" seine nächste Tragikomödie "Andrea lässt sich scheiden" in der Sparte Panorama. Darin spielt Birgit Minichmayr eine Polizistin auf dem Land, die kurz vor der Scheidung steht. Aus Versehen läuft ihr eines Nachts ihr betrunkener Noch-Ehemann (Josef Hader) vor die Haube - und sie begeht Fahrerflucht.
Die 74. Berlinale war das letzte Filmfest des Leitungsduos Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Im April übernimmt die US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals, Tricia Tuttle.