Hamburgerin Claudia Scharf bringt Fantasy-Kinderbuch zur Berlinale
Die Hamburger Autorin Claudia Scharf hat ihren Fantasy-Debütroman "Das Geheimnis von Nox" für Kinder ab acht beim Filmfest in Berlin präsentiert, damit er mit Glück verfilmt wird. Ein Gespräch über die cineastische Tages- und Nachtwelt im Roman und das Leben als Autorin mit kleiner Tochter.
Die gebürtige Fränkin und in Hamburg lebende Autorin Claudia Scharf hat Jahre lang Kinderbücher lektoriert, bis sie angefangen hat, selbst welche zu schreiben. Einige von ihr lektorierte Romane sind an der Kinokasse zu Hits verfilmt worden, etwa "Die Schule der magischen Tiere" und "Ponyherz". Ihr frisch erschienenes Fantasy-Romandebüt "Das Geheimnis von Nox" für Kinder ab acht ist der Auftakt zu einer Buchreihe um den Jungen und "Tagling" Fill Willekin in der aufregenden magischen Welt der "Nachtlinge". Dieser könnte jetzt verfilmt werden: Denn die 43-Jährige hat beim Festival Berlinale am Sonntag ihr Buch bei "Books at Berlinale" vorgestellt. Dort haben zehn Autor*innen und deren Verlage in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse aus aller Welt vor Produzent*innen und Agenten ihre Neuerscheinungen vorgestellt, die sich besonders gut für eine Verfilmung eignen. Das Gespräch wurde vor dem Termin in Berlin geführt.
Frau Scharf, nur zehn Bücher aus aller Welt werden bei der Berlinale vorgestellt. Ihr Kinderbuch "Das Geheimnis von Nox" ist das einzige Fantasy-Buch aus Deutschland. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gehört haben, dass Ihr Romandebüt dabei ist?
Scharf: Das klingt so bombastisch! Ich habe mich riesig gefreut. Ich dachte: "Der kleine Fill, hoffentlich stolpert er nicht" auf der großen Bühne. Dass das Buch jetzt diese Berlinale-Bühne erfährt - in dieser Flut an Neuerscheinungen, ist toll. Weil die eigene Geschichte doch sehr klein wird, wenn sie in einer Buchhandlung so zwischen allem liegt.
Hätten Sie eine Idee, in welche Richtung eine Verfilmung gehen könnte?
Scharf: Nein, das Wichtige ist, dass jemand den Kern der Geschichte versteht: die Stimmung, die Stimmfarbe, die Sprachspiele. Tag und Nacht sind ein Urtopos der Menschheit, natürlich ist das auch ein spannender Filmstoff.
Was passiert in "Das Geheimnix von Nox", wo es um eine besondere Freundschaft geht?
Scharf: Das Buch erzählt die Geschichte des Taglings Fill Willekin. Er lebt zusammen mit seinem Vater in einem kleinen beschaulichen Dorf. Sein Vater ist ein "Quaschelbauer" - er baut Quaschelfrüchte an, die für magische Tränke gebraucht werden. Eines Tages jedoch macht Fill etwas, was er auf keinen Fall darf: Er geht nachts nach draußen - nach Nox. Er bricht damit die wichtigste Regel, die es für einen Tagling gibt: bloß nicht nach Nox. Denn dort lauert Gefahr. In der Nachtwelt begegnet er einer Nachtling namens Issa, die er schnell als neue Freundin gewinnt, einem magischen sprechenden Glühwürmchen, einer Flederratte, einem Bubububo, einer Gewitterziege, einem Makikobold und noch vielen anderen Wesen der Nacht.
Wie kamen Sie nach Ihrer langen Tätigkeit als Kinderbuchlektorin zum eigenen Schreiben?
Scharf: Ich war 15 Jahre lang Kinderbuchlektorin. Bei Carlsen in Hamburg waren es ausschließlich Kinderbücher von sechs bis zwölf Jahren. Ich habe "Die Schule der magischen Tiere" lektoriert, auch "Endlich Ferien" und "Bitte nicht öffnen" von Charlotte Habersack, das jetzt verfilmt wird, "Ponyherz" und "Die unlangweiligste Schule der Welt".
Ich habe zunehmend Lust auf eigenes Schreiben bekommen. Ich hatte ein paar Pixi-Bücher schreiben dürfen, das hat mir wahnsinnig Freude gemacht und habe jede Menge Geschichten angefangen. Als ich während der Corona-Zeit in der Elternzeit war, hatte ich viele schlaflose Nächte. Da habe ich einen dieser Anfänge zu Ende getippt: "Das Geheimnis von Nox".
Das Buch zeichnet sich auch grafisch dadurch aus, dass es helle und auch dunkel gestaltete Seiten enthält, in der Fill in die Nachtwelt von Nox eintaucht. War das von Anfang an ein Element - dieses Hell- und Dunkel-Gestalten?
Scharf: Als Lektorin denke ich, wenn ich einen Stoff habe, sehr visuell. Dieses Thema Tag-Nacht gibt sehr viel her, auch in der Gestaltung. Die Lorbeeren der Umsetzung gehören der Lektorin Anna Herberhold, die das mit der Illustratorin Lisa Forsch ausgetüftelt und liebevoll konzipiert hat. Ich bin sehr glücklich darüber, wie das geworden ist.
Das Buch strotzt vor originellen Wortspielen, der magischen Pfanne Pfannika, der Gewitterziege. Wann kommen Ihnen die Eingebungen zu den Wortschöpfungen?
Scharf: Ich liebe Kalauer. Ich erlebe das auch mit meiner vierjährigen Tochter. Kinder sind immer ein großartiger Pool an Sprachblödeleien. Manchmal absichtlich, manchmal aus Versehen.
Wie gut kennt Ihre Vierjährige dieses Buch?
Scharf: Sie hat den Schreibprozess miterlebt. Als der Umschlag kam, fand sie das interessant. Für sie ist die Geschichte - "Der Tagling darf nicht in die Nacht" - sehr nachvollziehbar. Wenn wir im Dunklen im Winter unterwegs sind, sagt sie: "Jetzt sind wir in Nox."
Was ist alles seit dem Erscheinen des Buches im November passiert?
Scharf: Ich habe schon Leserpost und einen wunderbares Quaschelbaum-Bild geschickt bekommen, ich habe schon von Lesern erfahren, die Referate über "Nox" gehalten haben. Im April erscheint meine zweite Reihe bei Carlsen, ein Manga-Roman mit vielen Illustrationen. Es geht um "Cat Girls" und erzählt von zwei Mädchen, die katzenartige Fähigkeiten an sich entdecken.
Hat die Tatsache, dass Sie eine kleine Tochter haben, einen Einfluss aufs Schreiben gehabt?
Scharf: Bei diesem Buch eher weniger. Bei anderen schon. Bei den „Cat Girls“ gibt es eine Nebenfigur, die kleine Schwester, die ist schon sieben, aber ich oktroyiere die ganze Zeit Verhaltensweisen meiner Tochter auf sie und liebe diese Nebenfigur über alles. Ich bin seit zwei Jahren selbständige Autorin. Die Selbständigkeit und das Schreiben von Büchern ist bei all den Herausforderungen, die es mit sich bringt - ich bin alleinerziehend - leichter mit dem Alltag zu vereinbaren als ein Angestelltenverhältnis. Da gibt es so viele Erwartungen von so vielen Parteien. Das ist beim Schreiben anders. Da habe ich meine Geschichte, die ist dicht bei mir, die wartet auf mich. Mein Kind hat hier gefühlt mehr Raum.
Das Gespräch führten Patricia Batlle und Nina Englert.
Halt dich fern von der Nacht, Für Taglinge ist der Tag gemacht
So lautet die Regel: Der Tag gehört den Taglingen,
Sonnenelfen, Singvögeln und vielen anderen Tagwesen
Nach Sonnenuntergang jedoch erwacht Nox,
das Reich der glitzernden Sterne und funkelnden Glühwürmchen,
der Füchse und Igelinge und unzählige andere Kreaturen der Dunkelheit.
Die Magischen, mächtige Zauberer, wachen über die Trennung von Hell und Dunkel.
Kein Tagling betritt Nox. So war das zu allen Zeiten. Und dann kam Fill.
Claudia Scharf: Auszug aus "Das Geheimnis von Nox" (Buchreihe)