Kino im Kleinen Theater: Das Kult-Kino von Bargteheide
In Berlin beginnt die Berlinale - mit vielen Zuschauern und großen Stars. Solche Kinoveranstaltungen hat die Kleinstadt Bargteheide in Schleswig-Holstein nicht zu bieten. Dafür aber das etwas andere Kinoerlebnis, für das viele Filmfreunde ehrenamtlich großen Einsatz bringen.
Etwa 10.000 Besucher kommen jährlich ins Kino im Kleinen Theater in Bargteheide und erfreuen sich an dem großen Saal mit seinen 344 Plätzen und roten Samtsitzen - und an der interessanten Filmauswahl. "Wir wissen mittlerweile ziemlich gut, was unsere Gäste sehen wollen und was sie nicht sehen wollen", so Norbert Ohl, der geschäftsführende Vorstand vom "Kino im Kleinen Theater". "Blockbuster aus den USA, die neusten Marvel-Filme: Das haben wir alles versucht. Da hatten wir vier, fünf Zuschauer. Gestern Abend lief eine Dokumentation über "Krähen", da hatten wir 60 Zuschauer."
Einfallsreiches Arthouse-Programm
Deswegen machen Ohl und sein Team ein einfallsreiches Arthouse-Programm: neben Festival-Gewinnern laufen Kinder- und Animationsfilme, Klassiker, Dokus und Musikfilme, Opern- und Ballettübertragungen. Ohl erläutert das Konzept: "Wir versuchen gerne, nicht einfach nur einen Film zu zeigen, wir versuchen, möglichst auch Filmschaffende dazu einzuladen." Das geschieht regelmäßig. Zum Beispiel im März: Dann zeigt das Kino einen Film, für den es keinen Verleih gibt. "Den gibt es also in den anderen Kinos nicht", sagt Norbert Ohl. "Das ist ein Konzert und eine Dokumentation über Manfred Krug. Den hat sein ehemaliger Musikproduzent gedreht. Der kommt selbst als Gast und bringt den Sohn von Manfred Krug mit, der Anekdoten vorliest aus einer Biografie von Manfred Krug, natürlich über seinen Vater berichtet und dem Publikum Rede und Antwort steht."
In diesem Jahr wird auch der Ü-70-Chor "Heaven Can Wait" live auftreten - flankiert von der gleichnamigen Dokumentation über den Chor. Im September findet zum fünften Mal das Kurzfilmfest statt - ein in der Branche bereits etabliertes und beliebtes Festival.
Großes Engagement aus Liebe zum Kino
"Wir sind ein ehrenamtlich geführtes Haus", sagt Norbert Ohl. Der Mann, der für den Kinobetrieb zuständig ist, wird von vielen Bargteheider Bürgern unterstützt. Eine Gruppe von zwölf Leuten kümmert sich operativ um alles - Bühne und Kino. "Dann gibt es noch ein Netzwerk von Helfern, die bei allen möglichen Dingen helfen, das sind etwa 20, 30 Menschen." Sie arbeiten an der Programmgestaltung, kümmern sich um Tontechnik, Einlass und Printprogramm, aktualisieren die Webseite oder bestücken die Schaukästen. "Das geht nur, wenn das Herz dabei ist", so Rena Eckart, eine der Ehrenamtlichen. Sie ist nicht nur mit viel Herzblut, sondern manchmal auch von morgens bis abends im Einsatz. "Gestern ging es morgens um acht Uhr los, dann bis 17 Uhr Sitzungen und am Abend der Film. Ich bin auch im Nachgang noch mit dem Filmvorführer ein paar Sachen durchgegangen, weil das sind junge Leute, die brauchen auch eine Betreuung. Aber danach bin ich dann auch sehr zufrieden mit dem Tag und der Sache", schildert Eckart.
Kleines Kino mit großen Zukunftsperspektiven
Das "Kino im kleinen Theater" in Bargteheide macht vieles anders. Es verkauft keine Tacos und kein Popcorn, macht also keinen Umsatz mit Getränken und Snacks. Aber es hat ein liebevoll kuratiertes Programm, ein treues und interessiertes Stammpublikum und eine motivierte Mannschaft an Ehrenamtlichen - Gründe genug, um Norbert Ohl und Rena Eckart positiv in die Zukunft blicken zu lassen: "Eindeutig ja!", sagt Ohl - und Eckart pflichtet ihm bei: "Dem stimme ich auch zu, ich hab ganz gute Gefühle".