"Wilde Maus": Haders Komödie mit Wiener Schmäh in ARD Mediathek
Bis zum 10. April steht Josef Haders Regiedebüt "Wilde Maus" von 2017 in der ARD Mediathek. Darin grantelt sich der arbeitslose Journalist Georg in der Midlifecrisis (gespielt von Hader) durchs Leben.
Wunderbarer Wiener Schmäh prägt die Komödie, deren anfänglich messerscharfen Dialogen es am Ende ein wenig an Schärfe mangelt. Hierzulande ist Josef Hader hauptsächlich durch seine Rolle als Privatdetektiv Brenner in diversen Verfilmungen von Wolf-Haas-Krimis ("Silentium", "Der Knochenmann") bekannt. 2017 gab er sein Regiedebüt auf der Kinoleinwand. Der Schauspieler, Autor, Regisseur und Kabarettist ist vor wenigen Wochen 61 Jahre alt geworden. Er spielte auch die Hauptrolle in Maria Schraders Drama "Vor der Morgenröte". Zuletzt war er etwa im Kinofilm "Die Geschichte meiner Frau" von Ildikó Enyedi zu sehen, der zum Teil in Hamburg verfilmt wurde.
Haders "Wilde Maus" lief zuerst bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Die Komödie mit wunderbaren Wiener Schmäh um einen arbeitslosen Journalisten mit Rachegefühlen steht noch bis zum 10. April in der ARD Mediathek (FSK 12).
Vom Musikjournalisten zum Achterbahnbetreiber
"Wenn ich Sie weiterbeschäftige, dann müsste ich stattdessen drei Junge Redakteure rausschmeißen. Familienväter, alleinerziehende junge Mütter", sagt Georgs Chef, als er ihm kündigt. "Ah, mir kommen so die Tränen, wirklich..." In Wirklichkeit kommen dem gerade entlassene Musikkritiker, den Hader in seinem Film auch selbst spielt, nicht die Tränen, sondern in ihm steigt vor allem Wut empor. Denn seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind definitiv ziemlich eingeschränkt.
Josef Hader, der nach eigener Aussage nichts gelernt hat und daher Kabarettist wurde, hat sein berufliches Betätigungsfeld hingegen erweitert: Er ist Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in "Wilde Maus". Das ist übrigens die Bezeichnung für einen bestimmten Typ von Achterbahn. Ein derartiges Fahrgestell findet sich auch auf dem berühmten Wiener Prater. Denn genau dort findet Georg eine neue Arbeit.
Für Josef Hader eine folgerichtige Kombination: "Dann hab ich mir gedacht, es soll ein Kritiker sein für klassische Musik; weil ich wirklich gern klassische Musik im Film haben wollte. Und dann habe ich mir gedacht, wo schick ich den hin, wo ich von der Bürgerlichkeit und von der Klassik irgendwohin schneiden kann, wo die mit Abstand grässlichste Musik spielt in der Nähe. Und dann hab ich mir gedacht, dass ist im Prater. Immer wenn ich da bin, ich finde es super dort, aber nach anderthalb Stunden krieg ich Schädelweh."
"Wilde Maus" von und mit Josef Hader: Knackige Dialoge verlieren an Biss
Es wäre übertrieben zu behaupten, man bekäme Kopfschmerzen beim Anschauen des Films, aber die anfangs messerscharfen Pointen und knackigen Dialoge verlieren nach einer guten halben Stunde deutlich an Biss. Georg, der arbeitslose Mann in der Midlifecrisis, grantelt sich so durchs Leben. Neben seiner Arbeitslosigkeit, von der er natürlich seiner Freundin nichts erzählt, bringt ihn auch noch ihr Kinderwunsch ziemlich ins Schleudern.
Es ist der wunderbare Wiener Schmäh, der vieles in der Geschichte rettet, der es nicht an Zutaten mangelt, aber an Schärfe. Denn wenn Georg zunehmend auf Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Chefredakteur geht - und das geht von Einbruch bis hin zum Mordversuch - oder sich gockelhaft in die Freundin seines Kompagnons verliebt, die natürlich seine Tochter sein könnte, hat das durchaus Potenzial und lässt auch vielfach subtil Gesellschaftskritik erkennen. Aber es bleibt zu zahm.
Als Schauspieler gibt Hader einen Mann, der in seiner Tonart durchaus an seinen Detektiv Brenner aus den Wolf-Haas-Verfilmungen erinnert. Sich selbst und seine Kollegen inszeniert er durchaus feinfühlig. Nur diese Satire über Mittelstandsexistenzen ist es leider über lange Strecken schlicht langweilig.
Wilde Maus
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2017
- Produktionsland:
- Österreich, Deutschland
- Zusatzinfo:
- mit Josef Hader, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann
- Regie:
- Josef Hader
- Länge:
- 103 Min.
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 9. März 2017