Frauen in 70er-Jahre-Kleidung stehen und sitzen in einer Küche - Szene aus der ZDF-Serie "Ku'damm 77". © ZDF / Conny Klein Foto: Conny Klein

Am Set von "Ku'damm 77": Erfolgsserie taucht in 70er-Jahre ein

Stand: 02.04.2025 08:13 Uhr

Sogar ein Musical gibt es zur erfolgreichen Tanzschulserie "Ku'damm", der Nachkriegsserie des ZDF mit Claudia Michelsen. Nun dreht das Filmteam die vierte Staffel, die in den 1970er-Jahren spielt - auch mit einer Hamburger Kostümbildnerin. Ein Setbesuch.

Vier Frauen stehen in historischen 70er-Jahre Kostümen und Frisuren auf dem Berliner Kudamm bei Dreharbeiten zu einer Serie © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Hannes P. Albert
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von Anna Wollner

Es geht weiter mit dem fiktiven Generationenporträt der Familie Schöllack, Inhaber der Tanzschule Galant auf dem Berliner Kurfürstendamm. Nach "Ku'damm 56" von 2016 und den Staffeln zwei und drei "Ku'damm 59" und "Ku'damm 63" und sogar einem eigenen Musical.

Ausstrahlung von "Ku'damm 77" voraussichtlich im März 2026

Ein Mann hantiert an einem Schild an einer Berliner Fassade, darauf steht "Galant" für die Dreharbeiten zu einer Serie am Berliner Ku'damm © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Hannes P. Albert
"Tanzschule Galant": Das ganze Bühnenbild wird in die 1970er-Jahre getaucht.

Aktuell finden die Dreharbeiten zu Staffel vier mit dem Titel "Ku'damm 77" statt - nach einem Zeitsprung von 14 Jahren. Der Ausstrahlungstermin ist voraussichtlich in einem Jahr: im März 2026. "Wir wagen es, gehen bitte auf Anfang und machen es drehfertig", heißt es vom Set. Selbst für Berliner Verhältnisse sind die Geschehnisse in der Richard-Wagner-Straße im Herzen Charlottenburgs besonders und auffällig. Der Straßenname und der Eingang der U-Bahn-Station wurden mit Kurfürstendamm überklebt, alte Leuchtreklamen mit "Schreibwaren" oder "Deutsche Post" strahlen von den Häuserfassaden.

Golden umrahmte Schaukästen stehen auf dem Gehweg. Am Straßenrand steht ein alter BVG-Bus, auf der Kreuzung ein alter Streifenwagen. Der Verkehr ist fest in der Hand von historischen Filmautos: Opel, Porsche, Mercedes, ein alter VW-Käfer, selbst eine Ente ist dabei.

Echte 1970er-Jahre Vibes am Set

Gelbe zweistöckige Busse stehen am Straßenrand, davor stehen Menschen in 70er-Jahre Kleidung - für die Dreharbeiten zu einer Serie am Berliner Ku'damm © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Hannes P. Albert
Der Verkehr ist fest in Hand historischer Filmautos: Opel, Porsche, Mercedes, ein alter VW-Käfer, selbst eine Ente ist dabei.

Statisten in 70Jahre-Kleidung warten auf Anweisungen von Regisseur Maurice Hübner, der vor dem Eingang der "Tanzschule Galant" hinter einer Videobox steht und letzte Anweisungen für die nächste Szene gibt: "Wir machen jetzt noch einen großen Shot aus dem zweiten Film mit Claudia Michelsen, die aus der Tanzschule rauskommt, eine kleine Kranfahrt mit Gedächtniskirche im Hintergrund.", sagt Hübner.

Die Gedächtniskirche ist allerdings Luftlinie knapp drei Kilometer entfernt, sie muss hinterher digital hinzugefügt werden. Echt fühlt es sich trotzdem an, nicht nur wegen der vielen historischen Filmautos, deren Dieselgeruch in der Luft hängt, sondern auch wegen der Kostüme. Über 60 Statisten tummeln sich auf der Straße, alle in Originalklamotten aus der Zeit.

Hamburger Kostümbildnerin Judith Holste über Originalkostüme

Für die Hamburger Kostümbildnerin Judith Holste war das vor allem Recherchearbeit im Fundus - mit norddeutscher Unterstützung. "Mit so einem tollen Fundus hier in Berlin ist das phänomenal für die Theaterkunst, es gibt da ganz viele Originalkostüme und da hatte ich eine gute Quelle, aus der ich schöpfen konnte. Schwierig ist es ein bisschen, die Maße anzupassen, weil die Körper in den 1970ern einfach anders waren." Für Holste war das wie im Paradies.

Claudia Michelsen über die Zwänge einer Matriarchin

Vier Frauen stehen in historischen 70er-Jahre Kostümen und Frisuren auf dem Berliner Kudamm bei Dreharbeiten zu einer Serie © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Hannes P. Albert
Nicht nur das Bühnenbild ist aus den 1970er-Jahren, sondern auch die Klamotten der Schauspielerinnen und Schauspieler.

Claudia Michelsen spielt die Matriarchin Caterina Schöllack. Sie trägt einen strengen blauen Hosenanzug und wartet auf ihren nächsten Einsatz. Sie findet am Rand der Dreharbeiten kurz Zeit, um über die vierte Staffel zu sprechen, in dem diesmal die Frauen im Vordergrund stehen: "Es geht um jede Einzelne Frau mit ihrer Geschichte, ihren Verlusten, Begegnungen, Liebe auch die Liebe zu den eigenen Kindern, in Caterinas Fall zu den Enkeln." Es gehe auch um die Zwänge, in denen die Frauen aufgewachsen sind und aus denen sie sich befreit haben. Es gehe um alles, was zum Leben dazu gehört, erklärt Michelsen über das Thema dieser Staffel.

Die beiden Schöllack-Töchter-Schauspielerinnen Maria Ehrich und Sonja Gerhard genießen vor allem die modische Weiterentwicklung. Stilistisch ist für sie das neue Jahrzehnt eine echte Befreiung. "In der ersten Staffel war es wirklich schlimm, weil wir alles im Original anhatten. Wenn ich sage alles, dann war es wirklich alles. Das hat schon gezwickt und war ziemlich anstrengend", meint Ehrich. Sonja Gerhard ergänzt: "Da gab es noch Spitzen-BHs. Wir hatten immer wieder Probleme mit den Strumpfhosen. Unser Verschleiß ist schon ein bisschen unnormal."

Herausforderung: Das Jahr 1977 im Berlin von 2025 nachbauen

Der Strumpfhosenverschleiß ist allerdings noch das kleinste Problem. Viel schwieriger ist es, im Jahr 2025 das authentische Stadtbild von 1977 nachzubauen. Die Autos von damals gibt es noch, aber das Straßenbild hat sich verändert. Direkt vor der Tanzschule Galant führt ein grüner Fahrradweg entlang, der Produzent Marc Lepetit schlaflose Nächte bereitet: "Wir haben einen Visual-Effekt-Supervisor hier, der wirklich mit dem Kameramann jede Einstellung prüft und dann wird entschieden: Können wir das kaschieren?", erklärt Lepetit.

Ein großer Mercedes aus den 70er-Jahren steht geparkt hinter Schauspielern und einem Postkartenreck in Berlin - Dreharbeiten zu einer Serie © Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Hannes P. Albert
Nicht alles kann in die 1970er-Jahre getaucht werden, das wird dann händisch in der Postproduktion retouchiert.

"In der Nacht geht das. Da wird der grüne Fahrradweg schwarz, da sieht man es nicht mehr. Tagsüber guckt der Kameramann, wie viel Fahrradweg muss er zeigen, wie viele Autos kann er draufstellen? Ansonsten wird es nachträglich in der Postproduktion händisch retouchiert."

Eine Arbeit, an die am Set jetzt noch nicht gedacht wird. Schnell müssen sich die Autos und der Bus wieder für die nächste Einstellung sortieren. Es geht alles zurück auf Anfang und zwar ins Jahr 1977.

Musical "Ku'damm 59" - in voller Länge in der ZDF Mediathek zu sehen

Das Musical "Ku'damm 59" hat das ZDF zum Streamen in seiner Mediathek. Wer also die Wartezeit zur vierten Staffel abkürzen möchte - hier ist das ganze Musical - 146 Minuten lang.

Weitere Informationen
Vier Frauen aus dem Musical "Ku'damm 59" © Sunstroem

"Ku'damm 59" - Das Musical in voller Länge in ZDF Mediathek

"Ku'damm 59" - Das Musical in voller Länge in ZDF Mediathek mehr

VIDEO: Filmproduzentin Alice Brauner bei DAS! (35 Min)

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 31.03.2025 | 19:40 Uhr

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