Vorschau aufs norddeutsche Theaterjahr 2025
Elfriede Jelinek bleibt die Theaterautorin der Stunde: Im Dezember brachte das Hamburger Schauspielhaus "Endsieg" auf die Bühne und im Januar zeigen zwei norddeutsche Bühnen "Asche". Worauf Sie sich außerdem freuen können und welche Veränderungen anstehen:
Showdown für Joachim Lux: Zum Abschluss seiner Intendanz am Hamburger Thalia Theater zeigt Lux in diesem Jahr neben Premieren ein Best-of aus 16 Jahren, unter anderem den legendären "Faust"-Marathon von Nicolas Stemann. Die Premiere war 2011. "Mit Stolz hat das nichts zu tun. Theater ist wahnsinnig flüchtig. Wenn man solche Aufführungen hat, ist das eine Möglichkeit, die innere Konsistenz der eigenen Arbeit nochmal anzuschauen", sagt Lux. "Im Grunde genommen wie das jedes Museum tut, das sagt: Aus unserem Fundus machen wir eine Werkschau zu diesem oder jenem Künstler oder Thema."
Gleichberechtigung und Diversität mit Sonja Anders
Für frischen Wind sorgt ab Sommer Sonja Anders. Von 2000 bis 2009 war sie Dramaturgin am Thalia Theater, nun folgt sie auf Joachim Lux. Im April wird sie ihre Pläne für die Bühne vorstellen. Diskussionen bis hin zu Boykottaufrufen wie nach der letzten Spielplankonferenz von Lux, weil in der laufenden Saison kaum Arbeiten von Regisseurinnen zu sehen sind, wird es dann vermutlich nicht geben. Anders steht für Gleichberechtigung und Diversität - auf der Bühne und im Ensemble: "Ich glaube, das ist wirklich ein Muss. Die Gesellschaft ist heute so", erklärt Anders. "Wenn wir nur irgendwie die Geschichten aus unserer Gesellschaft erzählen wollen, müssen sehr unterschiedliche Menschen engagiert sein. Das geht gar nicht anders."
Am Staatstheater Hannover war bereits zu erleben, wie das gehen kann. Nach fünf Jahren Intendanz dort verlässt Sonja Anders das Haus in diesem Sommer. Was nimmt sie mit? Unter anderem eine Erkenntnis, die gespeist ist auch durch die politischen Ereignisse der letzten Monate, erzählt sie: "Ich glaube, dass wir im Theater in Zukunft viele Türen öffnen müssen, weil die Kontroversen gerade so stark sind. Wenn man sich das Theater anschaut, was da gerade im Bundestag gespielt wird - das ist so schlecht und so konfrontativ. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass irgendwer das genießt oder gut findet oder einen klugen Gedanken daraus zieht. Das müssen wir zumindest schon mal besser machen."
Braunschweig: Shakespeare zum Schlingmann-Abschied
Gedankenräume öffnen und am Puls der Zeit bleiben in einer Zeit rasender Veränderungen: Das ist nicht nur für Anders eine große Herausforderung, sondern auch für ihren Nachfolger Vasco Boenisch. Wer in Braunschweig auf Generalintendantin Dagmar Schlingmann folgt, steht hingegen noch nicht fest. Sie verlässt das Staatstheater aus persönlichen Gründen. Die Stelle soll erst 2026 neu besetzt werden. Mitte Mai feiert sie Abschied mit einer Premiere: Schlingmann inszeniert Shakespeares "Sturm".
Ende einer Ära am Ernst Deutsch Theater
Am Hamburger Ernst Deutsch Theater, der größten privaten Bühne in Deutschland, geht eine Ära zu Ende: Isabella Vertes-Schütter übergibt die Intendanz nach 30 Jahren an Ayla Yeginer und ihren Sohn Daniel Schütter. Der 34-Jährige wünscht sich, "dass wir gemeinsam mit unserem Publikum auf Reisen gehen, auf Odysseen gehen, um besser verstehen zu können, was eigentlich um uns herum passiert in der Welt."
Kiel: Vertragsverlängerung für Daniel Karasek
Einer, der schon lange mit dem Publikum auf Reisen geht, ist Daniel Karasek. Gerade hat er in Kiel "Die Fledermaus" inszeniert. Nur wenige Wochen danach gab die Stadt bekannt, dass sein Vertrag als Generalintendant bis 2030 verlängert wurde. Karasek, seit 2003 in Kiel, sagte, er freue sich und sei weiter gespannt auf die Zukunft. Auf jeden Fall zu Ende bringen wolle er wichtige Bauprojekte wie die Fertigstellung der neuen Probebühne und des Werkzentrums - und natürlich weiter inszenieren. Ende März hat Tschechows "Platonow" am Schauspielhaus in Kiel Premiere, Regie Daniel Karasek.