Theater zu teuer? Verein vermittelt kostenlose Eintrittskarten
Für Menschen mit geringem Einkommen sind Kino, Theater oder Konzerte oft ein unerschwinglicher Luxus. Der Verein Kulturwunsch aus Wolfenbüttel gibt Eintrittskarten genau an diese Personen weiter.
Für Susanne Sobottke vom Verein Kulturwunsch ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen Zugang zu Kultur zu verschaffen. Dafür arbeitet der Verein mit Kultureinrichtungen aus Wolfenbüttel und Braunschweig zusammen. Diese spenden ein gewisses Ticket-Kontingent, dass die Ehrenamtlichen an Menschen weitergeben dürfen, die geringe Einkommen haben - seien es Studierende, Bürgergeldempfänger oder Seniorinnen und Senioren mit kleiner Rente. Die Kulturgäste, wie der Verein die Ticketempfänger nennt, müssen sich einmalig anmelden und ihr geringes Einkommen nachweisen.
"Eine riesengroße Freude"
Einer dieser Kulturgäste ist Vera Suthoff-Groß. Sie hat schon als Kind gerne Konzerte besucht. Jetzt ist sie Frührentnerin. "Ich muss schauen, was geht und was nicht geht. Die Karten sind auch teurer geworden" so Suthoff-Groß. Sie ist dem Verein sehr dankbar für das Angebot, Kultur erleben zu können. Eine andere Besucherin erzählt, dass Kulturwunsch ihr und ihrer Tochter Theaterkarten vermittelt hat. "Wenn das Geld schon knapp ist für Winterstiefel, Winterjacke und ähnliche Dinge, dann bleibt für so was leider kein Geld mehr übrig. Und insofern ist es eine riesengroße Freude," sagt sie. Susanne Sobottke erinnert sich daran, wie sie eine Frau ausgerechnet an deren Geburtstag anrief und ihr Tickets anbot. "Das war für sie das tollste Geburtstagsgeschenk."
Persönlicher Kontakt zu Kulturgästen
Einige Tage vor den Vorstellungen telefonieren die Ehrenamtlichen ihre Kulturgäste ab. Sie haben sich bewusst dafür entschieden, persönlich mit den Ticketempfängern zu sprechen, auch wenn das mehr Zeitaufwand bedeutet. Bei Menschen, die keinen Job haben sei der Anruf von Kulturwunsch an manchen Tagen das erste Gespräch, das die Personen führen. "Manche erzählen dann noch eine halbe Lebensgeschichte, andere berichten eben von besonders schönen Erlebnissen, die sie bei ihrer letzten besuchten Veranstaltung hatten. Und diese Zeit ist uns dabei auch total wichtig," so Sobottke.
Rund 300 vermittelte Eintrittskarten
Rund 10 Vereinsmitglieder kümmern sich um die Anrufe bei den Kulturgästen. In diesem Jahr konnten sie so bereits rund 300 Tickets vermitteln. Dabei handelt es nicht nur um Restkarten oder Sitzplätze mit eingeschränkter Sicht, betont Sobottke. Die Kulturgäste erhalten reguläre Eintrittskarten. Wenn sie im Telefongespräch den Termin für die Kulturvorstellung bestätigen, wird ihr Name an der Abendkasse hinterlegt. Den Überblick behalten die Ehrenamtlichen mithilfe einer Datenbank. Darin ist aufgelistet, wer bereits wie viele Tickets bekommen hat und für welche Genres sich die Gäste interessieren.
Zusammenarbeit mit Sozialträgern
Nicht die Eintrittskarten selbst, sondern an die Zielgruppe heranzukommen sei laut Susanne Sobottke das Schwierigste gewesen. Deshalb arbeiten sie auch mit sozialen Einrichtungen, wie der Diakonie Wolfenbüttel oder der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel zusammen. Über sie können sich ebenfalls Personen bei dem Verein anmelden. Niedersachsenweit gibt es noch drei weitere Initiativen mit einem ähnlichen Konzept zum Beispiel KulturLeben Hildesheim oder die KulturTafel Oldenburg. Die Vereine ermöglichen knapp 7.500 Menschen den Besuch von kulturellen Veranstaltungen.