Sarah Brady in der Rolle der Schwanenprinzessin © Clemens Heidrich Foto: Clemens Heidrich

Premiere im Staatstheater Hannover: "Das Märchen vom Zaren Saltan"

Stand: 13.01.2023 12:30 Uhr

1899 hat Nikolai Rimski-Korsakow "Das Märchen vom Zaren Saltan" über die Odysee des Zarensohnes Gwidon geschrieben, basierend auf einem Märchen Puschkins. Heute Abend feiert die Oper am Staatstheater Hannover Premiere.

von Agnes Bührig

Die Oper des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakows ist bekannt für ihren Hummelflug, dem rasanten Zwischenspiel eines Insekts in rettender Mission. Nun feiert das Werk an der Staatstheater Hannover seine Premiere:

Eine nackte Bühne. Vereinzelt und ausgestellt wie Schaufensterpuppen stehen oder sitzen Sängerinnen und Sänger vor einem übergroßen, traditionellen Thron und einer Königinnenrobe im Hintergrund.

Regisseurin Eva-Maria Höckmayr: Erzählen und Zuhören als Kernthemen der Oper

Szene aus "Das Märchen vom Zaren Slatan" am Staatstheater Hannover: Der Chor sing, im Hintergrund hängt ein langer schwarzer Zopf. © Sandra Then
Flechtarbeiten: Ein langer, schwarzer Zopf hängt im Hintergrund.

Verbunden werden sie durch die Erzählung, die auf Russisch aus einem beständig laufenden altmodischen Tonbandgerät dringt. Erzählen und Zuhören sei das Kernthema der Oper, sagt die Regisseurin Eva-Maria Höckmayr über ihre erste Regiearbeit an der Staatsoper Hannover: "Wir fanden diesen sehr, sehr sinnlichen Vorgang, dass wir anfangen, uns etwas vorzustellen, dass wir über das Hören hineingezogen werden in eine Bildwelt, unglaublich spannend und wollten gerne diesen Vorgang haben, der so betörend ist, dass wir in ein Märchen hineingleiten, hineinrutschten und dass wir sozusagen eine Gesellschaft zeigen, die sich kollektiv, Stück für Stück, immer mehr, mit diesem Märchen identifiziert." Für diesen Vorgang sei das Audioband eine schöne Rahmung gewesen.

Drei Schwestern, beschäftigt mit Flechtarbeiten an langen, schwarzen Haaren, überbieten sich mit ihren Ideen, wie sie den Zaren zu ihrem Ehemann machen könnten. Miltrissa kann sich durchsetzen, gebiert dem Zaren einen Sohn. Mit einer Intrige schaffen es die neidischen Schwestern jedoch, dass Frau und Kind verbannt und auf See ausgesetzt werden. In eine blaue Hose und einen gelben Pullover hat Kostümbildner Andy Besuch den Königssohn gesteckt, eine Anspielung auf die Ukraine?

Erlösung durch die junge Generation

"Rimsky-Korsakov hatte durchaus antizaristische Tendenzen", berichtet Eva-Maria Höckmayr. "Ich finde, man merkt das sehr deutlich auch in dieser Märchenoper versteckt - vielleicht verklausuliert oder eben in dem Märchen symbolhaft. Aber enthalten dadurch, dass der Zar als die eigentlich ältere Generation, die in diesem Märchen als die verkrustete Generation gezeigt wird, in gewisser Weise von der jungen Generation, nämlich dem Gwidon und der Schwanenprinzessin, erlöst wird."

Denn während Königssohn Gwidon mit Zuversicht und Hilfe der Schwanenprinzessin durchs Leben geht, steckt sein Vater, der Zar, in alten Machtstrukturen fest. Den großen Fehler seines Lebens kann er nicht rückgängig machen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Der polnische Bassbariton Daniel Miroslaw verkörpert ihn am Ende als einen Blinden, der nur noch mit dem Herzen sehen kann.

Für einen Moment wegträumen

"In dieser Inszenierung entziehen mir die beiden Schwestern der Zarin die Energie, so dass ich leblos, verletzlich, alt und ohne jegliche Kraft bin", erzählt Miroslaw. "Ich sitze auf dem Thron, aber irgendwie bin ich kein Zar mehr. Ich bin also eher ein universeller neuer Mensch von heute, nicht dieser mächtige Killer, der brüllt wie am Spieß und auf einem Pferd in den Krieg zieht. Das Ganze ist modern, und deshalb bin ich es auch."

Auch der alte Zopf, der zu Beginn im Raum hing, liegt am Ende abgeschnitten und übergroß im Hintergrund. Die bösen Schwestern tragen knallrot, die zur Zar-Gemahlin Erwählte lindgrün - das wirkt etwas plakativ. Die Überfahrt wird mit traumähnlichen Sequenzen auf einen Kubus projiziert - einem Embryo gleich schwimmt da das junge Königskind durchs Wasser. Und mit der warmen, russischen Erzählstimme vom Band können wir uns für einen Moment wegträumen aus der krisengeschüttelten Realität.

Weitere Informationen
Szene aus "Das Märchen vom Zaren Slatan" am Staatstheater Hannover © Sandra Then

Aus Hannover: Rimskij-Korsakow "Das Märchen vom Zaren Saltan"

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Premiere im Staatstheater Hannover: "Das Märchen vom Zaren Saltan"

Die Staatsoper Hannover bringt Rimskij-Korsakows "Das Märchen vom Zaren Saltan" in einer Neuproduktion auf die Bühne.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Staatstheater Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover
Preis:
21,00 € – 80,00 € / erm. ab 5,00 €
Kartenverkauf:
Das Märchen vom Zaren Saltan - Staatstheater Hannover (staatstheater-hannover.de)
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 13.01.2023 | 11:20 Uhr

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