75 Jahre Dagobert Duck: Der liebste Kapitalist
Im Dezember vor 75 Jahren bekam die Familie Duck Zuwachs. Aus der Feder von Zeichner Carl Barks entstand die jüngste Schöpfung: ein alter Griesgram - Donalds Onkel Dagobert.
Es ist Weihnachten, als wir Dagobert Duck kennenlernen, in der Geschichte "Die Mutprobe", oder "Weihnachten auf dem Bärenberg" von Carl Barks. "Hier sitz ich nun, mutterseelenallein, und Weihnachten steht vor der Tür!", ist dort zu lesen. "Wenn der ganze Rummel nur erst vorbei wär! Fest der Liebe nennen sie’s! Liegt mir einfach nicht!"
Umgeben von Geldsäcken in Öl gemalt und neureichen Statuen, sitzt er und murrt - Charles Dickens und seine Weihnachtsgeschichte lassen grüßen. Scrooge McDuck, so sein englischer Name, ist eine Reminiszenz an Ebenezer Scrooge aus dem Christmas Carol: "Ich kann niemanden leiden und mich kann niemand leiden! So ist die Lage!"
Dagobert Duck: Geldgieriger Geizhals mit kindlichem Spaß
Mit Backenbart und Zwicker, Gamaschen und rotem Mantel wird er eingeführt. Noch ohne Zylinder und noch scheint er älter, aber sobald klar wird, dass diese neue Ente ein Erfolg ist, zeichnet Carl Barks ihn jünger. Und Dagobert ist ein Erfolg - zwar ein geldgieriger Geizhals, aber er hat einen kindlichen Spaß dabei. Sein Geld ist haptisch begreifbar, er genießt es mit allen Sinnen: "Mein sorgsam gehortetes Geld! Es ist für mich ein Hochgenuss, wie ein Seehund hineinzuspringen, wie ein Maulwurf hindurchzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt."
Durch Dagobert und seinen Reichtum werden die Szenarien der Abenteuer noch verwegener. Sie führen in alle exotischen Ecken dieser Welt, denn der Fantastilliardär hat das Geld, um jedwede Expedition zu finanzieren, und er hat den Willen, jedweden Schatz der Erde zu heben, auf dem Meeresgrund, im Dschungel oder in der Wüste, sobald er davon zu hören bekommt. Dann lässt er alles stehen und liegen: "Räum die Geldsäcke auf, Donald! Ich spiele nicht mehr Pinkepott."
Onkel Dagobert verzeichnet ausführliche Lebensgeschichte
All diese Schätze landen im Geldspeicher auf dem steht: "Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt und das wird sich verflixt nochmal auch nicht ändern." Dort drin enthalten sind - laut der Biographie: "Sein Leben, seine Milliarden" des Zeichners Don Rosa: Fünf Fantastilliarden, Neun Trillionen Taler und 16 Kreuzer. Barvermögen. Geld, das er hart erarbeitet hat: "Ich habe mein Vermögen gemacht, weil ich schlauer als die schlauesten war und härter als die härtesten." Vom Schuheputzen angefangen bis zum Goldschürfen im Klondyke – woran er sehr gerne zurückdenkt, denn wenn die Situationen brenzlig sind, sagt er: "Wundervoll, genauso wie zur zeit des Goldrausches."
Anders als die anderen Figuren des Duckiversums ist er mit einer ausführlichen Lebensgeschichte ausgestattet. Allein seine Ahnen, seine schottische Herkunft, bieten reichlich Stoff für bunteste Abenteuer. Auf Schloss Duckenburgh etwa, wo er dem Geist von Sir Donnerbold Duck einen - natürlich - Schatz entreißen muss.
Viel Liebe für seine Neffen trotz aller Geldgier, Geiz und Gnarzigkeit
Am wichtigsten für die Geschichten ist jedoch seine Onkel-Funktion: Dagobert und Donald verkörpern zwei Enden einer Skala: die reichste Ente der Welt, der pleiteste aller Pleitegeier der Welt. Donald wird zwar von Dagobert immer ausgenutzt und mit Enterbung bedroht, aber er kann sich auf seinen Onkel in gewisser Weise verlassen. Denn bei aller Geldgier, Geiz und Gnarzigkeit: Dagobert liebt seine Neffen und Großneffen und sucht immer wieder ihre Nähe. Ganz im Geist der Weihnacht, in der er sich präsentiert:
"Jetzt bin ich für die Schrecknisse der Weihnachtseinkäufe gerüstet. Man reiche mir die Gabenlisten."