"Zombies. Ein Leben jenseits des Todes": Spannender Comic für Teens
Es gibt viele Filme über sie, aber die wirkliche Geschichte der Zombies beginnt in der Karibik. Darum geht es in dem neuen Comic-Band "Zombies. Ein Leben jenseits des Todes", geeignet für Leserinnen und Leser ab zwölf Jahren.
Sie sind überall. Manchmal sehen sie eher lustig aus, wie im Computerspiel "Pflanzen gegen Zombies". Auch in der Musik haben sie ihre Spuren hinterlassen. Und natürlich fallen sie immer wieder als gruselige Horden über die Erde her, wie in der Serie "The Walking Dead" oder in vielen Horrorfilmen. Das sind alles nur Geschichten. Es gibt aber auch eine reale Grundlage.
Zombies wissenschaftlich erforscht
Clairvius Narcisse starb zum ersten Mal am 2. Mai 1962. Leseprobe
Mit dieser mysteriösen Geschichte aus Haiti beginnt der Comic "Zombies. Ein Leben jenseits des Todes", überzeugend in Szene gesetzt vom französischen Zeichner Richard Guérineau. Der Text kommt von Philippe Charlier, einem Gerichtsmediziner, der das Phänomen des Zombies wissenschaftlich erforscht hat. Und um einen Zombie geht es auch beim ersten Fallbeispiel: Der Mann wurde lebendig bestattet, danach in der Nacht wieder ausgegraben und als ein Zwangsarbeiter auf einer Plantage ausgebeutet, bis ihm die Flucht gelang.
1980, achtzehn Jahre nach seinem offiziellen Tod, begegnet Clairvius Narcisse seiner Schwester und berichtet ihr von seinem Unglück. Leseprobe
Wie kann das sein? Auf den knapp 70 Seiten des Comics erfahren wir, dass es in Haiti Geheimgesellschaften der Voodoo-Kultur gibt. Sie verurteilen Menschen dazu, zu Untoten zu werden, wenn sie Verbrechen begangen haben sollen. Ein Beispiel für Selbstjustiz also. Manchmal wollen sich Verwandte auf diese Weise aber auch einfach unliebsamer Verwandter entledigen. Erst in den 1980er-Jahren wurde bewiesen, was dann passiert: Die Opfer werden durch das Nervengift Tetrodotoxin in einen wehrlosen, todesähnlichen Zustand versetzt.
Kraftvolle Bilder, kindgerecht dargeboten
Das klingt schockierend, aber die Comic-Macher bringen das Kunststück fertig, ihr Thema kind- und jugendgerecht umzusetzen. Insbesondere dem Illustrator Richard Guérineau sind kraftvolle Bilder gelungen, die an keiner Stelle grausam oder eklig wirken.
Außerdem beleuchtet der Autor Philippe Charlier die gesellschaftlichen Hintergründe der Zombie-Werdung. Im Karibik-Staat Haiti ist die Voodoo-Kultur fest verankert, seit die Europäer im 17. Jahrhundert begannen, Sklaven aus Afrika hierher zu verschleppen. Zum großen Teil ist es ein Glaube wie jeder andere. Aber es gehört eben auch der Zombie dazu.
Empfehlenswertes Comic - auch für Erwachsene
Dabei ist die große Stärke des Comics, dass er klarmacht: Das Konzept des Zombies ist nichts Exotisches:
In Europa entspricht es vollkommen dem des sozialen Todes (…) Der Unsichtbarkeit der Obdachlosen, Alten, Drogenabhängigen und so weiter. Derselbe Sachverhalt, aber unterschiedliche Bezeichnungen. Aber gibt es vielleicht vergleichbare Mittel, ihn zu heilen? Leseprobe
Die Frage lassen die Comic-Macher am Ende offen. Aber sie regt zum Nachdenken an und hat so gar nichts mehr mit den Menschenfresserhorden aus den vielen Zombie-Filmen zu tun. Ein sehr empfehlenswertes aufklärerisches Buch, bei dem auch eingefleischte Comic-Fans - und nicht zuletzt Erwachsene - auf ihre Kosten kommen dürften.
Zombies. Ein Leben jenseits des Todes
- Seitenzahl:
- 80 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- Geeignet für Leserinnen und Leser ab zwölf Jahren
- Verlag:
- Jacoby & Stuart
- Bestellnummer:
- 978-3964282767
- Preis:
- 14 €
