Regionale Buchverlage klagen über volle Lager
Die Buchleser scheinen es sich seit Mai zweimal zu überlegen, ob sie ein Buch kaufen oder das Geld sparen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bekommt Umsatzverluste von allen 36 Verlagen in Schleswig-Holstein gemeldet.
Bücher über Äpfel, die besten Cafés in Schleswig-Holstein inklusive einiger Kuchen-Rezepte, Touristenführer und Kinderbücher - sie alle liegen in der Lagerhalle des Boyens Verlag in Heide. Die Luft in dem Raum ist trocken. Es riecht nach frischem Papier. Der Verlagsleiter Bernd Rachuth zeigt die ganze Bandbreite an Büchern, die sein Verlag herausgibt. Gleichzeitig sagt er: "Seit Mai ungefähr ist unser Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent eingebrochen."
Kinderbücher verkaufen sich gut, Touristenführer schlecht
Der Sommer ist für den Verlag im Kreis Dithmarschen nahe der Nordseeküste eine wichtige Verkaufszeit. Denn dann sind die meisten Touristen in der Region unterwegs und kaufen Touristenführer oder auch Sachbücher über heimische Pflanzen- und Äpfelarten. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Seit Russland in die Ukraine einmarschiert ist und die Ungewissheit über die Energiekostenentwicklung da ist, scheinen sich die Kundinnen und Kunden zurückzuhalten. Viele von ihnen verzichten im Moment darauf, sich Tourenführer oder ein Buch mit den besten Cafés im Norden für 30 Euro oder mehr zuzulegen. "Am ehesten kaufen die Leser noch Bücher für ihre Kinder", erzählt Bernd Rachuth in seiner Bücherhalle und zeigt uns das Buch "Mo in der Seehundstation". Auf dem gezeichneten Cover ist ein Seehund abgebildet, der freundlich den Leser anschaut. Das Buch ist laut Rachuth an die Seehundstation in Friedrichskoog angelehnt und soll Kindern die Seehundstation erklären. Diese Kinderbücher wurden nach Angaben des Boyens Verlags auch in den vergangenen Monaten noch gut verkauft - entgegen dem allgemeinen Trend.
Bücher werden ab Januar teurer
In Schleswig-Holstein gibt es nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 36 Verlage, die 22.000 Euro Jahresumsatz oder mehr erzielen. Sie bieten in diesem Jahr 422 verschiedene Titel an. Und alle melden laut Börsenverein seit Mai durchschnittlich zehn Prozent weniger Umsatz. Noch viel größer sei aber das Problem der gestiegenen Energie- und Papierkosten, sagt ein Sprecher. Demnach ist das Papier um das Vierfache teurer geworden. Dazu haben die Druckereien höhere Stromkosten. Die Ungewissheit über die weitere Preisentwicklung macht eine vernünftige Kalkulation für die Verlagshäuser im Land unmöglich. Sie müssen ihre Buchpreise erhöhen. "Ich habe den Eindruck, dass wir völlig im Nebel stehen. Die Umstände sind so chaotisch. Wir schauen immer auf drei Monate und dann müssen wir weitersehen", erklärt Bernd Rachuth. Eins steht jetzt aber schon fest. In der Lagerhalle des Boyens Verlags werden im kommenden Jahr erst einmal weniger Titel stehen.