Neue Fantasy-Bücher: Magie und Zauber für Kinder und Teens
In "Liga Lexis" geht es um eine Bücher-Reisende, in "Die Goldene Schreibmaschine" dreht sich alles um eine geheime Bibliothek, und "Erinnerungen des Waldes" behandelt die Schrecken der Demenz-Erkrankung.
Mo Enders: "Liga Lexis - Nachtschwarze Worte"
Die 16-jährige Anne ist nicht ganz normal: Sie hat die Fähigkeit, in Bücher zu reisen und ist damit nicht ganz allein, wie sie gleich zu Beginn der Geschichte von zwei unerwarteten Besuchern, die plötzlich vor der Wohnung von ihr und ihrer Mutter in Berlin Pankow stehen, erfährt:
"Was bedeutet das?" fragte ich. "Es bedeutet, dass Du eine Migra bist, Anne. Genau wie Henrik und ich. Du bist anders als alle, die du kennst. Und nicht weniger als ein gottverdammtes Wunder (…) Du bist jedenfalls die Älteste, die je gefunden worden ist." (…) Na bravo, dann war ich nicht nur ein gewöhnlicher Freak, sondern auch noch ein Freak, der anders war als die anderen Freaks. Jackpot! Leseprobe
Sie lässt sich auf eine Reise Richtung Bookford Manor mitnehmen, der Schule für die sogenannten Migras. Dort lernt sie viel über sich und ihr Talent und erlebt ein Abenteuer nach dem anderen. Die Geschichte ist für Bücherfans besonders vergnüglich, denn es gibt zahlreiche Anlehnungen an andere Bücher und Geschichten.
Durch die durchaus moderat geschilderte Liebesgeschichte lässt sich das Buch im Grunde dem Young-Adult-Genre zuordnen. Wobei hier aber immerhin doch die eigentliche Geschichte und nicht die Romanze im Mittelpunkt steht.
"Liga Lexis" ist ein gelungener Auftakt einer als Trilogie angekündigten Reihe - Band zwei erscheint im April dieses Jahres.
Carsten Henn: "Die Goldene Schreibmaschine"
Bestsellerautor Carsten Henn hat bereits unzählige Romane veröffentlicht - "Die Goldene Schreibmaschine" ist aber erst sein zweites Kinderbuch.
Heldin Emily entdeckt in ihrer Lieblingsbibliothek eine zweite, geheime Bibliothek. Darin findet sie die titelgebende Goldene Schreibmaschine, mit der man die Inhalte von Büchern ändern kann - und damit gewissermaßen auch die Welt. In der realen Welt hat Emily zwei beste Freunde an ihrer Seite und muss sich gegen die Schikanen eines fiesen Lehrers zur Wehr setzen:
Die Erkenntnisse ihrer Expeditionen hielt Emily abends in ihrem blau marmorierten Notizbuch fest, das mit einem kleinen goldfarbenen Schloss versehen war. Die fünfte und letzte Erkenntnis war die Wichtigste, es war diejenige, für was diese ganze Welt existierte. Es dauerte, bis Emily darauf kam. (…) Was Du in einem Roman der Geheimen Bibliothek umschreibst, veränderst Du in all seinen Ausgaben auf der ganzen Welt. Leseprobe
Eine wirklich spannende Idee, die hier durchgespielt wird: Was passiert, wenn man Geschichten in Büchern ändert? Was bedeutet das für den Lauf der Dinge in der realen Welt? Darüber hinaus geht es um Freundschaft, das Zusammenhalten und das Einstehen für die Dinge, an die man glaubt.
Mickaël Brun-Arnaud: "Erinnerungen des Waldes: Auf den Spuren von Ferdinand Maulwurf"
In dieser warmherzig erzählten Geschichte steht der Maulwurf Ferdinand im Mittelpunkt, der immer vergesslicher und verwirrter wird. Er bittet seinen Freund Archibald Fuchs, der mit seiner Familie die Wald-Buchhandlung führt, um Hilfe:
"Mein Freund, schauen Sie, mir ist kürzlich bewusst geworden, dass bei mir irgendetwas nicht stimmte (…) Mir ist bewusst geworden, dass … mir ist bewusst geworden …" Er verstummte, sah wie weggetreten aus. "Ferdinand?" "Ja, Herr Fuchs?" "Mir ist bewusst geworden, dass … und wie weiter?", fragte Archibald. "Das weiß ich nicht. Herr Fuchs, was ist Ihnen denn bewusst geworden?", wollte der Maulwurf wissen. Dann sah er den Zettel, denn er noch in seiner Pfote hielt. "Ach ja! Mir ist bewusst geworden, dass ich mein Gedächtnis verliere. Es ist wie ein Schweizer Käse, wie eine Schaumkelle, ein richtiges Sieb … ich vergesse alles …" Der Fuchs bliebt still und betrachtete zärtlich seinen Freund.
Dieser kann plötzlich sogar seine Frau nicht mehr finden. Gemeinsam machen sich Ferdinand und Archibald auf die Suche nach Ferdinands Autobiografie, von der Archibald unglücklicherweise gerade die letzte Ausgabe verkauft hat. Die beiden hoffen, darin einen Hinweis auf den Verbleib von Ferdinands Frau zu finden. Sie machen sich auf eine abenteuerliche Suche quer durch den Wald.
Liebevolle Illustrationen von Sanoe bebildern die Geschichte über die "Alles-Vergessen"-Krankheit. "Erinnerungen des Waldes" erklärt gefühlvoll die Schrecken der Erkrankung an Demenz, und Archibalds unendliche Geduld zeigt kindgerecht, wie man irgendwie damit umgehen kann.