Ein Mann im dunklen Anzug sitzt auf einer Holztreppe, trägt eine Brille und schaut in die Kamera. © picture alliance/dpa/documenta und Museum Fridericianum gGmbH | Götz Wrage Foto: Götz Wrage
Ein Mann im dunklen Anzug sitzt auf einer Holztreppe, trägt eine Brille und schaut in die Kamera. © picture alliance/dpa/documenta und Museum Fridericianum gGmbH | Götz Wrage Foto: Götz Wrage
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AUDIO: Documenta-Geschäftsführer Hoffmann über die neue "hochkarätige Findungskommission" (6 Min)

Documenta-Geschäftsführer über die "hochkarätige Findungskommission"

Stand: 04.07.2024 14:50 Uhr

Am Mittwoch wurde für die Documenta 16 eine neue, sechsköpfige Findungskommission vorgestellt, für die es bereits viel Lob gab. Das stimmt deren Geschäftsführer Andreas Hoffmann zuversichtlich, wie er im Gespräch mit NDR Kultur erzählt.

Die Documenta 15 im Jahr 2022 war von Antisemitismusvorwürfen überschattet. Im November 2023 ist die komplette Findungskommission für die nächste Ausgabe, Documenta 16, zurückgetreten. Die neue, sechsköpfige Findungskommission soll nun kommende documenta 16, die für 2027 angedacht ist, vorbereiten. Andreas Hoffmann erzählt Hintergründe zur Findung der Kommission mit sechs Mitgliedern aller Kontinente (außer Australien), um die aktuellen Entwicklungen der Gegenwartskunst abbilden zu können. Diese sollen unter anderem dafür zuständig sein, "wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst" einzuladen. Nach wie vor hielte die documenta am 12. Juni 2027 als Eröffnungsdatum fest.

Was war bei der Findung der Findungskommission besonders wichtig - neben dem Netzwerk und großer Expertise? Vermutlich ging es auch um Herkunft, denn es fällt auf, dass alle Kontinente außer Australien vertreten sind.

Andreas Hoffmann: In der Tat. Ich bin sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, unmittelbar im Anschluss an die Organisationsentwicklung eine derart hochkarätige Findungskommission für die Documenta 16 zu gewinnen. Alle Beteiligten stehen mit ihrer ausgewiesenen Expertise und vor allem mit der Vielfalt ihrer Hintergründe in besonderer Weise für die Internationalität und Diversität der Documenta-Ausstellungen.

Alle Kontinente bis auf Australien sind vertreten. Das ist für uns von zentraler Bedeutung, dass dieser 360-Grad-Blick auf die aktuellen Entwicklungen der Gegenwartskunst auch gelingt. Denn die sechs Mitglieder der Kommission haben die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich mit einem Konzept um die künstlerische Leitung der Documenta 16 in Kassel zu bewerben. Sie sind diejenigen, die dann aus dem präsentierten Konzept und den Einreichungen das vielversprechendste Format für die Umsetzung in Kassel auswählen müssen.

Es geht also auch um ein Netzwerk. Kann man vorher schon wissen, wer gut vernetzt ist und mit wem? Oder wer da wen einladen könnte?

Hoffmann: Der entscheidende Punkt ist, dass wir versuchen, die globale Kunst-Szene auch in der Findungskommission abzubilden. Es geht dabei natürlich um regionale Zusammenhänge. Es geht um die Repräsentanz möglichst vieler Kontinente, möglichst vieler Szenen. Aber es geht auch um unterschiedliche kulturtheoretische, künstlerische, kuratorische Ansätze, eigentlich um einen 360-Grad-Blick in die Welt der Kunst, aus der dann eben die künstlerische Leitung für die weltweit immer noch bedeutendste Ausstellung der Gegenwartskunst ausgewählt werden sollen.

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Die ZEIT schreibt, im globalen Kunstbetrieb sei die Lust, in Deutschland auszustellen, in den vergangenen Monaten und Jahren extrem gesunken. Stellen Sie das auch fest?

Hoffmann: Ich kann feststellen, dass die Documenta darin nicht alleine dasteht. Wir haben im Herbst 2023 erlebt, wie in einer besonders schwierigen weltpolitischen Situation eine Findungskommission immer stärker unter Druck geraten ist und sich am Ende entschieden hat, den Findungsprozess nicht weiter fortzusetzen. Wir haben aktuell in Deutschland viele abgesagte Ausstellungen; Preise, die zurückgezogen werden.

Die Diskussion ist immer noch toxisch, gereizt und polarisiert. Dennoch glaube ich, zeigen die sechs Mitglieder der Kommission sehr deutlich, dass es nach wie vor möglich ist, in Deutschland international bedeutende Ausstellungen zu realisieren. Alle sechs Mitglieder der Kommission übernehmen hier viel Verantwortung für die zeitgenössische Kunst und die Zukunft der Documenta. Das ist ein gutes Zeichen für die jetzt bevorstehende Auswahl der künstlerischen Leitung.

Schadet es nicht auch der Kunst, nicht mehr provozieren zu dürfen, sondern immer ganz vorsichtig zu sein?

Hoffmann: Die nächste Documenta muss eine mutige Documenta sein. Wir haben in Kassel gerade eine Organisationsuntersuchung abgeschlossen, deren wesentlicher Bestandteil es ist, zwei Dinge miteinander zu verbinden: Auf der einen Seite die Kunstfreiheit in vollem Umfang für die künstlerische Leitung zu garantieren. Allein sie ist diejenige, die auch in Zukunft die Künstler*innen und die Werke der Ausstellung aussucht.

Wir haben auf der anderen Seite in dieser Organisationsuntersuchung als Teil der Aufgabenteilung auch festgelegt, dass es die Geschäftsführung gibt, dass es die Staatliche Kunst- und Kulturverwaltung gibt, die sich dann im Zweifelsfall von einer kritischen Position distanzieren muss, sie kontextualisieren muss. Wir haben einen guten Weg und ein gutes Role-Model für die Zukunft der Documenta gefunden, die es ermöglicht, dass wir auch in Zukunft eine mutige, eine kontroverse Schau hier in Kassel erleben, über die und über deren Werke dann natürlich auch diskutiert werden muss und darf.

2027 soll die Documenta 16 stattfinden. Manche munkeln jetzt, dass der Zeitplan nicht einzuhalten ist und alles noch mal verschoben werden muss. Wie ist es aus Ihrer Sicht?

Hoffmann: Grundsätzlich können Sie auf unserer Homepage nachlesen, dass der 12. Juni 2027 als das Eröffnungsdatum der Documenta 16 geplant ist. In der Tat haben wir eine Verschiebung um ein Jahr diskutiert. Das hat allein damit zu tun, dass wir mit der Findungskommission und dann auch den potenziellen künstlerischen Leitungen besprechen müssen, ob der Zeitraum von zweieinhalb Jahren statt dreieinhalb Jahren für die Vorbereitung der nächsten Documenta ausreicht. Im Moment gehen wir davon aus, dass das möglich ist.

Das komplette Interview können Sie oben auf dieser Seite hören. Das Gespräch führte Philipp Schmid.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Das Gespräch | 04.07.2024 | 09:20 Uhr

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