Häftlinge fliehen 1984 mit Geisel und BMW aus JVA Celle
Zwei Strafgefangene der JVA Celle nehmen am 21. Mai 1984 einen Beamten als Geisel und erzwingen ihre Flucht. 300.000 D-Mark Lösegeld werden ihnen zur Verfügung gestellt. Doch schon nach 24 Stunden werden sie geschnappt.
Peter S., am 18. Januar 1957 in Quernheim im Landkreis Grafschaft Diepholz geboren, hat bereits ein langes Strafregister, als er in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Celle einsitzt. Schon im Alter von 16 Jahren ist er wegen Diebstahls, versuchten Raubes und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu vier Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, 1974 kommen vier weitere Jahre wegen versuchten schweren Raubes und Diebstahls hinzu. Während eines Hafturlaubs 1976 bricht er in Privathäuser ein, was zu weiteren drei Jahren und drei Monaten Haft führt.
In der geschlossenen Abteilung des Landeskrankenhauses Göttingen sticht er 1978 mit einem selbstgebastelten Messer zwei Pfleger nieder und flieht aus der Einrichtung. Wegen versuchten Totschlags wird er erneut verurteilt. 1982 nimmt er während eines erneuten Hafturlaubs mit einer Schusswaffe eine Bahnangestellte als Geisel. Ein SEK rückt an. S. wird schwer verletzt und festgenommen. Er wird zu 15 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt und kommt in die JVA Celle.
Geisel mit selbstgebauter Waffe und Sprengkapsel bedroht
Am Morgen des 21. Mai 1984 nehmen Peter S. und sein Mithäftling Norman K. einen JVA-Beamten als Geisel. S. hat aus einem Stahlrohrpfosten seines Bettes ein vierläufiges Schießgerät hergestellt. Dass diese Waffe funktioniert, zeigt S., indem er zwei Schüsse abfeuert. Dem Beamten wird eine Sprengkapsel am Hals befestigt. Damit diese nicht losgeht, muss ein Knopf dauerhaft gedrückt werden. Die beiden Täter fordern einen 7er-BMW als Fluchtwagen, dazu noch 300.000 D-Mark Lösegeld.
Nachdem sie Auto und Geld bekommen haben, flüchten sie mit der Geisel über Hannover und Bremen nach Osnabrück. Weil das Fluchtauto aber mit einem Peilsender ausgestattet ist, kann die Polizei den Wagen verfolgen. Nach einem Autotausch und wegen schlechten Wetters verlieren die Beamten die Flüchtigen aus den Augen. Etwas später werden S. und K. aber im Bremer Vergnügungsviertel ausfindig gemacht. Ihre Freiheit konnten sie gerade einmal 24 Stunden genießen.
Beide Täter mit langer "Gefängniskarriere"
Norman K. begeht nach seiner Haftstrafe weitere Delikte und sitzt erneut lange im Gefängnis. Im November 2016 wird er entlassen. In einer Doku für die Beratungsstelle für Straffällige des Diakonischen Werks Hannover berichtet er, wie er seine Zeit hinter Gittern erlebt hat. "Jeder Tag ist irgendwie grau." Nach der Entlassung beginnt seine Resozialisierung, er findet eine Wohnung.
Peter S. wird erneut verurteilt: zu weiteren sieben Jahren Haft, die er erneut in der JVA Celle absitzen soll. Am 21. Mai 1995 kopiert er den Fluchtversuch von 1984 mit seinem Mithäftling Günther F. Er nimmt auch dieses Mal einen JVA-Beamten als Geisel. S. fordert einen Porsche als Fluchtfahrzeug und 200.000 D-Mark Lösegeld, beides bekommt das Duo. Beim zweiten Versuch dauert die Flucht rund 51 Stunden. S. kommt zurück ins Gefängnis. 2013 schließt sich die Sicherungsverwahrung an seine Haftstrafe an.