Jan Fedder: Fünfter Todestag des Hamburger Jung
Großstadtrevier oder Neues aus Büttenwarder: Jan Fedder spielte viele typisch norddeutsche Charaktere. Genau so liebte ihn das Publikum. Am 30. Dezember 2019 starb der beliebte Schauspieler in Hamburg.
Den Polizisten Dirk Matthies vom Großstadtrevier, Bauer Kurt Brakelmann in der Serie Neues aus Büttenwarder oder den Taucher Jan Hinrichs in der Buchverfilmung "Der Mann im Strom": Jan Fedder spielte meist typisch norddeutsche Charaktere - hart aber herzlich. Auch privat war er eher ein Raubein, einer, der sich nicht an Konventionen hielt und sich nicht verbiegen ließ. Und genau so liebte ihn das Publikum: Mehrfach wählten ihn die NDR Zuschauer zum beliebtesten Schauspieler des Nordens.
Jan Fedder - ein waschechter Hamburger
Jan Fedder wurde am 14. Januar 1955 als waschechter Hamburger Jung geboren. Seine Vorfahren fuhren alle zur See, er wuchs als Sohn eines Kneipenwirtes und einer Revue-Tänzerin im Stadtteil St. Pauli auf. Im Alter von zehn Jahren begann er mit dem Schauspielunterricht, mit 13 stand er das erste Mal in seiner Heimatstadt auf der Bühne: in "Unsere kleine Stadt" am Ernst-Deutsch-Theater.
Filmrolle im Welterfolg "Das Boot"
Nach der Schule machte Fedder eine Ausbildung als Speditionskaufmann, arbeitete aber nie in dem Beruf. Stattdessen spielte er weiter Theater, unter anderem an der Württembergischen Landesbühne Esslingen (1974 - 1976). Nach kleineren Fernsehauftritten wurde er 1981 als schnoddriger Bootsmann Pilgrim in Wolfgang Petersens Welterfolg "Das Boot" einem größeren Publikum bekannt. Danach folgten Rollen unter anderem in "Superstau" (1991) sowie Gastauftritte in TV-Krimi-Reihen wie "Tatort".
Als Kiez-Polizist Matthies ab 1992 auf Streife
"Ich bin der Neue" - mit diesen Worten trat Jan Fedder als Dirk Matthies 1992 seinen Dienst im Großstadtrevier auf dem Hamburger Kiez an. Die Fernseh-Serie, die schon lange Kult-Status hat, machte ihn bundesweit bekannt. Als Streifenpolizist Dirk Matthies kümmerte er sich darin - wie kann es anders sein - um die großen und kleinen Nöte der Bewohner des Kiezes rund um den Hamburger Hafen. Die Rolle war ihm auf den Leib geschneidert: Matthies beherrschte den rauen Ton des Kiezes und ließ es an Härte nicht missen. Er hatte aber auch Herz und setzte sich, wenn nötig, für die kleinen Leute ein - auch wenn sie den Pfad der Tugend einmal verlassen hatten.
Jan Fedder als Bauer Brakelmann in Neues aus Büttenwarder
Nicht weniger erfolgreich und ebenfalls Kult ist die NDR Serie Neues aus Büttenwarder. Fedder mimte darin - an der Seite von Peter Heinrich Brix ("Adsche") - den Bauern Kurt Brakelmann. Der sorgte in dem Dorf auf dem platten Land, wo eigentlich nicht viel los ist, immer wieder für Aufregung, wenn er auf trickreiche Art und Weise das ganz große Geschäft zu machen versucht. Die erste Folge von "Büttenwarder" war Weihnachten 1997 im Rahmen der "Heimatgeschichten" zu sehen. Wegen des großen Erfolges wurde aus der Dorfgeschichte eine Serie.
Deutscher Fernsehpreis für "Der Mann im Strom"
In etwa 250 Filmen spielte Fedder mit, die nach seinen eigenen Worten "nicht alle preisverdächtig" sind. Aber nicht immer konnte sich der Schauspieler, besonders am Anfang der Karriere, seine Rollen aussuchen. Für die Hauptrolle in "Der Mann im Strom", einer Verfilmung des gleichnamigen Romans des 2014 verstorbenen Siegfried Lenz, hatte sich Fedder allerdings ganz bewusst entschieden: "Ich bin einfach froh, dass ich in dieser Produktion einmal eine andere Facette zeigen kann. Wenn man so intensiv mit einer Serie verbunden ist wie ich mit dem 'Großstadtrevier', hat man nicht oft die Gelegenheit dazu", sagte er damals. Er spielte in dem Film einen Taucher im Hamburger Hafen, der seine Papiere fälscht, um an einen Job zu kommen, und sich damit erpressbar macht. Für die Darstellung erhielt er 2006 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Bester Schauspieler Fernsehfilm".
An diesen Erfolg knüpfte Fedder in den folgenden Jahren an und spielte in zwei weiteren Verfilmungen, die auf Erzählungen von Siegfried Lenz basieren. "Das Feuerschiff" (2008) und "Die Auflehnung" (2010). Beide Produktionen kamen bei Publikum und Kritikern gut an, Fedder wurde für seine schauspielerischen Qualitäten gelobt. Gleichzeitig entwickelte er eine tiefe Zuneigung zu dem Schriftsteller. Sein Verhältnis zu Lenz beschrieb er in einem Interview mit dem Kulturjournal schmunzelnd: "Ich liebe ihn. Er ist gütig, er ist schlau, er ist liebenswert. Wenn ich ihn sehe, geht mein Herz auf und dann möchte ich ihn beschützen, wie man seinen Großvater vor allem Unbill dieser Welt beschützen möchte." Und Siegfried Lenz gestand: "Jan Fedder ist ein Schauspieler, den ich einfach gern habe. Das geht so weit, dass ich für den Rest meines Lebens, das, was ich schreibe, insgeheim an ihn adressieren werde; in der Hoffnung, das kann nur Jan Fedder spielen."
Vegetarier, Sammler und Musiker
Privat sammelte Fedder, der sich jahrzehntelang überwiegend vegetarisch ernährte, leidenschaftlich alte Fahrzeuge. Auf seinem Bauernhof in Schleswig-Holstein bei Itzehoe, wo er meist die Wochenenden verbrachte, hatte er sich ein kleines Privatmuseum eingerichtet und hortete dort seine Schätze. Dazu gehörten Autos, Trecker, Motorräder und Antiquitäten. Sein absolutes Lieblingsstück war ein Messerschmitt Kabinenroller. In seiner Freizeit bastelte der Schauspieler gern an den Motoren seiner Sammlerstücke herum. Zudem war er Musiker und hatte sich als Leadsänger der Rockband Big Balls einen Namen gemacht. Im Jahr 2000 heiratete Jan Fedder seine Lebensgefährtin Marion.
Krankheitsbedingte Pausen im Großstadtrevier
2012 schlüpfte Jan Fedder in "Der Hafenpastor" in eine neue Rolle: Als Pastor Stefan Book mimt er die gute Seele in der Hamburger St. Pauli-Kirche. Doch bereits im Herbst desselben Jahres musste der Schauspieler wegen eines Krebsverdachts eine mehrmonatige Drehpause einlegen. Wegen seiner Auszeit fehlte er als Bauer Brakelmann bei zwei Folgen von Neues aus Büttenwarder und konnte an den Drehs zur 26. Staffel vom Großstadtrevier nicht teilnehmen. In der 27. Staffel war der Kult-Polizist wieder mit am Start, fehlte aber im Herbst 2014 bei den Dreharbeiten zur 28. Staffel erneut aus gesundheitlichen Gründen. Jan Fedder musste wegen eines Mundhöhlen-Karzinoms insgesamt 30 Bestrahlungen überstehen. Zu pausieren sei ihm "ehrlich" sehr schwer gefallen. Die Zeit mit dem Krebs sei die schlimmste seines Lebens gewesen, erzählte Fedder nach seiner Rückkehr zur 29. Staffel ins Großstadtrevier. Die Uniform hatte er inzwischen abgelegt, stattdessen übernahm er als Milieu-Ermittler in Zivil eine neue Rolle. Auch wenn er nie wieder ganz der Alte werde, er lebe noch, sei noch dabei - und das sei wunderbar, sagte er. Gerade die Arbeit an der Vorabendserie hat Jan Fedder viel bedeutet: Das Großstadtrevier sei seine Familie, sein Zuhause.
Jan Fedder stand bis 2019 vor der Kamera
Nachdem der Schauspieler den Krebs zunächst besiegen konnte und wieder Lebensmut geschöpft hatte, kam der nächste Nackenschlag. Er zog sich an beiden Beinen schwere Brüche zu. Infektionen erschwerten die Heilung. Trotz dieser zahlreichen gesundheitlichen Rückschläge kehrte Jan Fedder immer wieder vor die Kamera zurück: Noch 2019 drehte er neue Folgen für das Großstadtrevier. Im Herbst desselben Jahres zwang ihn eine Sprunggelenksverletzung erneut zu einer Drehpause. Seine Arbeit war für den Schauspieler wie ein Lebenselixier - in 28 Jahren spielte er in mehr als 400 Folgen Großstadtrevier mit. Aufhören zu arbeiten, das könne er nicht, sagte er einmal - denn "wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um. Dann ist es vorbei."
Jan-Fedder-Promenade und Ehrentafel erinnern an den Schauspieler
Fedder starb am 30. Dezember 2019 in seiner Hamburger Wohnung. Am 14. Januar 2020 fand die Trauerfeier im Hamburger Michel statt. Das war sein Wunsch gewesen. Zur St.-Michaelis-Kirche hatte er einen besonderen Bezug. Dort war er getauft, konfirmiert und getraut worden. Das Grab von Jan Fedder befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Seit Januar 2022 trägt die Uferpromenade am Hamburger Hafen zwischen Landungsbrücken und Baumwall den Namen des beliebten Schauspielers und Ehrenkommissars der Hamburger Polizei. Auch eine Ehrentafel an der Reeperbahn erinnert an Fedder - installiert am Eingang des Lokals "Zur Ritze", in dem er sich oft aufgehalten hat.
Fans ersteigern Erinnerungsstücke
Wie schon 2022 lässt Fedders Witwe auch 2024 Erinnerungsstücke aus dem Nachlass des beliebten Schauspielers versteigern, der viel gesammelt hatte. So werden unter anderem ein Mercedes Ponton 180 D, eine Moto Guzzi California 850 T3 - Fedders Lieblingsmotorrad - und ein ziviles Dienstfahrzeug Fedders aus der TV-Serie "Großstadtrevier" veräußert.