Stand: 08.04.2016 08:01 Uhr

Mackensen und das Worpsweder Lichtgeheimnis

Fritz Mackensen, Mitbegründer der Malerkolonie Worpswede (8.4.1866 - 12.5. 1953), Porträtaufnahme um 1910.
Fritz Mackensen (Porträtaufnahme um 1910) ist der erste Maler in Worpswede. Schon als Student kommt er zum Malen in das niedersächsische Dorf.

"In erster Linie ist es das Lichtgeheimnis, das Form und Farbe und das Wesen der Dinge zum farbigen Wunder macht. Das ist es, was mich hier an diesem Fleckchen Erde im Teufelsmoor von Anfang an wie mit Ketten gefesselt hat", sagte der Maler Fritz Mackensen über Worpswede, dessen Künstlerkolonie er 1889 mitgründete.

Künstlerisches Talent schon in der Schulzeit

Heinrich Friedrich Karl Mackensen wurde am 8. April 1866 in Grene bei Kreiensen als Sohn eines Bäckers geboren. Nach dem Tod des Vaters versuchte die Mutter, die Familie als Wäscherin und Näherin zu versorgen. Mackensens Lehrer schickte die Zeichnungen seines Schülers an die Kunstakademie in Düsseldorf und diese Probearbeiten wurden so günstig beurteilt, dass Mackensen eine Freistelle bekam und dazu auch noch kostenlos die Studentenverpflegung.

Die Natur als Lehrmeisterin

Künstlerkolonie
Expressionistisches Backstein-Gebäude in Worpswede © picture alliance/imageBROKER Foto: Daniel Schoenen

Worpswede: Künstlerdorf am Teufelsmoor

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Ein Aufenthalt während der Semesterferien 1884 in Worpswede brachte dem 18-Jährigen die zentrale Erkenntnis für sein künstlerisches Schaffen: "Die Natur ist unsere Lehrerin." Was ihn an Rembrandt so fasziniert hatte, das raffinierte Spiel von Licht und Schatten, hier fand er es vollendet angeboten - in der Landschaft des Teufelsmoors.

Nach einer weiteren Ausbildung in München gründete Fritz Mackensen mit den Freunden Otto Modersohn, Hans am Ende und Fritz Overbeck die Künstlerkolonie in Worpswede. Rilke, der wie viele andere in Worpswede war, schrieb über die Anfangszeit: "Und da lagen nun vor den jungen Leuten, die gekommen waren, um sich zu finden die vielen Rätsel dieses Landes: die Birkenbäume, die Moorhütten, die Heideflächen, die Menschen, die Abende und die Tage, von denen nicht zwei einander gleich sind. Und da gingen sie nun daran, dies Rätsel zu lieben."

Worpswedes Künstler werden berühmt

Fritz Mackensen malte, fernab von impressionistischen Moden, seine "Augenwunder": "Trauernde Familie", "Worpsweder Madonna", "Mutter und Kind", "Trinkender Bauer", "Scholle", "Frau mit Säugling", "Der Sämann" und vor allem das Monumentalbild "Gottesdienst im Freien", das 1895 von der Münchener Künstlergenossenschaft ausgezeichnet wurde.

Die jungen Maler stellten gemeinsam aus. Bei ihrem ersten Versuch in der Bremer Kunsthalle fühlte sich ein Kritiker noch "im Lachkabinett". Bei der Ausstellung 1895 in München wurde Mackensen bereits die Goldmedaille verliehen. "Kommen da ein paar junge Leute daher, deren Namen niemand kennt, aus einem Ort, dessen Namen niemand kennt, und man gibt ihnen nicht nur einen der besten Säle, sondern der eine erhält die große goldene Medaille und dem anderen kauft die Neue Pinakothek ein Bild ab", schreibt ein unbekannter Kritiker im Jahr 1895 (in Rainer Maria Rilke: "Worpswede", 1903) über den Erfolg der Worpsweder Künstler. "Für den, der irgend weiß, wie ein Künstler zu solchen Ehren sonst nur durch langjähriges Streben und gute Verbindungen kommen kann, ist das eine so fabelhafte Sache, dass er sie nicht glauben würde, hätte er sie nicht selbst erlebt. Niemals ist eine Wahrheit so unwahrscheinlich gewesen."

Dichter, Architekten und Kunsthandwerker siedelten sich in dem Künstlerdorf an. Fritz Mackensen heiratete 1907 seine Schülerin Hertha Stahlschmidt. Der Wunsch nach einem Amt, das gesicherte Einnahmen versprach, regte sich.

Abkehr vom freien Künstlerleben

1908 wurde Mackensen Professor an der Hochschule für Bildende Kunst in Weimar, zwei Jahre später Direktor der Anstalt. Nach dem Ersten Weltkrieg und mit Beginn der Inflation schmolz das mühsam angesparte Vermögen. Wieder war es notwendig, eine neue Existenz aufzubauen. 1918 kehrte er nach Worpswede zurück.

Mackensen wurde 1933 Leiter der Hochschule für Bildende Kunst in Bremen, die heutige Hochschule für Künste. Das bedeutete auch, dass er sich mit dem Nazi-Regime arrangierte. 1937 trat er in die NSDAP ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er erneut mit der anstrengenden Suche nach neuen Perspektiven. Der Roman "Gerd Klindworth. Betas Sohn" (1947), brachte jedoch nicht den erhofften Erfolg. Fritz Mackensen lebte noch einige Jahre in seinem Haus auf dem geliebten Weyerberg in Worpswede. Er starb am 12. Mai 1953 in Bremen.

Dieses Thema im Programm:

die nordstory | 12.09.2014 | 20:15 Uhr

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