Unterwegs mit "Baedeker" & Co: Reisen und Reiseführer damals

Stand: 09.08.2023 10:40 Uhr

Schon bevor das Reisen zum Massenphänomen wurde, gab es die ersten Reiseführer. Der "Baedeker" etwa lieferte wertvolle Informationen für die frühen "Indvidualtouristen". Etwa zeitgleich erfand Thomas Cook den Pauschaltourismus.

von Berit Schwarz

"Tourismus für alle" oder gar Massentourismus ist ein Phänomen, das es erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt. Zuvor war das Reisen nur wenigen vorbehalten. Im Mittelalter reisten vor allem Kaufleute, Soldaten und religiöse Pilger. Letztere wanderten zum Beispiel oft nach Rom, um einen "Ablass" von ihren Sünden zu erwirken.

Frühes Reisen ohne Straßenkarten

Wer unterwegs war, hatte kaum Orientierung auf dem beschwerlichen Weg, der in der Regel zu Fuß, auf einem Pferd oder mit einem Ochsenkarren zurückgelegt werden musste. Ausgebaute oder gar asphaltierte Straßen gab es damals noch nicht, die Wege waren uneben und nach Regenfällen oft voller Schlamm. Auch Straßenkarten waren noch nicht verfügbar. Selbst Wegweiser waren selten - und wer sich einmal im Wald verlief, war den unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt: Räuber vagabundierten durchs Gehölz, aber auch wilde Tiere wie Bären und Wildschweine konnten Wanderern gefährlich werden. Wer nicht wieder auf den Weg zurückfand, lief zudem Gefahr, zu erfrieren oder zu verhungern.

Übernachten konnten Reisende in den wenigen damals existierenden Gasthäusern oder auch in privaten Wohnungen. Hotels wie heute hätten sich damals noch gar nicht gelohnt - viel zu selten kam mal ein Fremder des Weges. Die meisten einfachen Menschen im Mittelalter verließen ihren Heimatort ohnehin ihr ganzes Leben nicht.

Mit den Bildungsreisen kommen die Reiseberichte

Goethe in der Campagna. Gemälde, 1786/87, von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829). © picture alliance / akg-images | akg-images
Goethes "Italienische Reise" - hier das Gemälde "Goethe in der Campagna" von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein - basiert auf den Reisetagebüchern von 1786 bis 1788.

Ab dem 18. Jahrhundert kamen bei Adeligen, Reichen und Schriftstellern Bildungsreisen in Mode. Berühmt wurden etwa die Reisen des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe nach Italien. 1786 brach er auf und wollte zunächst nur für einige Monate dort bleiben. Doch dann gefiel es ihm so gut, dass er zwei Jahre in Italien verweilte, studierte, malte, schrieb und die regionalen Küchen lieben lernte. Seine Erlebnisse veröffentlichte er nach seiner Rückkehr in dem Buch "Italienische Reise".

Solche Bücher mit Reiseerlebnissen waren im 18. und 19. Jahrhundert sehr populär. Gerade weil das Reisen etwas ganz Besonderes war, das sich nur wenige leisten konnten, verschlangen die Menschen Berichte darüber mit großer Neugier. Auch der technische Fortschritt spielte den Reiselustigen in die Hände: Die Qualität der Straßen wurde verbessert, sodass Kutschfahrten eine angenehmere Alternative zum Ritt auf dem Pferd darstellten.

Späterer Bestseller-Autor als "Landstreicher" unterwegs

Zeitgenössisches Porträt des Verlagsbuchhändlers Karl Baedeker (1801-1859). © picture-alliance / dpa | Bifab
Handbücher für Reisende gab es schon vor Karl Baedeker, doch mit seiner umfassenden Akribie revolutionierte er den Markt.

Doch eine gute Straße allein macht noch keine gute Reise. Im schlesischen Dorf Pilchow (heute: Pilchowice, Polen) erstattete der Schulleiter Mehlmann am 15. Juni 1820 eine Anzeige gegen einen jungen Mann wegen Landstreicherei. Der Bursche wurde aufgegriffen, weil er in der Ortschaft etwas auszukundschaften schien. Mehlmann gab zu Protokoll, dass der Mann versucht habe, "ihn zu Mitteilungen über Bewohner, Anzahl der Pferde, Verkehr der Postkutschen, Viehbestand und alte Gebäude der Gegend auszufragen", wie etwa die "Welt" das Protokoll der Gendarmerie zitiert. "Bei sich trug er zwei Schreibbücher mit verdächtigen Eintragungen sowie Zeichnungen." Bei dem vermeintlichen Landstreicher soll es sich um den damals 19-jährigen Karl Baedeker (1801-1859) gehandelt haben. Und der spähte den Ort nicht etwa für etwaige Diebeszüge aus - sondern sammelte offenbar schon damals Informationen für Reisende.

Reiseführer von Karl Baedeker für Individualtouristen

Das Gemälde "Auf der Fahrt durch die schöne Natur" von Adolph von Menzel, 1892 © gemeinfrei
Baedekers Reiseführer waren so erfolgreich, dass sie sogar Einzug in die bildende Kunst fanden - hier auf dem Bild "Auf der Fahrt durch die schöne Natur" von Adolph von Menzel (1892).

Einige Jahre später - 1932 - gründete Baedeker einen eigenen Verlag, indem er einen anderen kaufte. Er evolutionierte die damalige Reiseliteratur. Mit der überarbeiteten, erweiterten und 1835 erschienenen Neuauflage des "Handbuchs für Schnellreisende" des Historikers Johann August Klein, der "Rheinreise" aus dem Jahr 1828, spricht man gemeinhin vom ersten "Baedeker"-Reiseführer. Ein Erfolg, dem bald weitere Bände zu weiteren Zielen in Deutschland und Europa folgen sollten. Baedeker selbst wurde mit seinen Ratgeber-Büchern für Individualtouristen so berühmt, dass der Name "Baedeker" lange Zeit als Synonym für Reiseführer galt, ähnlich wie "Nivea" für die bekannte Creme.

Gasthäuser, Fähren, Trinkgeld: "Reisenden behülflich sein"

Eine Beschreibung des Hotels Achtermann im Harz in einem historischen Baedeker-Reiseführer. © Wieduwilt Film & TV Production GmbH
Fließendes warmes und kaltes Wasser im Hotel "Der Achtermann" in Goslar waren Baedeker eine Erwähnung wert.

Für seine Bücher reiste Karl Baedeker an die beschriebenen Orte und recherchierte alle möglichen Informationen, um sie an seine Leser weiterzugeben: Städte und Ortschaften, Museen, Gasthäuser und Wanderwege, Fährverbindungen und die Preise fürs Übersetzen ans andere Ufer, Droschken-Fahrzeiten, Pläne, Karten und Skizzen - alles, was den Reisenden von Nutzen sein kann. Auch spickte er seine Beschreibungen mit Hinweisen, die aus heutiger Sicht skurril anmuten - wie etwa dem zum Trinkgeld: "In der Regel wird zu viel gegeben."

Eineinhalb Tage verbrachte Baedeker etwa auf dem berühmten Pariser Friedhof "Père Lachaise", um diesen zu kartografieren. Sein Ehrgeiz und sein Versprechen, stets aktuell zu sein, löste er in jeder neuen Ausgabe seines Reiseführers ein - wenn ein Schloss etwa den Besitzer gewechselt hatte, fand das im neuesten "Baedeker" Erwähnung.

Endlich gab es für Reisende eine Vorlage, an der sie sich orientieren konnten. Das Motto von Karl Baedeker lautete: "Die Unabhängigkeit des Reisenden so viel als möglich zu befördern" oder "dem Reisenden behülflich sein".

"Kings and governments may err, but never Mr. Baedeker"

Eine Reihe alter Baedeker-Reiseführer stehen in einem Regal. © Wieduwilt Film & TV Production GmbH
An seine Reiseführer hatte Karl Baedekers den Anspruch, dass sie immer aktuell sein sollten.

Der "Baedeker" galt als besonders verlässliche Informationsquelle. Die Reiseführer wurden regelrecht zu einer festen Institution. Die "Neue Zürcher Zeitung" zitiert in einem rückblickenden Beitrag von 1996 Kaiser Wilhelm I., der sich pünktlich jeden Mittag zur Ablösung der Garde in seinem Palast Unter den Linden präsentiert habe: "Es steht im Baedeker, dass ich den Wachwechsel vom Fenster aus betrachte, und die Leute sind dafür hergekommen."

Der Ruf des "Baedker" drang bis auf die Theaterbühnen. So hießt es Ende des 19. Jahrhunderts in der Operette "La vie parisienne" von Jacques Offenbach: "Kings and governments may err, but never Mr. Baedeker." Aber so wenig wie der Autor und Verleger der erste war, der Reisenden "behülflich sein" wollte, war er Mitte des 19. Jahrhunderts der einzige. Auch andere entdeckten den Markt.

Grieben macht Baedeker mit Fotos Konkurrenz

Cover des Reiseführers "Grieben's Reise-Bibliothek - Ganz Berlin und Potsdam" von 1861 © picture-alliance / akg-images
Grieben wertete seine Reiseinformationen mit Illustrationen auf - um die Jahrhundertwende auch mit Fotos.

Ein wenig später als Baedeker kam auch der Berliner Theobald Grieben auf die Idee, Informationen für Reisende zusammenzutragen. 1853 gründete er "Grieben's Reise-Bibliothek - eine Sammlung praktischer Reisehandbücher mit Reisekarten und Stadtplänen". Damit machte Grieben dem "Baedeker" Konkurrenz. Die ersten 60 Ausgaben basierten auf eigenen Reise-Erfahrungen Griebens in Deutschland und später auch in ganz Europa. Und anders als der Baedeker enthielten diese Bücher auch bereits um die Jahrhundertwende Fotografien. Nach mehreren Verleger-Wechseln erschien im Jahr 1992 noch der Band "Deutschland Ost". Danach wurde Griebens Reiseführer eingestellt.

Woerl punktet mit dem Format

Auch Leo Woerl (1848-1918) verlegte ab 1878 am Standort Würzburg Reisehandbücher. Bis zur Jahrhundertwende erschienen 600 Ausgaben im praktischen Taschenbuchformat in deutscher und englischer Sprache. In diesen mehr an Hefte als an Bücher erinnernden dünnen Nachschlagewerken wurde jeweils ein Ort beschrieben, darunter Würzburg, Frankfurt am Main, Rothenburg ob der Tauber, Bayreuth und Bad Kissingen. "Woerls Reisebuchverlag" siedelte im Jahr 1897 nach Leipzig um - die damals boomende Buchhandelsstadt.

"Continental Handbuch" liefert Tank- und Reparaturtipps

Ausschnitt des Titelblatts vom "Continental Handbuch für Automobilisten und Motorradfahrer" © Continental
Wer ein Automobil oder Motorrad besaß, bekam das "Continental Handbuch für Automobilisten" kostenlos.

Neben klassischen Reiseführern erschien ab 1912 auch das "Continental Handbuch für Automobilisten". Jeder, der nachweisen konnte, dass er ein Automobil oder ein Motorrad besaß, bekam das Nachschlagewerk kostenlos. Deutschlandweit waren darin etwa alle Apotheken vermerkt, die Benzin verkauften - Tankstellen gab es damals noch nicht. Außerdem fand der "Automobilist" in dem Werk Straßenkarten, Angaben zur Straßenbeleuchtung, Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten, Informationen zu Hotels, Gasthäusern und Möglichkeiten, sein Gefährt reparieren zu lassen, falls mal etwas defekt sein sollte. Auch Vorschläge für Auto-Touren fand der Leser in dem Buch.

"Reisen statt Trinken": Pauschaltourismus à la Thomas Cook

Zeitgenössische Darstellung der Zugfahrt von 1841, organisiert von Thomas Cook, mit der er einige Hundert Menschen zu einem Abstinenzlertreffen brachte und damit veranstalte, was vielen als erste Pauschalreise gilt. © picture alliance / dpa | Thomas Cook
Eine von Thomas Cook organisierte Zugfahrt Hunderter Abstinenzler im Jahr 1841 - hier in einer zeitgenössischen Darstellung - gilt gemeinhin als die erste Pauschalreise.

Doch nicht nur zum "Baedeker", auch zum Reisen auf eigene Faust gab es bald Alternativen. Mit Englands erster Eisenbahnlinie für den Personenverkehr 1830 wurde das Reisen schlagartig komfortabler, schneller uud erschwinglicher. Nur wenig später wurde dort auch die Pauschalreise erfunden: 1841 organisierte Thomas Cook (1808-1892) erstmalig eine Ausflugsfahrt für 500 Personen - mit der Eisenbahn von Leicester ins 28 Kilometer entfernte Loughborough.

Die Tour stand im Dienste einer guten Sache: Als Baptistenprediger kämpfte Thomas Cook gegen den Alkoholismus und organisierte deshalb Reisen für die Arbeiterklasse, auf denen kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Denn Hochprozentiges stellte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England ein großes Problem dar: Die Arbeitslosigkeit war groß, die Wohnverhältnisse beengt. Viele versuchten, sich mit dem Griff zur Flasche zu betäuben. Thomas Cook aber propagierte die Devise "Reisen statt Trinken", um der ärmeren Bevölkerungsschicht mit schönen Stunden in der Natur und der Gemeinschaft etwas Interessanteres bieten zu können als einen kurzfristigen Alkoholrausch. Damit hatte er Erfolg.

Pauschalreisen: Günstiger Urlaub für kleine Portemonnaies

Später organisierte Cook preiswerte Kurzreisen an den Lake District oder zu den englischen Seebädern. Das Geschäftsmodell der Pauschalreise setzte sich durch. Das Prinzip: Die Veranstalter erzielen niedrigere Preise, wenn sie Hotelzimmer oder Tickets in großer Zahl ankaufen. So wurden diese Fahrten damals auch für Menschen mit wenig Geld erschwinglich. Auch heute noch ist eine Pauschalreise deshalb oft günstiger, als wenn Einzelreisende alle Leistungen selbst buchen.

Urlaubsanspruch: Die Geburt des Tourismus für jedermann

Ein Problem gab es im 19. Jahrhundert allerdings: Den Arbeitern und Angestellten stand damals noch kein Urlaub zu. Nur die Sonn- und Feiertage waren arbeitsfrei - oder jene Tage, an denen die Maschinen in der Fabrik gewartet wurden. An diesen Tagen konnten die Arbeiter dann kleine Ausflüge ins Umland oder ans Meer unternehmen.

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Pilger mit Kamelen auf ihrem Weg nach Mekka überqueren um 1906 eine Ponton-Brücke über den Sueskanal. © picture alliance/Mary Evans Picture Library

Als Urlaubsreisen noch nicht selbstverständlich waren

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Das änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts: 1903 setzten die ersten Arbeiter einen Urlaubsanspruch gegenüber ihren Arbeitgebern durch. Es waren Brauereiarbeiter, die drei Tage Urlaub im Jahr erstritten. Der Berliner Historiker Hasso Spode sagt, dass es neben der Berliner Schultheiss-Brauerei die Firma Carl Zeiss in Jena und das grafische Gewerbe waren, die Urlaub für ihre Arbeitnehmer anboten. In den 1920er-Jahren setzten dann die Gewerkschaften für die Arbeiter in allen Branchen zumindest in Ansätzen einen Urlaubsanspruch durch. Bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 gab es für alle Arbeiter schließlich drei oder vier Tage bezahlten Urlaub im Jahr.

Viele Arbeiter konnten sich das Verreisen allerdings gar nicht leisten. Sie mussten sich mit einem Ausflug zum Badesee, einer Wanderung in eine Waldwirtschaft oder einem Tag auf dem Jahrmarkt begnügen. Bei den besser Betuchten waren die Seebäder der Nord- und Ostsee und die deutschen Mittelgebirge beliebt. Gereist wurde vor allem mit der Bahn.

"Kraft durch Freude": Nazis setzen auf Leistung durch Urlaub

Im Dritten Reich befriedigte der Staat die Sehnsucht der Menschen nach Erholung und Abwechslung durch die Gründung der Organisation "Kraft durch Freude". Die Nazis boten Tagestouren, Wanderungen und längere Urlaubsreisen an, zwischen 1934 und 1939 nutzten das Angebot sieben Millionen Touristen. "KdF"-Sonderzüge fuhren unter anderem an die Ostsee und nach Oberbayern. Mit diesem Angebot wollte das Regime die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung stärken.

Als das "Seebad der 20.000" war eine riesige Erholungsanlage in Prora auf Rügen gedacht. Das Bauwerk hat acht Blöcke, misst viereinhalb Kilometer und war das längste Bauwerk der Nazis. Nach jahrelangem Verfall wurden die Bauten saniert, sodass heute dort wieder Urlaub möglich ist.

Wirtschaftswunder bringt Reise-Boom ins Ausland

Urlaubsreise an den Gardasee mit dem Auto 1959. © picture-alliance / picture-alliance/dpa Foto: Marc Suski
Als die Deutschen in den 50ern Auslandsreisen für sich entdeckten, war Italien das beliebteste Ziel.

In den 1950er-Jahren führte das Wirtschaftswunder in Westdeutschland zu einem wahren Reise-Boom. Der Aufschwung ermöglichte nun auch vermehrt Reisen ins Ausland. Zunächst war Italien das Sehnsuchtsland der Deutschen. Damit verbanden sie Sonne, Strand und Meer. Aber auch Kunst, Kultur und Dolce Vita. Gerade was das Essen betraf, war Italien ein Land voller Exotik.

Ab den 1970er-Jahren reisten die Bundesbürger am liebsten nach Spanien - und wenig später besonders gern nach Mallorca. Das tun sie bis heute noch.

Urlaubsanspruch in Verfassung der DDR verankert

In der DDR gab es einen in der Verfassung garantierten Anspruch auf Urlaub für alle Werktätigen. Zwischen Anfang Juli und Ende August waren große Ferien im sozialistischen Staat. Wer Glück hatte, ergatterte einen Gutschein des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB): Angeboten wurden Reisen vor allem in den Harz, den Thüringischen Wald, an die Ostsee und in die sächsische Schweiz.

Urlauber auf dem Campingplatz in Feldberg im Kreis Neustrelitz (DDR) an der Mecklenburger Seenplatte. (Aufnahme aus dem Jahr 1963) © picture alliance/dpa-Zentralbild Foto: dpa-Zentralbild
Wer in der DDR keinen staatsgelenkten Urlaub wollte, ging am liebten zelten.

Verreisen auf eigene Faust war aber auch möglich: Urlaub auf dem Campingplatz stand hoch im Kurs. Oder man versuchte, privat bei Verwandten oder Bekannten unterzukommen. Für die Kinder war unabhängig davon gesorgt: Die meisten Schüler fuhren im Sommer für zwei bis drei Wochen in die Ferienlager, die von Betrieben oder der FDJ organisiert wurden.

Auch Reisen ins sozialistische Ausland - etwa nach Ungarn, Bulgarien oder die Sowjetunion - waren für DDR-Bürger möglich. Das "Reisebüro der DDR" organisierte Gruppenreisen in die sogenannten Bruderstaaten. Wer als Tourist ins Ausland wollte, musste vorher allerdings einen Antrag beim Innenministerium oder der Volkspolizei stellen - der häufig abschlägig beschieden wurde.

Reisen heute: Mit wenigen Mausklicks ans Ziel

Mittlerweile sind der Reiselust - außer vom persönlichen Budget - kaum noch Grenzen gesetzt. Vom preiswerten Pauschalurlaub in der Sonne über Kreuzfahrten auf allen Meeren der Welt bis hin zum individuellen Abenteuer- oder Kultururlaub in exotischen Ländern: Fast alles ist möglich. Zur Seite stehen Urlaubern dabei nach wie vor Reiseführer - in Buch-Form und auch digital. Mit 180 Bänden führt der "Baedeker" dabei nunmehr um den ganzen Globus - hat mit den "Marco Polo"-, "Lonely Planet"- und "Merian"-Reihen sowie unzähligen Reiseblogs im Netz aber auch ernstzunehmende Konkurrenz.

Das traditionelle Reisebüro indes kämpft ums Überleben. Wer wegfahren möchte, bucht seine Reisen inzwischen am einfachsten über das Internet oder über Apps auf dem Smartphone. So lässt sich so manches Schnäppchen ergattern. Und die Reisenden finden dort auch gleich Informationen über Flüge, Mietwagen, Bahnverbindungen, Hotels und Sehenswürdigkeiten - ständig aktualisiert und von anderen Reisenden bewertet.

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Doku & Reportage | 09.08.2023 | 21:00 Uhr

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