DAS! historisch: Das Haus Hannover und das britische Königshaus
1714 wurde Georg Ludwig der erste hannoversche Regent auf dem britischen Thron. Die Personalunion zwischen dem Haus Hannover und dem britischen Königshaus endete mit der Thronbesteigung von Königin Victoria.
Das Haus Hannover und das britische Königshaus verbindet eine lange und, bis heute, ereignisreiche Geschichte. Die Ursprünge gehen auf Ende des 17. Jahrhunderts zurück, als das britische Königshaus verzweifelt einen Nachfahren und Thronfolger in ganz Europa sucht - und schließlich überraschend in Hannover findet. Bis zu dem Zeitpunkt war der Einfluss des Kurfürstentums Hannover recht überschaubar, als eine Prunk-Urkunde an das Herrscherhaus das Blatt plötzlich wendet: Die Wahl des englischen Königs fällt in der Erbfolge auf Sophie von Hannover - Startschuss zu einem kometenhaften Aufstieg des Adelsgeschlechts.
Sophie von Hannover stirbt vor Thronbesteigung
Als 1701 in London entschieden wird, dass Sophie die nächste Königin von Großbritannien werden soll, ahnt niemand, dass es am Ende doch anders kommt. Inzwischen 83-jährig, bricht sie nämlich im Garten des Schlosses Herrenhausen in Begleitung ihrer Hofdamen am 8. Juni 1714 beim Spazierengehen tot zusammen. Als nur acht Wochen später dann auch die englische Königin stirbt, wird Sophies Sohn Georg Ludwig, der Kurfürst von Hannover, König von Großbritannien und Irland.
Regierungszeit von Georg I. ist nicht frei von Konflikten
Großbritannien ist damals schon eine Weltmacht mit Kolonien und Protektoraten auf allen Kontinenten - und entwickelt sich im Lauf der Jahrhunderte zu einem riesigen Weltreich. Es ist eine konfliktreiche Regentschaft über ein großes Herrschaftsgebiet und Hannover, die der 54-jährige Georg Ludwig als Georg I. übernimmt. Zu dem Konfliktpotential beider Aufgaben in Personalunion kommen außerdem sprachliche Hürden: Er spricht zwar fließend Italienisch und Französisch - aber kaum Englisch.
Mit Königin Victoria endet Regentschaft in Personalunion
Das englische Volk befürchtet deshalb, er würde Politik zugunsten Hannovers betreiben. Aber auch die Hannoveraner fühlen sich vernachlässigt: Georg III. beispielsweise betritt in seiner 60-jährigen Regentschaft nicht ein einziges Mal das Reich seiner deutschen Vorfahren. Ein Spagat, der übrigens auch keinem der noch folgenden Welfenkönige während der Personalunion problemlos gelingt. Zudem wird Hannover massiv in internationale Krisen hineingezogen. 1803 besetzen schließlich Napoleons Truppen das Kurfürstentum. Auch wenn nach dem Wiener Kongress 1815 Hannover sogar noch zum Königreich erhoben wird - die Verbindung geht ihrem Ende entgegen. Als nämlich Königin Victoria in London den Thron besteigt, endet die Personalunion nach 123 Jahren. Der Grund: Nach welfischer Erbfolge-Regelung musste ein Mann folgen, keine Frau.
Enge Verbindung zwischen Welfen und Briten besteht bis heute
Dem Königreich Hannover ist danach kein großes Glück mehr beschert. 1866 wird es sang- und klanglos zur preußischen Provinz degradiert. Geblieben sind große Namen, ausreichend Geld und das beeindruckende Schloss Marienburg, um das heute ein Erbstreit entbrannt ist. Die enge Verbindung der beiden Häuser ist allerdings noch bis in die Gegenwart zu spüren: Als 1999 Prinz Ernst August von Hannover Caroline von Monaco heiratete, bat er die Queen noch um Erlaubnis.