Symbolbild: Ordner mit Versicherungen und Taschenrechner auf einem Schreibtisch © picture alliance / CHROMORANGE Foto: Udo Herrmann

Versicherungen: Welche braucht man, welche nicht?

Stand: 24.11.2023 14:11 Uhr

Man kann sich im Alltag gegen vieles versichern lassen. Einige Policen, etwa Haftpflicht und Hausrat, sollte jeder unbedingt haben. Andere hingegen sind entbehrlich und kosten nur unnötig Geld.

Viele Menschen in Deutschland haben viel zu viele Versicherungen - so die Einschätzung der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Deshalb lohnt es sich, beim Abschluss von Versicherungen genau hinzuschauen. Auch bestehende Verträge sollten überprüft werden, wenn größere Veränderungen der Lebensumstände anstehen oder die Versicherer bessere Tarife anbieten. Geld zu sparen, ist dabei ein willkommener Nebeneffekt.

Welche Versicherungen sind ein Muss?

Es ist gesetzlich vorgeschrieben, eine Krankenversicherung zu haben. Es gibt eine größere Anzahl gesetzlicher Kassen. "Bei der Auswahl kann es sich durchaus lohnen, Service, Zusatzleistungen, Bonusprogramme und Tarife unter den Krankenkassen zu vergleichen", rät Rotraud Mahlo, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Manchmal ist es daher sinnvoll, die Krankenkasse zu wechseln. Private Krankenversicherungen seien für viele Menschen - Beamte ausgenommen - uninteressant, ergänzt ihr Kollege Maximilian Gehr, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Denn: In der Regel werden diese Absicherungen mit den Jahren immer teurer, was im Alter eine hohe Belastung bedeutet.

Eine Auslandskrankenversicherung ist zwar nicht zwingend erforderlich, kann aber bei Urlaubsreisen sehr hilfreich sein. So können Kosten, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht getragen werden, gedeckt sind. Sie kostet nur wenige Euro im Jahr. Also: Wer viel reist, sollte eine haben. Ob weitere Reiseversicherungen sinnvoll sind, muss im Einzelfall beurteilt werden.

Ein Muss ist auch die private Haftpflichtversicherung. Sie versichert Personen-, Sach- und Vermögensschäden im privaten Bereich. "Das betrifft nicht nur den kleinen Kratzer im Autolack, den jemand mit seinem Fahrrad versehentlich verursacht hat. Auch wer einen Unfall verursacht, ist abgesichert“, erklärt Mahlo. Wer anderen durch Unvorsichtigkeit oder Leichtsinn einen Schaden zufüge, müsse dafür in voller Höhe aufkommen. Das könne mitunter sehr teuer werden. "Schlimmstenfalls muss ich ein Leben lang zahlen“, warnt die Expertin.

Auch den eigenen Hausrat zu versichern, ist sinnvoll, da viele Privathaushalte die notwendigen Neuanschaffungen etwa nach einem Brand oder einem großen Wasserschaden nicht stemmen können. Wenn der gesamte Hausrat von einem Tag auf den anderen neu gekauft werden muss, kommen schnell hohe Summen zusammen. Wer besonders wertvolle Gegenstände in seiner Wohnung oder in seinem Haus hat, sollte dies der Versicherung gesondert mitteilen - auch wenn die Kosten für die Absicherung dann etwas höher sind.

Hausbesitzer benötigen unbedingt eine Wohngebäudeversicherung. Schäden durch Feuer, Wasser, Sturm und Hagel werden dadurch abgedeckt. Je nach Lage der Immobilie sollte man über eine zusätzliche Absicherung gegen Hochwasser oder Erdrutsche, eine sogenannte Elementarschadenversicherung, nachdenken.

Welche Versicherungen sind empfehlenswert oder im Einzelfall sinnvoll?

Eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale sehr sinnvoll. Damit sichere man sich zum Beispiel im Fall einer schweren Krankheit ab. Wer die Versicherung bereits in jungen Jahren abschließe, könne sich niedrige Beiträge sichern.

Eine Unfallversicherung ist bei Erwachsenen oft überflüssig, weil diese bereits in der Berufsunfähigkeitsversicherung enthalten ist. Wer in seiner Freizeit gefährlichen Hobbys nachgeht (zum Beispiel Fallschirmspringen, Motorradfahren, Klettern), sollte aber über eine solche Police nachdenken.

Eine Risikolebensversicherung ist sehr empfehlenswert, um die Familie abzusichern, vor allem wenn man kleine Kinder hat. Solange das entsprechende Risiko hoch ist, sei es gut, auf einen solchen Schutz zurückgreifen zu können, so Experte Gehr. Sind die Kinder irgendwann älter, sei diese Absicherung womöglich nicht mehr ganz so bedeutsam und könne wegfallen.

Kapitalbildende Lebensversicherungen waren früher ein stark nachgefragtes Anlagemodell. Aufgrund geringer Zinsen wurden sie nach und nach unattraktiv, die Auszahlungsbeträge waren nicht sonderlich hoch. Wer aber noch einen Altvertrag hat, sollte diesen behalten, denn oft seien damit noch gute Renditen verbunden, so Gehr. Bei einer Umwandlung der Lebensversicherungssumme in eine Rentenversicherung sollte berechnet werden, ob sich das wirklich lohne.

Private Pflegezusatz- und Altersvorsorgeversicherungen können durchaus hilfreich sein. Nach Einschätzung von Gehr muss der Blick dabei aber ganz konkret auf das Alter der Versicherten, die Dauer der Absicherung und die ganz konkrete Lebenssituation gehen. Pauschal lasse sich keine Empfehlung geben.

Rechtsschutzversicherungen haben Vor- und Nachteile. Oft sind viele - teure - Streitigkeiten ausgeschlossen. Außerdem kann der Versicherer nach einem Schadensfall den Vertrag kündigen. Wenn ein Rechtsstreit über mehrere Instanzen geht, ist eine Rechtsschutzversicherung hilfreich. Aber: In einem laufenden Verfahren kann kein Rechtsschutz neu abgeschlossen werden. Finanzexperte Gehr empfiehlt als Alternative zu Rechtsschutzversicherungen, Rücklagen zu bilden und diese im Bedarfsfall einzusetzen. Eine andere Möglichkeit sei, ein "Minimalpaket" abzuschließen, zum Beispiel für das Verkehrsrecht, wenn man viel mit dem Auto unterwegs ist. Manchmal ist auch eine Absicherung zum Mietrecht sinnvoll.

Zahnzusatzversicherungen sind nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Niedersachsen nicht notwendig. Im Einzelfall kann so eine Absicherung aus wirtschaftlichen Gründen aber sinnvoll sein. Zahnarztkosten gehen mitunter ganz schön ins Geld.

Tierkrankenversicherungen bieten oft wenig Leistungen bei teuren Prämien. Ratsam hingegen ist eine Hundehalterhaftpflicht.

Welche Versicherungen sind eher unnötig?

Von einigen Versicherungen raten Experten sogar ab. So hält die Verbraucherzentrale Sterbegeldversicherungen für meist überflüssig, vor allem bei älteren Kunden. Sie seien teuer und hätten oft eine Auszahlungssumme, die deutlich unterhalb der aufgewendeten Beiträge liege.

Ausbildungsversicherungen, wie sie zum Beispiel Großeltern an ihre Eltern verschenken, sind im Einzelfall zu betrachten. Oft seien Versicherungen nicht das richtige Mittel, schließlich werde nichts abgesichert, sondern lediglich gespart, so Verbraucherschützer Gehr. Das könne auch mithilfe von reinen Finanzprodukten geschehen,

Verzichtet werden kann laut Verbraucherzentrale generell auf Policen, die nur kleinere Schäden absichern, wie zum Beispiel eine Reisegepäckversicherung. Glasbruch- und private Arbeitslosenversicherungen sind den Verbraucherschützern zufolge ebenfalls entbehrlich.

Auch Extra-Geräteversicherungen für Fahrräder, Handys, Laptops oder Brillen lohnen sich demnach nur bei extrem teuren Anschaffungen oder wenn ein besonders umfangreicher Versicherungsschutz gewünscht wird. Ansonsten sei das "großer Murks", so Experte Gehr.

Beratung bei der Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentralen in Deutschland empfehlen, den Versicherungsschutz regelmäßig zu überprüfen und an geänderte Lebenssituationen anzupassen, sodass existenzbedrohende Risiken abgesichert sind. Sie bieten auch spezielle Beratungstermine für Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Diese sollten dazu eine Übersicht über ihre abgeschlossene Versicherungen parat haben.

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Ratgeber | 21.09.2022 | 19:05 Uhr

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