Stand: 13.08.2020 17:39 Uhr

Lebensversicherung: Warum ist die Auszahlung so niedrig?

von Nicolas Peerenboom
Beratungsgespräch © colourbox Foto: colourbox
Lebensversicherungen galten lange als sichere Altersvorsorge und Absicherung der Familie für den Todesfall.

Als Altersvorsorge haben viele eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen. Doch die Auszahlung sorgt im Alter oft für Enttäuschung: Der Betrag kann deutlich unter dem liegen, was der Versicherer in Aussicht gestellt hat. Ein Grund: Viele Versicherer stecken in der Krise - laut einer aktuellen Studie haben 22 von 84 geprüften Unternehmen große finanzielle Probleme.

Gründe für niedrigere Auszahlung

Warum die Auszahlung einer Kapitallebensversicherung oft niedriger als erwartet ausfällt, kann mehrere Gründe haben:

  • Lebensversicherungen bestehen aus zwei Elementen: Zum einen versichern sich Kunden gegen das Todesfallrisiko, zum anderen sparen sie mit der monatlichen Prämie Kapital an. Viele übersehen dabei, dass es die Zinsen nur für das angesparte Kapital gibt.

  • Bei einer Lebensversicherung gibt es neben dem fest vereinbarten Garantiezins eine sogenannte Überschussbeteiligung, die den Kunde an Erträgen beteiligt. Wie hoch die Überschussbeteiligung ausfällt, hängt davon ab, wie gut der Versicherer wirtschaftet.

  • Lebensversicherungen sind mit hohen Kosten behaftet, zum Beispiel Provisionen für Vertreter und Verwaltungskosten während der Vertragslaufzeit. Auch das schmälert den Ertrag.

  • Seit vielen Jahren stecken die Volkswirtschaften in einer Niedrigzinsphase. Für verliehenes Geld bekommt man kaum Zinsen. Das trifft auch die Versicherungsgesellschaften, die deshalb weniger verdienen können.

  • Viele Versicherer haben zu hohe Zinsen versprochen. In alten Verträgen wurden Garantiezinsen von bis zu vier Prozent festgelegt. Um den Garantiezins zahlen zu können, sparen die Lebensversicherer eine sogenannte Zinszusatzreserve an. Dieses Geld steht nicht mehr für die Überschussbeteiligung zur Verfügung.

Sollte eine Versicherung zahlungsunfähig werden, greift der Schutzschirm "Protektor". Damit sind die Garantiezinsen und bereits zugesagte Überschüsse abgesichert.

Insolvenz: Welche Versicherungen sind gefährdet?

Wie zahlungsfähig Unternehmen der Versicherungsbranche sind, zeigen Untersuchungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und des Bundes der Versicherten (BdV). Die BaFin hat 20 von 84 untersuchten Unternehmen "intensive Beobachtung" gestellt. 2019 stufte der Bund der Versicherten die Solvenz von 22 Versicherungsgesellschaften als kritisch ein.

Kündigung und Rückabwicklung

Trotz der schlechten Lage vieler Versicherer raten Verbraucherschützer davon ab, eine laufende Lebensversicherung voreilig zu kündigen. Der finanzielle Schaden kann größer sein als der Nutzen.

In einigen Fällen haben Versicherer fehlerhafte Klauseln in die Verträge geschrieben. Ist zum Beispiel die sogenannte Widerspruchsbelehrung falsch, können Kunden einen Anspruch auf Rückabwicklung des gesamten Vertrages geltend machen.

Ob eine Kündigung oder Rückabwicklung sinnvoll ist, muss individuell geprüft werden, zum Beispiel von unabhängigen Experten der Verbraucherzentrale.

Lebensversicherung optimieren

Wer seine Lebensversicherung behalten möchte, kann mit Änderungen des Vertrags Kosten senken. Beispiele:

  • In vielen Lebensversicherungen enthaltene Unfalltod-Zusatzversicherungen sind meist überflüssig.

  • Wer eine regelmäßige automatische Erhöhung der Versicherungssumme und damit auch der Beiträge vereinbart hat, kann diese sogenannte Dynamik stoppen.

  • Wer die Prämie jährlich oder halbjährlich zahlt, spart den sogenannten Teilzahlungszuschlag für die monatlichen Raten.

Infos zu Lebensversicherungen

Zu den Themen Geldanlage, Immobilien und Versicherungen beraten alle Verbraucherzentralen . Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich darüber hinaus auf die Überprüfung von Lebensversicherungen spezialisiert.

Wer umfassenden Versicherungsschutz und Beratung haben und von Gruppenversicherungen profitieren möchte, kann sich auch an den Bund der Versicherten wenden.

Wer eine Beratung zu Versicherungsprodukten benötigt, kann sich an einen unabhängigen Versicherungsberater wenden, der nicht von einer Versicherung provisioniert wird, sondern den man selber zahlt. Unabhängige Berater findet man zum Beispiel über den Bundesverband der Versicherungsberater.

Dieses Thema im Programm:

Markt | 17.08.2020 | 20:15 Uhr

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