Der Stromeinkauf ist nur eine Komponente des Strompreises. Er macht etwas mehr als die Hälfte aus. Der Rest sind die sogenannten Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen. Ein Beispiel: Kostet eine Kilowattstunde an der Strombörse etwa 15 Cent, so zahlt man auch als Neukunde fast das Doppelte. Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen gibt es auch beim Gaspreis.
Von den günstigen Einkaufspreisen der Versorger profitieren derzeit nur Neukunden. Viele Bestandskunden zahlen weiterhin hohe Preise und profitieren lediglich von der Strom- und Gaspreisbremse, die 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs deckelt. Laut dem Vergleichsportal Verivox kostet eine Kilowattstunde Strom für Neukunden im bundesweiten Schnitt im Moment etwas mehr als 28 Cent – nur etwa 0,2 Cent mehr als vor der Krise. Im örtlichen Grundversorgungstarif sind es aber mehr als 48 Cent - vor der Krise waren es dort fast 15 Cent weniger.
Die Anbieter begründen das mit der Art und Weise, wie sie Energie einkaufen. Strom wird für Neukunden zu aktuellen Börsenpreisen eingekauft. So können hier die günstigen Preise 1:1 weitergegeben werden. Für Bestandskunden wird langfristig eingekauft, nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise.
Damit will man die stark schwankenden Börsenpreise ausgleichen, damit man stabile Tarife anbieten kann. Das hat Vor- und Nachteile. Den Vorteil haben viele Bestandskunden im vergangenen Jahr gehabt: Die Preise wurden nicht oder nur wenig angehoben, auch als sich die Börsenpreise im vergangenen September fast verzehnfacht hatten. Die Anbieter mussten aber auch in dieser Zeit zumindest einen Teil ihres Stroms einkaufen. Zum Jahreswechsel wurde der teure Stromeinkauf bei vielen Bestandskunden eingepreist. Mit Preissenkungen wird erst dann gerechnet, wenn der teure Strom abverkauft ist.
Eine Vorhersage ist schwer zu treffen. Außerdem wird der Zeitpunkt von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein. Laut einem großen Ökostromhändler könnten zum Jahreswechsel die niedrigeren Preise an die Bestandskunden weitergegeben werden. Für eine mögliche Strompreissenkung muss aber auf alle Fälle der Börsenpreis über einen längeren Zeitraum stabil sein.
Bestandskunden, die unter hohen Preisen leiden, sollten den Anbieter wechseln. Das, was Ende vergangenen Jahres kaum möglich und auch oft wirtschaftlich nicht sinnvoll war, macht nun wieder Sinn. Aus der Grundversorgung kommen Kunden auch sehr kurzfristig raus.
Wenn man sich bei den Vergleichsportalen über günstigere Anbieter informiert, muss man auf die Laufzeiten achten, Arbeits- und Grundpreis berücksichtigen, eventuelle Wechselprämien herausrechnen, damit man wirklich vergleichen kann. Es gibt zum Beispiel Tarife, die nur einen Monat lang den angezeigten Preis garantieren. Danach richtet sich der Preis nach den Börsenkursen. Das kann lukrativ sein, wenn der Strompreis niedrig bleibt. Es kann aber auch unglaublich teuer werden, wenn er sich überraschenderweise noch mal verteuert.