Der Strom aus den letzten drei Atomkraftwerken, die im Frühjahr abgestellt wurden, hat im Januar und Februar 2023 vier Prozent des bundesweiten Strombedarfs gedeckt.
In den vergangenen Monaten hat Deutschland tatsächlich mehr Strom importiert. Etwa zehn Prozent des bundesweiten Strombedarfs wurden mit diesen Importen gedeckt. Das lag vor allem daran, dass die Windkraftanlagen nicht so viel geliefert haben. Auch die abgeschalteten Atomkraftwerke haben dazu beigetragen. Unabhängiger wäre Deutschland nur durch das Hochfahren von Gas- und Kohlekraftwerken geworden. Allerdings wäre der Strom dann auch teurer geworden, vor allem für die Industrie. Und Deutschland hätte mehr CO2 emittiert. Das wollte die Regierung nicht.
Der Im- und Export von Strom ist ein üblicher Vorgang. Deutschland hat zum Beispiel in den vergangenen 20 Jahren Exportüberschüsse erzielt, das heißt mehr produziert und mehr Strom verkauft als verbraucht. Dennoch gab und gibt es immer wieder Phasen, in denen auch Deutschland Strom importiert. Im vergangenen Jahr hat die Bundesrepublik beispielsweise 72 Terawattstunden exportiert, aber auch gut 45 Terawattstunden importiert, darunter auch Atomstrom.
Strom ist immer ein Mix aus mehreren Energiequellen. Deutschland hat zum Beispiel Strom unter anderem aus Tschechien bekommen und aus Frankreich. Da ist auch Atomstrom dabei. Das war bereits so, während die Atomkraftwerke deutschlandweit noch liefen.
Europaweit muss ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrschen. Dies wird als Netzstabilität bezeichnet. Fehlt also irgendwo Strom, wird an den Strombörsen nachgekauft. Im vergangenen Jahr mussten in Frankreich beispielsweise Atomkraftwerke gewartet werden, deshalb hatte das Land weniger Strom zur Verfügung. Deutschland half damals aus. Baden-Württemberg hat aber auch schon Strom in Frankreich gekauft, obwohl in Norddeutschland viel Windstrom produziert worden war. Dieser konnte aber wegen fehlender Leitung nicht in den Süden transportiert werden. Fazit: Das Netz muss immer im Gleichgewicht sein.
Der Im- und Export von Strom ist auch deshalb üblich, weil an den Strombörsen Anbieter und Nachfrager aufeinandertreffen. Dort wird der zu dem Zeitpunkt günstigste Strom ver- und gekauft. Liefern die erneuerbaren Energien an einem Tag besonders viel Strom, dann ist er günstig. Es kann aber an einem anderen Tag auch der Mix mit Atomstrom aus Frankreich der günstigste sein. Das war zum Beispiel im Mai und im Juni so.
Ja, solange bundesweit keine Speichermöglichkeiten für die erneuerbaren Energien bestehen beziehungsweise die Netze nicht ausreichend ausgebaut sind, wird dies so bleiben. Der Atomstrom-Import verringert sich allerdings auch in dem Maße, wie die Export-Partner auf grüne Energien setzen.