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Strommix Deutschland: Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energien?

Stand: 11.01.2025 08:30 Uhr

Bis 2030 sollen insgesamt 80 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Daten zeigen, wie der Strommix aktuell aussieht und welche Rolle der importierte Strom spielt.

von Lalon Sander

2024 war ein Rekordjahr für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Mit gut 275 Terawattstunden und einem Anteil von fast 63 Prozent wurde noch nie zuvor so viel Strom nachhaltig produziert, zeigen Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Zugleich sank die Menge an Strom, der aus fossilen Energieträgern gewonnen wird. Und zwar auf ein Niveau der 1950er Jahre. Um die politisch festgelegten Ziele zu erreichen, müsste dieser positive Trend weitergeführt werden. Denn: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen produziert werden.

In der Regel ist bereits jetzt mehr als die Hälfte des täglich produzierten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Am Freitag waren es etwa 56 Prozent. Das zeigen Zahlen des Fraunhofer ISE. Aus der Windenergie kamen dabei 41,1 Prozent des Stroms und aus der Solarenergie 2,9 Prozent. Fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas lieferten insgesamt 43,6 Prozent des Stroms.

Mehr Solarenergie im Sommer, mehr Windenergie im Winter

Wie sich der Strommix zusammensetzt, ist von Tag zu Tag unterschiedlich, denn die Erzeugung erneuerbarer Energie hängt vom Wetter, der Tageszeit und von der Jahreszeit ab. Das wird deutlich beim Blick auf die Stromproduktion über einen längeren Zeitraum. An den längeren Sommertagen liefert die Solarenergie mehr Strom als im Winter.

Bei der Windenergie wiederum verhält es sich andersherum: Im Winter liefern Windräder viel mehr Strom als im Sommer. An manchen Tagen kommt dann mehr als die Hälfte des produzierten Stroms aus Windenergie.

Stromimporte steigen, weil deutscher Kohlestrom teuer ist

Vermehrt deckten Stromanbieter zuletzt die Nachfrage in Deutschland teilweise durch Stromimporte aus anderen Ländern. In Deutschland gibt es ausreichend Kraftwerke, um die gesamte Nachfrage im Land abzudecken. Dennoch ist es für Anbieter oft billiger, Strom aus Nachbarländern einzukaufen statt vergleichsweise teure Gas- und Kohlekraftwerke im Inland zu betreiben.

Um zu schätzen, aus welchen Energiequellen dieser Strom kam, haben wir die importierten Strommengen mit dem Strommix des Herkunftslandes in dem jeweiligen Monat verrechnet.

Dabei handelt es sich um einen Schätzwert, da der exportierte Strom nicht notwendigerweise exakt dem durchschnittlichen Strommix entspricht. Auch ist nicht berücksichtigt, dass der importierte Strom aus manchen Ländern möglicherweise zuvor bereits von einem weiteren Land importiert wurde.

Im Dezember war Deutschland Nettoimporteur beim Strom. Insgesamt wurden 39,8 Terawattstunden Strom hier produziert und weitere 0,35 importiert. Der importierte Strom kam vor allem aus Dänemark, Norwegen, Schweden und den Niederlanden. Davon waren 0,27 Terawattstunden aus erneuerbaren Energiequellen. Das entspricht einem Anteil von 77,1 Prozent. Weitere 14,3 Prozent kamen aus fossilen Energiequellen und 5,7 Prozent aus der Atomkraft.

In den vergangenen zwölf Monaten hat Deutschland mehr Strom importiert als exportiert, im Saldo insgesamt 28,33 Terawattstunden. In den zwölf Monaten zuvor hatte Deutschland mehr Strom importiert als exportiert, im Saldo insgesamt 11,7 Terawattstunden.

Wie hat sich der Strommix in Deutschland seit 2002 verändert?

Der Anteil fossiler Energieträger am in Deutschland produzierten Strom ist seit 2002 stetig gesunken. 2020 war dabei das bisherige Rekordjahr: Im ersten Pandemiejahr kamen rund 35 Prozent des Stroms aus fossilen Quellen und nahm in den Folgejahren wieder leicht zu. 2023 zeigt sich dann wieder eine Trendwende – weniger Strom aus fossilen Quellen und keiner mehr aus der Atomkraft, dafür wieder mehr erneuerbare Energiequellen. Seitdem ist Windkraft die wichtigste Quelle bei der Stromerzeugung und hat damit die Kohle abgelöst.

Ausbau der Windenergie zuletzt eingebrochen

Jedoch zeigt sich beim Blick auf den Trend der vergangenen Jahre ein großes Problem des Klimaschutzes: Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht nicht ansatzweise so schnell voran, wie er müsste. Der Ausbau der Windenergie ist seit 2017, als insgesamt 6,1 Gigawatt an neuer Leistung gebaut wurden, eingebrochen. Damals führte die Bundesregierung kompliziertere Genehmigungsverfahren ein.

2024 wurden nur etwa drei Gigawatt Windanlagen neu gebaut – sogar etwas weniger als im Vorjahr. Damit blieb die Bundesregierung unter ihren Zielen. Denn geplant waren dem entsprechenden Gesetz für erneuerbare Energien zufolge mehr als acht Gigawatt. Ab 2025 sollen es sogar 10 Gigawatt im Jahr sein. Allerdings braucht der Wind-Ausbau wegen längerer Bauzeiten auch mehr Vorlauf. Im vergangenen Jahr wurden so viele Anlagen genehmigt wie noch nie zuvor. Wenn dieses Tempo beibehalten wird, könnten die Ausbauziele bis 2030 wieder erreicht werden, so Experten.

Bei der Solarenergie läuft es dagegen besser: Das Ausbauziel für 2024 von 13 Gigawatt wurde mit fast 16 Gigawatt deutlich übertroffen. Damit hat sich das Ausbautempo mehr als verdoppelt: 2022 wurden rund 7,2 Gigawatt gebaut. Das gesetzliche Ziel für 2024 wurde bereits Ende Mai erreicht. Aber auch hier zieht das Tempo an: Ab 2026 sollen jährlich 22 Gigawatt dazukommen.

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