Wie läuft der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland?
Das Ausbauziel für Solarenergie wurde 2023 erreicht - bei der Windenergie hängt Deutschland seinen Zielen aber hinterher. Am Norden liegt es nicht: In Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen stehen besonders viele Windkraftanlagen.
Die Energiewende ist eins der wichtigsten Projekte beim Klimaschutz. Bis 2030 will die Bundesregierung erreichen, dass 80 Prozent des in Deutschland erzeugten Stromes aus erneuerbaren Quellen kommt. Dazu wurden konkrete Ziele gesetzt, doch der Erfolg ist durchwachsen.
Dieses Jahr sollten nach Plänen der Bundesregierung Windkraftanlagen mit einer Leistung von 6,9 Gigawatt gebaut werden. Die bisher errichteten Anlagen haben eine Leistung von 2,5 Gigawatt, also etwa 36 Prozent der Zielvorgabe. Bei der Solarenergie sollten 2024 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13 Gigawatt dazugebaut werden. Mit 13,6 Gigawatt erreichen die bisher gebauten Anlagen etwa 105 Prozent der Zielvorgabe.
Die Bundesregierung hat im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im Windenergie-auf-See-Gesetz für die kommenden Jahre feste Ausbauziele formuliert:
- Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen auf 145 Gigawatt mehr als verdoppeln.
- Bis 2045 soll die Windkraft dann 230 Gigawatt erreichen.
- Bei der Solarenergie sollen es 2030 sogar schon 215 Gigawatt sein.
- Bis 2045 soll die Leistung der Solaranlagen insgesamt 400 Gigawatt betragen.
Um diese langfristigen Ziele zu erreichen, hat die Bundesregierung jährliche Ausbauziele formuliert, die im Falle der Windkraft aber schon in der Vergangenheit nicht eingehalten wurden.
2023 wurde bei der Windkraft zu wenig gebaut, so dass die Leistung 1,3 Gigawatt unter dem Ziel blieb. Im selben Jahr wurde das Jahresziel bei der Solarenergie um acht Gigawatt übertroffen.
Die Grafik zeigt die Ausbauziele als schwarz gestrichelte Linien. Wenn die eingefärbte Fläche über dieser Linie liegt, ist ein Ziel übertroffen. Wenn sie darunter liegt, wurde das Ziel nicht erreicht.
Niedersachsen und Schleswig-Holstein bei Windenergie Spitze
Dabei läuft die Energiewende deutschlandweit nicht gleichmäßig ab. Bei der Windkraft steht Niedersachsen an der Spitze, was die Gesamtleistung der Windräder angeht - aber das Bundesland ist auch vergleichsweise groß. Wenn man die Leistung pro Quadratkilometer betrachtet, ist dagegen Schleswig-Holstein deutschlandweit führend. Insgesamt finden sich fast 40 Prozent der Windkraft-Leistung Deutschlands in den norddeutschen Bundesländern - obwohl sie weniger als 20 Prozent der Fläche ausmachen.
Daher ist es nicht überraschend, dass eine norddeutsche Stadt und eine Region im Norden bei Windkraft führend sind: Emden in Niedersachsen und Nordfriesland in Schleswig Holstein. Nordfriesland ist der deutsche Kreis mit den meisten Megawatt Windrad-Leistung, aber Emden bringt es auf dem kleinen Stadtgebiet auf fast die zehnfache Leistung pro Quadratmeter bezogen auf den deutschen Durchschnitt.
Mecklenburg-Vorpommern liegt bei Windkraft im Mittelfeld
Mecklenburg-Vorpommern liegt nach beiden Zählweisen im Mittelfeld. Dort wurden 2022 und 2023 nur wenige Windräder aufgestellt, denn die Genehmigungen für neue Anlagen dauern oft Jahre.
Die gute Position Norddeutschlands beim Windenergie-Ausbau, liegt unter anderem daran, dass im Norden mehr Wind weht. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen sind wichtig. In Bayern müssen Windräder beispielsweise mit besonders viel Abstand von Siedlungen gebaut werden, so dass es dort weniger Flächen gibt, auf denen Windräder überhaupt errichtet werden könnten.
Wenige Solaranlagen im Norden – aber viele Balkonkraftwerke
Bei Solaranlagen ist die Situation dagegen umgekehrt: In Süddeutschland, wo mehr Sonne scheint, wird auch mehr Solarenergie produziert. Sowohl bei der Gesamtleistung als auch bei der Leistung pro Quadratkilometer dominieren hier Bayern und Baden-Württemberg. Niedersachsen ist zwar auf Platz vier, wenn man die installierte Gesamtleistung betrachtet. Doch setzt man die Zahl in Relation zur Größe des Bundeslandes, rutscht es auf den letzten Platz.
Allerdings ist die Lage bei der Solarenergie ausgeglichener als bei der Windkraft. Während es deutschlandweit mehr als 50 Landkreise gibt, die kein einziges Windrad aufgestellt haben, verfügen alle deutschen Landkreise über größere Solaranlagen.
Ausbau der Batteriespeicher im Plan
Entscheidend für den Erfolg der Energiewende ist auch der Ausbau von Batteriespeichern. Weil Wind- und Sonnenenergie stark wetterabhängig sind, benötigen sie solche Speicher, um eine durchgängige Versorgung sicherzustellen. Wenn zu viel Strom erzeugt wird, kann dieser eingespeichert und dann wieder abgegeben werden, wenn zu wenig Wind weht oder die Sonne nicht scheint.
In den kommenden Jahren werden deutlich mehr Batteriespeicher gebraucht. Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme schätzt den Bedarf an Speicherkapazität für 2030 auf 104 Gigawattstunden – Ende 2023 gab es deutschlandweit Speicher mit etwa 12 Gigawattstunden.
Auch wenn die Speicherkapazität noch weit vom 100-Gigawattstunden-Ziel entfernt ist, ist sie in den vergangenen Jahren stark gewachsen: Ende 2020 gab es erst 2,3 Gigawattstunden. Derzeit sind weitere große Speicher im Bau – in Bollingstedt, Schleswig-Holstein, entsteht beispielsweise einer der größten mit 239 Megawattstunden Speicherkapazität.