Deutschland erreicht Jahresziel beim Solarausbau
Der Solarausbau in Deutschland hat eine wichtige Zielmarke erreicht: Insgesamt wurden 2024 Solaranlagen mit 13 Gigawatt neuer Leistung gebaut. Im Nord-Vergleich liegen die Kreise Steinburg, Rendsburg-Eckernförde, Friesland und Mecklenburgische Seenplatte vorn.
Eine Auswertung des Marktstammdatenregisters durch NDR Data, in dem alle Kraftwerke in Deutschland angemeldet sein müssen, zeigt, dass das Jahresziel für den Ausbau der Solarkraft bereits jetzt erreicht ist. Bis zum Ende des Jahres dürfte die neu gebaute Leistung auf etwa 15 Gigawatt steigen – das ist etwa das Niveau des vergangenen Jahres.
Einzelne Kreise im Norden an der Spitze
Je nach Region geschieht der Solarausbau unterschiedlich schnell. An der Spitze des Solarausbaus stehen einige norddeutschen Kreise: In Rendsburg-Eckernförde, Steinburg (beide Schleswig-Holstein), Friesland (Niedersachsen) und Mecklenburgische Seenplatte (Mecklenburg-Vorpommern) gingen mehr als 100 Megawatt solare Leistung ans Netz. Auf Platz 1 steht der Landkreis Leipzig, wo allein im Solarpark Witznitz 500 Megawatt gebaut wurden.
Insgesamt wurden die meisten Solaranlagen allerdings in Süddeutschland gebaut, wo es in der Regel mehr Sonnestunden gibt – und wo auch weit weniger Windräder stehen. So entstand fast ein Viertel der Leistung, 3,1 Gigawatt in Bayern. Darauf folgten mit je 1,8 Gigawatt die Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. In Niedersachsen wurden Solaranlagen mit einer Leistung 1,2 Gigawatt an den Start gebracht.
2030 sollen Solaranlagen doppelt so viel Stom liefern
Leonhard Probst vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme begrüßt die Entwicklung, allerdings würden die Zubauziele in den nächsten Jahren noch mal deutlich ansteigen, das sei eine Herausforderung, sagte er im Gespräch mit NDR Data. Tatsächlich sollen im kommenden Jahr neue Solaranlagen im Volumen von 18 Gigawatt gebaut werden. Ab 2026 sollen es sogar 22 Gigawatt werden. Insgesamt soll sich so die Gesamtleistung der Solaranlagen bis 2030 mehr als verdoppeln: Von derzeit 96 auf insgesamt 215 Gigawatt.
Sinkende Strompreise könnten Ausbauziel gefährden
Laut Probst ist es technisch möglich, im kommenden Jahr deutlich mehr Solaranlagen zu bauen. Allerdings brauche es klare wirtschaftliche Anreize. In den vergangenen zwei Jahren gingen fast zwei Drittel der Fotovoltaik-Leistungen auf kleine bis größere Solaranlagen an Gebäuden zurück, darunter auch Balkonkraftwerke. Angesichts der hohen Strompreise habe sich das noch gelohnt, mit den sinkenden Strompreisen schwinde aber das Interesse. Für die Betreiber von größeren Anlagen und Solarparks seien die Kosten und Erträge schwierig abzuschätzen, sagt Probst. Am Markt gebe es mitunter negative Strompreise, dann würden die Anlagen abgeschaltet und infolgedessen würden auch wichtige Förderungszahlungen ausfallen.
Windkraft wird das Ziel verfehlen
Während bei der Solarkraft bereits zum zweiten Mal das Ausbauziel der Bundesregierung übertroffen wurde, dürfte es bei der Windkraft erneut verfehlt werden – dieses Jahr sogar noch deutlicher als 2023. Im vergangenen Jahr hat Deutschland die Zielmarke um 1,3 Gigawatt verpasst. In diesem Jahr beträgt der Abstand fast fünf Gigawatt, weil 2024 weniger Windkraft ans Netz ging als im Vorjahr.
Laut Probst liegt das an dem längeren Vorlauf, den Windkraft-Projekte benötigen. "Gesetzliche Änderungen brauchen aufgrund der Planungsprozesse oft mehrere Jahre bis sie wirken", so Probst. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Windkraft-Genehmigungen stark gestiegen: 2024 wurden bereits mehr Windanlagen genehmigt als im bisherigen Rekordjahr 2016. Sollten die Windräder alle planmäßig gebaut werden, könnte Deutschland in wenigen Jahren wieder im Plan sein.