Windkraft: Ausbau 2024 im Norden bislang zu langsam
Der Ausbau der Windenergie an Land verläuft weiterhin nicht so schnell, wie die Bundesregierung es sich vorstellt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden vor allem in Schleswig-Holstein sogar deutlich weniger neue Anlagen errichtet als im Vorjahreszeitraum. Ein Lichtblick: Die Genehmigung neuer Windparks nimmt Fahrt auf.
Am Donnerstag hat der Bundesverband WindEnergie (BWE) Zahlen zu neu errichteten Windkraftanlagen an Land veröffentlicht. Demnach wurden in ganz Deutschland im ersten Halbjahr 250 neue Windräder errichtet, zwischen Januar und Juni 2023 waren es 331. Die zugebaute Gesamtleistung ging ebenfalls zurück: von 1,57 Gigawatt auf 1,31 Gigawatt. Der Verband schreibt: "Klar ist, dass der gesamte Ausbau hinter den Anforderungen für das sichere Erreichen des Ziels von 115 Gigawatt bis 2030 zurückbleibt." Die bundesweit installierte Onshore-Leistung liegt nach BWE-Angaben derzeit bei knapp 62 Gigawatt.
Warum verlief der Ausbau in den vergangenen Monaten so schleppend? BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek wies darauf hin, dass es im April unglaublich starke Winde gegeben habe, sodass Kräne nicht aufgebaut werden konnten und es technische Probleme auf Baustellen gab. Außerdem habe es durch eine Sperrung auf der Autobahn A27 bei Cuxhaven Probleme beim Transport von Rotorblättern gegeben. Über den dortigen Hafen kommen die meisten Rotorblätter für Windräder an und werden dann ins Landesinnere gebracht.
Niedersachsen: Platz zwei beim Zubau
Niedersachsen gehört nach Nordrhein-Westfalen zu den Bundesländern, in denen im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 53 die meisten Windenergieanlagen an Land neu installiert worden sind. Insgesamt drehen sich in Niedersachsen nach aktuellem Stand 6.103 Windkraftanlagen. Das bedeutet, dass die Gesamtzahl annähernd unverändert im Vergleich zum Vorjahr ist, was daran liegt, dass gleichzeitig alte Anlagen mit geringerer Leistung vom Netz gegangen beziehungsweise erneuert worden sind.
Schleswig-Holstein: Deutlich weniger neue Anlagen gebaut
Während Niedersachsen deutschlandweit Spitzenreiter bei der absoluten Zahl der Windkraftanlagen ist, liegt Schleswig-Holstein bei der Anzahl der Windräder gemessen an der Fläche vorn. Landesweit sind im ersten Halbjahr 49 Windenergieanlagen hinzugekommen, jetzt sind es insgesamt 3.238. Auch diese Anzahl ist wegen des gleichzeitigen Rückbaus von Anlagen annähernd konstant. Den starken Zubau des Jahres 2023, in dem allein in der ersten Hälfte 125 neue Anlagen hinzukamen, konnte das nördlichste Bundesland bislang jedoch nicht annähernd erreichen.
Mecklenburg-Vorpommern weiter auf schwachem Niveau
In Mecklenburg-Vorpommern sind im ersten Halbjahr dieses Jahres nur sieben neue Windkraftanlagen installiert worden. Das macht drei Prozent des gesamten Zubaus in Deutschland aus und liegt damit auf ähnlich niedrigem Niveau wie im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Mit einem Bestand von insgesamt 1.859 Windrädern bewegt sich Mecklenburg-Vorpommern bundesweit im Mittelfeld.
Hamburg kein Windenergieland
In Hamburg spielt im Gegensatz zu seinen norddeutschen Nachbarländern die Windenergie quasi keine Rolle. Hier liegt die Zahl der Anlagen weiterhin bei 68. Das ist zwar deutlich mehr als im Stadtstaat Berlin, aber weniger als in Bremen.
Zahl der genehmigten Windräder um ein Drittel gestiegen
Positiv aus Sicht der Branche und von Windkraftbefürwortern: Es wurden im vergangenen Halbjahr 847 neue Windräder genehmigt. Das sind 32 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für den Bundesverband ein Zeichen, dass die Maßnahmen der Bundesregierung zur Beschleunigung der Energiewende wirken. BWE-Präsidentin Heidebroek mahnte dennoch, dass bei dem jetzigen Tempo die Ausbauziele nicht zu erreichen seien. Sie appellierte weiter an die Politik, bürokratische Hürden abzubauen. Zum Beispiel: Flächen müssten schneller ausgewiesen und Schwertransporte zügiger genehmigt werden.