Ein Fairtrade-Siegel liegt auf Schokoladen-Stücken neben einer Kakao-Frucht. © TransFair e.V / Ilkay Karakurt

30 Jahre Fairtrade: Wofür steht das Siegel?

Stand: 09.06.2022 10:05 Uhr

Damit auch Kleinbauern und Arbeiter vom Welthandel profitieren, setzt sich Fairtrade für gerechten Handel ein. Produkte, die das Siegel tragen, müssen soziale, ökologische und ökonomische Standards erfüllen.

Zum 30-jährigen Bestehen kann Fairtrade Deutschland Rekordumsätze vermelden. Rund 2,1 Milliarden Euro haben deutsche Verbraucher im Jahr 2021 für Produkte mit dem Nachhaltigkeitssiegel ausgegeben - im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent. Auch die Bekanntheit ist enorm: Einer Umfrage zufolge kennen 90 Prozent der Verbraucher das Fairtrade-Siegel.

Hinter dem Siegel steckt in Deutschland ein 1992 gegründeter Trägerverein. Fairtrade Deutschland e.V. hat mehr als 30 Mitglieder - darunter Organisationen aus den Bereichen Entwicklungshilfe, Jugendbildung und Politik sowie kirchliche Hilfsorganisationen.

Welche Vorteile bietet das Fairtrade-Siegel Produzenten?

Fairtrade selbst ist kein Handelsunternehmen, sondern fördert lediglich den Verkauf fair gehandelter Waren über ein zertifiziertes Siegel. Produzenten - vorwiegend aus Entwicklungs- und Schwellenländern in Latein-Amerika, Afrika und Asien - erhalten von den teilnehmenden Handelsunternehmen einen garantierten Mindestpreis sowie eine zusätzliche Prämie. Das soll eine gerechtere Verteilung der Gewinne des Welthandels für bestimmte Produkte gewährleisten und für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen der Bauern und Arbeiter sorgen. Durch Produktionsauflagen sollen zudem ökologische Standards vor Ort verbessert werden.

Welche Fairtrade-Produkte gibt es im Handel?

Fairtrade-Produkte werden in einen Einkaufskorb gelegt. © TransFair e.V / Miriam Ersch
Das Fairtrade-Sortiment ist umfangreich. Bezugsquellen liefert der Online-Produkt-Finder.

Das Angebot an Fairtrade-Produkten beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Kaffee oder Schokolade. Zahlreiche Erzeugnisse verschiedenster Produktgruppen tragen mittlerweile das Siegel. Sie sind über einen Produkt-Finder auf der Fairtrade-Website auffindbar, sodass Interessierte ihren Einkauf gezielt planen können. Die Suche lässt sich sogar auf Waren eingrenzen, die bei großen Einzelhandelsketten erhältlich sind, auch andere Bezugsquellen sind einsehbar. Zu den Fairtrade-Produkten gehören aktuell:

  • Bananen
  • Baumwolle und Textilien
  • Blumen
  • Gold
  • Honig
  • Kaffee
  • Kakao
  • Kosmetik
  • Kräuter und Gewürze
  • Nüsse und Öle
  • Orangensaft
  • Quinoa
  • Reis
  • Rohrzucker
  • Sportbälle
  • Tee
  • Wein

Welche Fairtrade-Siegel gibt es?

Faitrade-Logo vor einer Gruppe von Produkten © TransFair e.V / Jakub Kaliszewski
Das schwarze Siegel tragen reine Fairtrade-Produkte wie Kaffee oder Bananen.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Siegeln unter dem Dach von Fairtrade: Produktsiegel und Rohstoffsiegel. Das klassische Siegel tragen Produkte, die zu 100 Prozent rückverfolgbar zu Fairtrade- Bedingungen gehandelt und produziert wurden - beispielsweise Kaffee oder Bananen. Sogenannte Mischprodukte oder Produkte mit Mengenausgleich, die nicht vollständig aus Fairtrade-Zutaten bestehen, sind neben dem Siegel rechts mit einem schwarzen Pfeil gekennzeichnet. Sind bei Mischprodukten nicht alle Zutaten als Fairtrade-Variante erhältlich, dürfen konventionelle Inhaltsstoffe ergänzt werden. Darüber hinaus gibt es spezielle Produktsiegel für Baumwolle, Gold, Kosmetik und Textilprodukte. Alle Produktsiegel tragen das Fairtrade-Logo grundsätzlich auf schwarzer Grundfarbe.

Das Rohstoffsiegel trägt das Fairtrade-Logo auf weißem Grund. Es wird Produkten verliehen, die nur einzelne fair gehandelte Zutaten enthalten - beispielsweise der Kakao-Anteil in einer Schokolade. Der Name des verwendeten Fairtrade-Rohstoffs ist in einem Kasten mit schwarzem Pfeil rechts neben dem Siegel auf der Verpackung aufgedruckt.

Welche Standards gelten für die Zertifizierung?

Für die Zertifizierung mit dem Fairtrade-Siegel müssen sowohl die Produzenten als auch die Handelsunternehmen soziale, ökologische und ökonomische Standards erfüllen.

Diese Maßnahmen sollen die Rechte von Kleinbauern und Arbeitern stärken:

  • Organisation in demokratischen Genossenschaften
  • Förderung von Gewerkschaften für Plantagen-Arbeiter
  • geregelte Arbeitsbedingungen
  • Verbot der Ausbeutung von Kindern
  • Diskriminierungsverbot

Ökologische Kriterien sollen in besonderem Maße Mensch und Umwelt schützen:

  • Anbau soll umweltschoned erfolgen
  • natürliche Ressourcen sollen geschützt werden
  • Produktion ohne schädliche Pestizide
  • Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut
  • Bio-Produktion wird durch Bio-Aufschlag honoriert

Diese Standards müssen Produzent und Händler zudem bei der Geschäftsabwicklung erfüllen:

  • Garantie eines Mindestpreises sowie einer Prämie, die in Entwicklungsprojekte investiert wird
  • Dokumentation des Geld- und Warenflusses
  • Einhaltung der Richtlinien zur Verwendung der Fairtrade-Siegel
  • Transparenz der Geschäftsbeziehungen
  • Vorfinanzierung der Produktion

Wie wird die Einhaltung der Standards kontrolliert?

Zur Überprüfung der Standards vor Ort sowie der vereinbarten Zahlungen und Prämien hat Fairtrade die Zertifizierungsgesellschaft Flocert gegründet. Flocert führt in 115 Ländern auch die Zertifizierung von Herstellern, Händlern und Produzenten durch. Kritiker bemängeln, dass die Erfüllung der Zertifizierungs-Standards für arme Kleinbauern oftmals viel zu teuer ist. Vom fairen Handel profitieren würden deshalb meist nur bessergestellte Bauern.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 10.06.2022 | 10:05 Uhr

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