Plastikrind liegt entspannt auf einem Bio Prüfsiegel der EU © picture alliance Foto: CHROMORANGE / Ralph Peters

Bio-Siegel: Welche Standards gelten für Produkte?

Stand: 01.07.2022 14:00 Uhr

Das EU-Bio-Siegel kennzeichnet Produkte, die Mindeststandards der Richtlinie für ökologischen Landbau erfüllen. Öko-Anbauverbände wie Bioland, Demeter oder Naturland setzen auf strengere Regeln.

Nicht nur Hofläden und spezielle Bio-Ketten, sondern auch Supermärkte und Discounter bieten eine wachsende Palette an Bio-Produkten an. Bezeichnungen wie "biologisch", "Bio", "ökologisch" und "Öko" sind innerhalb der EU rechtlich geschützt: Nur Produkte, die den Rechtsvorschriften der Europäischen Union (EU) für den Ökologischen Landbau entsprechen, dürfen diese Kennzeichnung tragen. Aber Achtung: Begriffe wie "kontrollierter Anbau" oder "umweltgerecht" sind nicht geschützt und stehen nicht automatisch für eine ökologische Produktion.

EU-Bio-Siegel und staatliches Bio-Siegel für Mindeststandards

Hühnereier mit Bio-Siegel © pipicture alliance / imageBROKER Foto: Christian Ohde
Zusätzlich zum EU-Bio-Siegel können Produkte das staatliche Bio-Siegel mit vergleichbaren Standards tragen.

Verbraucher erkennen ökologisch erzeugte Produkte am EU-Bio-Logo in Form eines Blattes. Seit dem 1. Juli 2010 müssen alle verpackten Bio-Produkte, die innerhalb der EU hergestellt werden, das EU-Bio-Label tragen. Im Sichtfeld des EU-Logos muss zusätzlich die Codenummer der Kontrollstelle, die das Produkt kontrolliert hat, angegeben sein (zum Beispiel DE-Öko-001). Zusätzlich wird in Deutschland das sechseckige staatliche Bio-Siegel verwendet, das es bereits seit 2001 gibt und ebenfalls für die Standards der EU-Öko-Verordnung steht. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Siegel, die Bio-Lebensmittel kennzeichnen - beispielsweise Siegel der Anbauverbände Demeter, Bioland und Naturland oder Öko-Handelsnamen, die vom Einzelhandel eingeführt wurden.

EU-Öko-Verordnung schreibt Kriterien für Produktion vor

Die Vergabe des EU-Bio-Siegels richtet sich nach den Richtlinien der EU für ökologischen Landbau, die in der EU-Öko-Verordnung festgeschrieben sind. Diese sehen unter anderem vor:

  • Lebensmittel dürfen weder Farbstoffe noch Geschmacksverstärker, künstliche oder naturidentische Aromen, Stabilisatoren oder synthetische Süßstoffe enthalten.
  • Mindestens 95 Prozent der Grundzutaten müssen aus dem Bio-Landbau stammen.
  • In der Tierhaltung ist beispielsweise die Anbindehaltung bei Rindern grundsätzlich verboten. Tiere haben zudem generell etwas mehr Platz als in der konventionellen Tierhaltung.
  • Futtermittel werden fast ausschließlich ökologisch produziert.
  • Tiere dürfen keine Antibiotika, Wachstums- oder Leistungshormone im Futter bekommen.
  • Auch Stickstoff-Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel (Pestizide) sind verboten.
  • Genauso wenig ist es gestattet, die Waren mit Strahlen jeder Art zu behandeln oder aktiv Gentechnik einzusetzen.

Kritik an den Mindeststandards der EU-Öko-Verordnung

Die Einhaltung der Vorschriften wird von Öko-Kontrollstellen überprüft. Allerdings legt die EG-Öko-Verordnung nur Mindeststandards fest. Einige Kritikpunkte sind:

  • Betriebe müssen nicht komplett auf ökologischen Landbau umgestellt haben, es reicht auch eine Teilumstellung.
  • Anstelle von Pestiziden wird unter anderem Kupfer als Anti-Pilz-Mittel eingesetzt. Laut Umweltbundesamt sei Kupfer grundsätzlich kritisch zu betrachten, weil es Bodenorganismen schädigen könne und nicht im Boden abgebaut werde. Mit der Änderung der EU-Öko-Verordnung Anfang 2022 wurde die zulässige Jahresmenge allerdings von sechs auf vier Kilo pro Hektar reduziert.
  • Generell ist ökologische Tierhaltung besser als konventionelle. Bio garantiert aber nicht automatisch mehr Tierwohl und auch in der Öko-Landwirtschaft gibt es Massenproduktion: EU-Öko-Bauern dürfen zum Beispiel bis zu 3.000 Hennen in einem Stallabteil halten, sechs Hühner teilen sich dabei einen Quadratmeter. Noch bis 2030 ist auch die sogenannte Etagenhaltung mit bis zu drei Ebenen übereinander erlaubt. Danach müssen Ställe entgültig auf zwei Etagen umgebaut sein.
  • Bio heißt nicht automatisch regional, zum Teil werden die Produkte aus fernen Regionen importiert.
  • Bio-Obst und -Gemüse ist oft in Plastik verpackt.

Bioland, Demeter oder Naturland mit strengeren Regeln

Viele deutsche Bio-Bauern produzieren nicht nur nach den Mindeststandards der EU, sondern richten sich nach den deutlich strengeren Regeln der Öko-Verbände. Bei Lebensmitteln, die das Zeichen der Anbauverbände Bioland, Demeter oder Naturland tragen, müssen zum Beispiel 100 und nicht nur 95 Prozent der Zutaten aus Bio-Anbau stammen. Verbands-Mitgliedern ist es anders als EU-Öko-Bauern verboten, mit konventioneller Gülle, Jauche oder Geflügelmist zu düngen. Bio-Verbände garantieren zudem meistens bessere Haltungsbedingungen als Betriebe, die nach der EU-Öko-Verordnung produzieren.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.06.2022 | 19:30 Uhr

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