MSC-Siegel auf einer Packung für Lachs. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Andrea Warnecke

MSC-Siegel für Fisch: Wie gut ist es, welche Kritik gibt es?

Stand: 23.11.2023 12:46 Uhr

Ein blaues Logo mit einem stilisierten Fisch soll Verbrauchern beim Kauf signalisieren, dass der gekaufte Fisch umweltschonend und nachhaltig gefangen wurde. Doch hält das MSC-Siegel, was es verspricht?

Ob Seelachs, Venusmuschel oder Eismeergarnele: Allein in Deutschland sind rund 2.400 Produkte mit dem MSC-Siegel zertifiziert, der Marktanteil bei Fisch und Meeresfrüchten aus Wildfang liegt laut Umweltbundesamt zwischen 55 und 60 Prozent. Das MSC (englisch für Marine Stewardship Council), das die Zertifikate vergibt, ist eine gemeinnützige Organisation, die 1997 auf Initiative des Lebensmittelkonzerns Unilever und der Umweltschutzorganisation WWF gegründet wurde, aber unabhängig ist. Zertifiziert werden ausschließlich Fisch oder Meeresfrüchte aus Wildfang. Für Meerestiere aus Aquakultur gibt es mit dem ASC-Siegel ein eigenes Zertifikat.

MSC-Siegel: Voraussetzungen für Vergabe

Ein Fischprodukt, das das Siegel trägt, muss laut MSC drei Voraussetzungen erfüllen:

  • Die Fischbestände dürfen nicht überfischt werden, müssen sich also immer wieder erholen können.
  • Es darf nur so gefischt werden, dass die Artenvielfalt erhalten und die Auswirkungen auf den Lebensraum Meer akzeptabel bleiben. Das betrifft unter anderem unerwünschte Effekte des Fanggeräts und den Beifang.
  • Es muss ein effektives Management geben, das auf nachhaltige Nutzung ausgerichtet ist. Alle regionalen und internationalen Gesetze müssen eingehalten werden.

Das MSC finanziert sich aus Fördermitteln und Lizenzgebühren, die Produzenten und Händler für die Nutzung des MSC-Siegels auf ihren Fischprodukten an den MSC abführen. Von den Fischereien erhält die Organisation kein Geld.

MSC-Siegel: Kritik und Empfehlungen

Die Verbraucherzentralen sehen das Siegel überwiegend positiv - zumindest, so lange es kein einheitliches staatliches Siegel gebe. Im Zweifel sei es besser, beim Kauf von Fisch und Meeresprodukten aus Wildfang zu MSC-zertifizierten Produkte zu greifen als zu Produkten ohne Siegel, bei denen womöglich keine oder nur sehr niedrige Nachhaltigkeits-Standard eingehalten würden. Allerdings seien einige MSC-zertifizierte Fischereien nicht oder nur bedingt empfehlenswert, weshalb man dem Siegel nicht "blind vertrauen" solle. Kritik üben die Verbraucherzentralen zudem daran, dass es bei Produkten mit dem MSC-Siegel weder Vorgaben zum Tierwohl beim Fang noch zu sozialen Belangen wie etwa Mindestlöhnen gebe.

Frisch gefangene Seelachse auf hölzernem Untergrund © Fotolia Foto: crowlover
Das MSC-Siegel verspricht beim Fischkauf - hier Seelachs - eine grobe Orientierung.

Auch was die Rückverfolgbarkeit der gefangenen Ware angehe, habe der MSC bislang mehr versprochen, als er einhalten konnte. Eine echte Alternative zum MSC-Siegel hätten Fischkonsumenten aber nicht, so das Fazit der Verbraucherschützer. Ähnlich sieht es der WWF: Es sei besser, MSC-zertifizierten Fisch zu kaufen als Fisch ohne Zertifizierung. Die Umweltschützer vom WWF empfehlen zudem, Fisch generell nur gelegentlich zu essen.

MSC-Siegel: Kritik von Greenpeace

Scharfe Kritik am MSC-Siegel hatte in den vergangenen Jahren wiederholt die Umweltschutzorganisation Greenpeace geäußert. So werde die MSC-Zertifizierung zu früh vergeben, etwa an Fischereien, die ersten Vorgaben zu Standards gerecht werden und die einen Aktionsplan verabschieden, um die Fischerei in der Zukunft zu verbessern. Zudem seien in der Vergangenheit auch überfischte Bestände und Fischereien mit hohem Beifang zertifiziert worden. Auch einige Fischereiwissenschaftler sahen das Label bislang kritisch - so etwa Rainer Froese vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Der Meeresbiologe kritisierte, dass auch viel zu kleine Fischbestände, die schnell überfischt sind, zertifiziert wurden.

Neue MSC-Standards seit Mai 2023

Im Mai 2023 traten neue Umweltstandards für das MSC-Siegel in Kraft. Nach Angaben der Organisation werden damit die Anforderungen zum Schutz bedrohter und geschützter Arten verschärft, die Fischereien stärker für sogenannte Geisternetze, also im Meer verloren gegangene Netze, in die Verantwortung genommen sowie strengere Kontrollen und Überwachungen der Fischereien und des jeweiligen Managements vereinbart.

Empfehlungen zum Fischkauf von WWF und Verbraucherschützern

Verbrauchern, die sich mehr als eine grobe Orientierung durch das MSC-Siegel wünschen, bietet der Fischratgeber des WWF detailliertere Informationen. Er berücksichtigt Fischart, Fanggebiet und Fangmethode und stuft Fischprodukte nach Farben ein: Grün eingestufte Fische oder Meeresfrüchte sind demnach noch empfehlenswert, eine gelbe Einstufung ist problematisch, auf rot eingestufte Produkte sollte man möglichst verzichten. Auch die Verbraucherzentrale bieten Orientierung: Sie haben eine Liste "Guter Fisch" mit zwölf Meeresfischen erstellt. Diese listet Fisch auf, deren Fang und Verzehr nach deren Kriterien vertretbar ist.

Weitere Informationen
Eine rohe Scholle auf einem Teller © colourbox Foto: -

Scholle, Lachs und Co: Welcher Fisch darf noch auf den Tisch?

Die Verbraucherzentrale hat ihre Liste für "Guten Fisch" aktualisiert. Sie hilft, beim Kauf nachhaltige Ware zu erkennen. mehr

Auf einem Stück Pergamentpapier liegen eine Forelle, zwei Lachssteaks und eine halbierte Zitrone. © fotolia Foto: George Dolgikh

Delikatesse Fisch - eine Warenkunde

Welcher Fisch ist ideal zum Grillen, welcher für Sushi? Ein Überblick über beliebte Speisefische und ihre Zubereitung. mehr

Dieses Thema im Programm:

Markt | 27.11.2023 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Umweltschutz

Lebensmittel

Mehr Verbrauchertipps

Themenbild zur Kfz-Versicherung: Ein Spielzeugauto steht auf einer Liste unterschiedlicher Versicherer. Daneben liegen ein Taschenrechner und ein Kugelschreiber. © picture alliance / dpa Themendienst

Autoversicherung bis 2. Dezember wechseln und Geld sparen

Viele Kfz-Versicherungen haben kräftige Beitragserhöhungen angekündigt. Ein Anbieterwechsel kann sich daher lohnen. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?