Scholle, Lachs und Co: Welcher Fisch darf noch auf den Tisch?
Beim Einkauf ist oft schwer zu erkennen, ob Fisch aus nachhaltigem Fang stammt. Die Verbraucherzentrale hat ihre Liste "Guter Fisch" aktualisiert und empfiehlt nur noch neun Fischarten.
Wer ein feines Essen zubereiten oder sich gesund ernähren möchte, greift gern zu Fisch. Er ist reich an Eiweiß und wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Doch die weltweiten Fischbestände schrumpfen, nur noch wenige sind in einem guten Zustand. Damit sie sich erholen können, sollten Verbraucher möglichst zu Fisch aus nachhaltigem Fang greifen.
Zur Orientierung haben die Verbraucherzentralen eine Liste "Guter Fisch" erstellt. Sie wird jedes Jahr aktualisiert und führt nur Bestände auf, die als "empfehlenswert" oder "bedingt empfehlenswert" eingestuft wurden. Die Liste wird in Zusammenarbeit mit Experten der Deutschen Umwelthilfe, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel sowie der Naturschutzorganisationen NABU und WWF geführt und aktualisiert.
Ostsee-Plattfische und Schellfisch "empfehlenswert"
Die Zahl der empfehlenswerten Arten hat sich mit Stand Dezember 2024 auf neun von zuvor zwölf verringert. Als uneingeschränkt zu empfehlen stehen auf der Liste weiterhin regionale Plattfische wie Scholle, Kliesche und Flunder aus der Ostsee. Außerdem finden sich dort Bonito und Weißer Thunfisch aus Fanggebieten im Indischen Ozean und im Pazifik sowie Seelachs aus der Barentsee, Iberischer Stöcker, die Miesmuschel und erstmals Schellfisch.
Rotlachs und Nordsee-Hering nicht mehr zu empfehlen
Nachdem im vergangenen Jahr schon Makrele und Sprotte von der Liste entfernt werden mussten, bieten nun Bestände von Hering und Wildlachs Anlass zur Sorge. Heringe aus der Nordsee und der nördlichen Irischen See sollten überhaupt nicht mehr verzehrt werden, Ostseeheringe aus dem Golf von Riga sind nur noch bedingt empfehlenswert. Rotlachs aus Alaska ist gar nicht mehr und Ketalachs nur noch bedingt empfehlenswert.
Auf Fangmethode achten
Wichtig: Neben der Herkunft ist die Fangmethode ein entscheidendes Kriterium für nachhaltigen Fisch, betonen Wissenschaftler und Umweltschützer. Denn je nach Methode und Gerät sind die Auswirkungen auf die Fischbestände, aber auch auf Meeresboden und Ökosystem unterschiedlich. Besonders schädlich sind Grundschleppnetze, da sie viel Beifang verursachen und den Meeresboden zerstören. Trotzdem werden sie vielerorts noch eingesetzt, sogar in Meeresschutzgebieten. Zu den eher nachhaltigen Fangmethoden zählen pelagische Schleppnetze, also Netze, die durch das freie Wasser gezogen werden, sowie Hand- und Kurzleinen.
Angaben zu Fangmethode und Fanggebiet verbindlich
Die Liste "Guter Fisch" wird jährlich im Dezember neu veröffentlicht und soll eine "aktuelle und ganzheitliche Bewertung" der verschiedenen Kriterien wie Fischart, Fangmethode und Fanggebiet ermöglichen, so die Verbraucherzentralen. Für unverarbeiteten Fisch und Tiefkühlprodukte sind die entsprechenden Angaben verpflichtend: Frische Ware muss vom Händler ausgezeichnet sein, bei abgepackter Ware stehen die Angaben auf der Verpackung.
Umweltsiegel geben erste Orientierung bei Fischkauf
Eine erste Orientierung, ob ein Fisch aus nachhaltiger Fischwirtschaft stammt, bieten beim Kauf auch Umweltsiegel. Bekanntestes Siegel für Wildfisch ist das Siegel des Marine Stewardship Council, kurz MSC. Allerdings ist es seit Längerem wegen deutlicher Mängel in der Kritik.
Siegel für Fische aus Aquakultur
Für Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur gibt es ebenfalls Siegel. Dem MSC-Siegel bei Wildfisch entspricht das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) für Zuchtfisch. Es setzt bestimmte Mindeststandards. Allerdings sind die Vorgaben relativ niedrig. So gibt es keine Restriktionen in Bezug auf genetisch verändertes Futter, zudem dürfen Medikamente - auch Antibiotika - unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden.
Verbraucherschützer raten, bei Fisch aus Aquakultur bevorzugt auf Produkte mit Bio-Siegel zurückzugreifen, zum Beispiel von Bioland oder Naturland. Bei diesen Produkten sind die Vorgaben strenger - etwa zur Besatzdichte, also der Menge an Fisch im Wasser, und zum Fischfutter, das keine Hormone oder Medikamente enthalten darf.
Quecksilber: Ist Fisch belastet?
Einige Fischarten können erhöhte Mengen an Quecksilber sowie verschiedene Industriechemikalien enthalten. Quecksilber wirkt toxisch auf das Nervensystem und kann in höheren Dosen Leber und Nieren schädigen. Raubfische sind in der Regel höher mit Quecksilber belastet als Friedfische, ältere Fische stärker als junge. Zwar gelten hierzulande für Quecksilber und andere Schadstoffe gesetzliche Höchstwerte, dennoch hat das Bundesumweltministerium Verzehrempfehlungen herausgegeben, die insbesondere für Schwangere und Stillende relevant sind.