Wie nachhaltig ist Fisch aus Aquakultur?
Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt, viele Verbraucher greifen stattdessen häufiger zu Fisch. Doch viele Wildbestände sind bedroht. Zuchtfisch aus Aquakultur ist aber nicht immer nachhaltiger.
Durch Überfischung sinken weltweit die Fischbestände, einige Arten sind bereits bedroht. Aquakulturen, in denen Fisch, Muscheln und Krebse gezüchtet werden, sollen helfen, den großen Bedarf zu decken und zugleich einen Beitrag zum Schutz der Wildbestände leisten.
Aquakultur: Oft Wildfang als Futter eingesetzt
Doch nicht immer sind Fisch und Meeresfrüchte aus Aquakultur die nachhaltigere Alternative: "Trotz der Haltung vieler Fische und Meeresfrüchte in Aquakultur werden die Wildbestände nicht immer geschont", erklärt dazu Jana Fischer, Expertin von der Verbraucherzentrale Hamburg. So werde für die Fütterung von Raubfischen wie Lachs oder Forelle teilweise Wildfang oder Beifang aus dem Meer eingesetzt.
Lange Transportwege verschlechtern Öko-Bilanz
Zudem legen die Meerestiere aus Aquakultur meist lange Wege zurück, bis sie im hiesigen Handel landen. Forellen kommen beispielsweise oft aus der Türkei oder Griechenland, Lachs aus Aquakultur überwiegend aus Norwegen. Garnelen und Muscheln stammen meist aus Aquakulturen in Südostasien oder Süd- und Mittelamerika, etwa aus Honduras, Ecuador, Indonesien oder Vietnam. Sie sind bis zu 12.000 Kilometer weit gereist und haben daher eine relativ schlechte Öko-Bilanz.
Antibiotika-Einsatz in der Aquakultur
Aquakultur bringt noch weitere Probleme mit sich: Da die Tiere auf engem Raum zusammenleben, sind sie besonderem Stress ausgesetzt, Krankheiten können sich schneller ausbreiten. Um das zu verhindern, bekommen sie häufig Antibiotika, die anschließend die Gewässer belasten. Allerdings gehen viele Fischfarmen, vor allem die großen Lachsproduzenten in Norwegen, bereits andere Wege, erklärt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Sie impfen die Fische, sodass Antibiotika dort - anders als etwa bei chilenischen Produzenten - kaum noch zum Einsatz kommen.
Gesundheitsschädliches Ethoxiquin in Fischfutter
Problematisch sei allerdings, dass das Fischfutter häufig mit der Chemikalie Ethoxiquin versetzt sei. Dieser Stoff reichere sich in den Körpern der Fische an und sei für Menschen potenziell gefährlich, so Maack. Grenzwerte gibt es bislang nur für Fleisch, aber nicht für Fisch.
Zerstörung von Naturräumen
In einigen Ländern trägt die Aquakultur zudem zur Zerstörung wertvoller Naturräume bei, etwa von Mangrovenwäldern, die den Fischfarmen weichen müssen. Ein zusätzliches Problem sind die sogenannten Escapees, also Tiere, die aus den Zuchtanlagen in die freie Wildbahn entweichen und die natürlichen Ökosysteme gefährden.
Produkte mit ASC-Siegel bieten Transparenz
Für mehr Transparenz soll das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) sorgen, das bestimmte Standards für nachhaltigere Fischzucht gesetzt hat. Es zertifiziert unter anderem Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen und Muscheln aus Aquakultur. Bei Ware mit dem ASC-Siegel muss die Herkunft des Fischfutters angegeben sein, bestimmte Anforderungen an Wasserqualität und Bestandsdichte müssen erfüllt sein. Es gibt allerdings keine Restriktionen in Bezug auf genetisch verändertes Futter, die Vorgaben für den Einsatz von Medikamenten sind relativ schwach. Auch Antibiotika dürfen eingesetzt werden.
Ware mit Bio-Siegel die nachhaltigste Wahl
Die Verbraucherzentralen sowie Umweltschutzverbände wie WWF oder NABU empfehlen daher, bevorzugt auf Produkte mit Bio-Siegel zurückzugreifen, bei denen das Fischfutter keine Hormone oder Medikamente enthalten darf. Eine gute Wahl seien auch regionale Zuchtbetriebe, etwa für Karpfen oder Forellen, so Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.