Piriformis-Syndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung

Stand: 16.07.2024 16:12 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Ein verspannter Piriformis-Muskel verursacht das schmerzhafte Piriformis-Syndrom, indem er den Ischiasnerv einquetscht. Hüftübungen lockern den Muskel und lindern die Symptome.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Auch andere Nerven können durch den Piriformis-Muskel eingeengt werden und Symptome verursachen - zum Beispiel Nerven, die die Blasen- und Darmfunktion steuern.

Bandscheibenvorfall oder Piriformis-Syndrom?

Wenn es von der Gesäßmuskulatur hinunter bis ins Bein zieht, können die Schmerzen auf einen Bandscheibenvorfall hinweisen. Doch Bandscheibenvorfälle sind zwar eindeutig erst auf MRT-Bildern zu sehen, aber oft nicht die Ursache der Beschwerden. Schuld kann der Piriformis-Muskel sein. Er liegt verborgen unter dem großen Gesäßmuskel und verbindet Kreuzbein und Oberschenkel. Normalerweise ist der birnenförmige Muskel weich und dehnbar. Aber durch einen Sturz, Fehlhaltung oder Überbelastung kann er verspannen und sich dadurch verkürzen. Der Muskel wird dick und hart und drückt direkt auf den Ischiasnerv (Piriformis-Syndrom).

Beim Piriformis-Syndrom strahlen Rückenschmerzen in Gesäß und Bein aus

Stechende, ausstrahlende Schmerzen meist einseitig im Gesäß, im unteren Rücken und im Bein sind typisch für das Piriformis-Syndrom. Die Muskel-Enge kann auch zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln und Missempfindungen vom Rücken bis ins Bein führen. Meistens werden die Schmerzen beim Sitzen, Bücken oder längerem Gehen stärker. Das Strecken der Hüfte verbessert die Beschwerden.

Lasègue-Test gibt Aufschluss

Viele Bandscheiben-Operationen könnten laut Expertinnen und Experten vermieden werden, wenn das Piriformis-Syndrom zuvor richtig diagnostiziert und behandelt würde. Anhand unterschiedlicher Tests lässt sich ein Piriformis-Syndrom diagnostizieren. Beispielsweise können Ärztin oder Arzt mit dem sogenannten Lasègue-Test herausfinden, ob der Ischiasnerv gereizt ist und die Ursache der Beinschmerzen sein könnte. Bei diesem Test liegt die betroffene Person auf dem Rücken. Das gestreckte Bein wird im Hüftgelenk langsam gebeugt. Tritt dabei bei einem bestimmten Winkel ein heftiger Schmerz im Bein auf, könnte eine Ischias-Reizung vorliegen. Bei einem Piriformis-Syndrom lässt der Schmerz nach, sobald der Fuß nach außen gedreht wird.

Eine Untersuchung des Piriformis-Muskels per Ultraschall ist nicht möglich, da dieser zu tief liegt. Mit CT- oder MRT-Aufnahmen lässt sich nur erkennen, ob der Muskel verdickt ist und man kann auf diese Weise andere Ursachen für den stechenden Schmerz ausschließen.

Piriformis-Syndrom: Bewegen, massieren, dehnen

Ist der Piriformis-Muskel als Verursacher der Schmerzen ausgemacht, sind Bewegung, Lockerung und Dehnung die Therapie der Wahl. Um die Verspannung zu lösen, müssen physiotherapeutisch auch alle benachbarten Muskeln geprüft und gegebenenfalls gelockert werden, da sie oft mitbeteiligt sind. Mit Stoßwellentherapie und manueller Therapie lässt sich der oft schon chronisch verspannte Muskel lockern. Der gequetschte Ischiasnerv wird durch die Therapie möglichst vom Druck befreit, sodass sich die Symptome bessern.

Heilungsdauer beim Piriformis-Syndrom

Das Lösen des Piriformis-Syndroms kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Halten die Schmerzen drei bis sechs Monate an, spricht man von einer Chronifizierung. Zusätzlich zu Schmerzmedikamenten, Krankengymnastik und Manueller Therapie können Betroffene den Piriformis-Muskel zu Hause mit einfachen Dehn-Übungen entspannt und elastisch halten - und so möglichst ohne diese Schmerzen leben.

Botox-Spritze sorgt für Entlastung

Sollte der Piriformis-Muskel auch nach mehrwöchiger Therapie und konsequenten Eigenübungen noch immer Beschwerden verursachen, können Botox-Spritzen in diesem Bereich zum Einsatz kommen. Der Wirkstoff Botulinumtoxin lähmt den Muskel. Dadurch reduziert sich die Spannung und der Piriformis-Muskel drückt nicht mehr auf den Ischiasnerv. Eine Botox-Spritze wird häufig unter MRT-Kontrolle gegeben. Die Wirkung hält etwa drei Monate an. Wenn der Muskel dabei einschrumpft, kann es auch zu einer dauerhaften Entspannung im Muskel kommen.

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NDR Fernsehen | Visite | 16.07.2024 20:15

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