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Krankenhaus-Essen: Gute Qualität fördert die Heilung

Stand: 01.04.2022 11:54 Uhr

Nährstoffreiches Essen im Krankenhaus kann die Heilung beziehungsweise Genesung unterstützen. Davon könnten vor allem geschwächte Patienten profitieren. Bisher war Ernährung in vielen Kliniken zu wenig im Fokus.

Wie wichtig Ernährung bei der Genesung im Krankenhaus ist, beweist die sogenannte Effort-Studie. Die Schweizer Studie, die 2019 veröffentlicht wurde, ist bislang die größte dieser Art.

Die Ergebnisse der Studie stützen die Erfahrungen vieler Mediziner aus der Praxis: Ist die Ernährung schlecht

  • steigt das Risiko, an seiner Erkrankung zu sterben
  • gibt es mehr Komplikationen bei und nach Operationen
  • müssen Patienten länger intensivmedizinisch behandelt werden
  • heilen Wunden schlechter
  • werden Patienten langsamer wieder fit und müssen öfter zurück ins Krankenhaus.

Dabei sind die Gegenmaßnahmen einfach: Entscheidend für eine gesunde Ernährung sind die Nährstoffe. Doch die meisten Kliniken achten darauf zu wenig.

5.000 Patienten nahmen an Effort-Studie teil

Für ihre Studie untersuchten die Schweizer Wissenschaftler 5.000 Patientinnen und Patientenen, die für mindestens vier Tage in der Klinik bleiben sollten. Bei 2.000 fanden sie Anzeichen einer Mangelernährung und teilten sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf:

  • 1.000 wurden normal versorgt - also mit üblicher Krankenhauskost
  • 1.000 bekamen eine Extra-Ernährung: mehr Kalorien und mehr Eiweiß, zusätzliche Vitamine und Mikro-Nährstoffe.

 

Weniger Komplikationen bei Extra-Ernährung

Bei 272 Patienten mit Standardkost gab es Komplikationen aufgrund ihrer Erkrankung. Ihr Zustand hatte sich einen Monat nach dem Klinikaufenthalt verschlechtert. Bei den besser Ernährten waren es nur 232. Das bedeutet: Es gab infolge guter Ernährung 15 Prozent weniger Komplikationen. Außerdem waren aus der herkömmlich ernährten Gruppe 100 Patienten an ihren Erkrankungen verstorben, bei den mit der Extra-Ernährung versorgten nur 73. Das bedeutet: 27 Prozent weniger Todesfälle, wenn das Problem Mangelernährung erkannt und aktiv bekämpft wird.

Mangelernährung oft nicht sichtbar

Ein paar Tage Krankenhaus-Essen schaden den meisten Menschen nicht. Wer allerdings sehr krank ist, hat oft schon vorher Gewicht und Kraft verloren. Um diese Patienten zu finden, bedarf es spezieller Ernährungsteams in den Krankenhäusern, die eine routinemäßige ernährungsmedizinische Befragung und Untersuchung durchführen. Denn die Mangelernährung ist oft versteckt. Fehlende Nährstoffe, fehlende Muskelmasse und mangelnde wichtige Körpereiweiße sind nicht immer offensichtlich und können auch bei Übergewicht vorkommen. Verschiedene Untersuchungen zeigen das Ausmaß der Mangelernährung:

  • Wie viel Kraft steckt in den Händen?
  • Wie viel Muskeln und Fettgewebe sind noch am Handrücken?
  • Wie setzt sich das Körpergewebe zusammen? Wie ist der Anteil von Muskulatur und Fett?
  • Wie sind die Blutwerte? Besteht ein Mangel an Eisen, Natrium, Kalium oder Eiweiß?

Bei Erkrankungen, die den Körper insgesamt schwächen, wie beispielsweise eine Lungenentzündung, eine Magen-Darm-Erkrankung oder auch ein Krebsleiden, braucht der Körper alle Kraft, um diesen Feind zu bekämpfen. Das kostet Energie: Gut die Hälfte der über die Ernährung zugeführten Energie geht in die Bekämpfung der Krankheit.

Zusätzliche Eiweißshakes bei Mangelerscheinungen

Wenn Kliniken auf die Ernährung achten, kann schon viel über die normale Kost erreicht werden. Vorausgesetzt, auf Station wird dafür gesorgt, dass die Patienten die Mahlzeiten wirklich essen. Grundlage für eine gute Genesung sind nährstoffreiche, frisch zubereitete Lebensmittel. Bei Mangelerscheinungen ist es wichtig, die Betroffenen aufzupäppeln. Sie bekommen zum Beispiel zusätzliche Eiweißshakes. So werden die Akkus für die Genesung aufgeladen.

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