Ein Arzt hält ein Hüftimplantat in den Händen. © picture alliance/dpa Themendienst Foto: Florian Schuh

Hüftprothese: Dank Ultra-Fast-Track-Chirurgie direkt nach Hause

Stand: 21.02.2022 11:55 Uhr

Der Einsatz einer Hüftprothese ist in der Regel mit einem längeren Krankenhausaufenthalt verbunden. Bei der Ultra-Fast-Track-Chirurgie hingegen sollen Patienten schon zwölf Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause können.

Mit über 200.000 Eingriffen pro Jahr ist die Hüftprothesen-OP eine der am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland. Nach wie vor werden die meisten Patientinnen und Patienten stationär versorgt. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus wurde dabei in den vergangenen Jahren gesenkt: 2009 waren es im Schnitt 13,8 Tage, 2017 nur noch 10,2 Tage.

Die Ultra-Fast-Track-Chirurgie reduziert die Krankenhausverweildauer noch einmal entscheidend - im Idealfall auf zwölf Stunden. In vielen westlichen Ländern ist die Ultra-Fast-Track-Chirurgie bereits weit verbreitet, auch in Deutschland ist sie auf dem Vormarsch. Die sogenannte Hip-in-a-Day ("Hüfte an einem Tag") ist also auch hier angekommen.

Multiprofessioneller Ansatz in der Ultra-Fast-Track-Chirurgie

Ziel der Ultra-Fast-Track-Chirurgie ist, es den Patientinnen und Patienten zu ermöglichen, sich im gewohnten Umfeld zu erholen - und nicht im Krankenhaus. Sie sollen möglichst schnell wieder in den Alltag zurückkehren können.

Für die erfolgreiche Umsetzung ist ein multiprofessioneller Ansatz nötig. Patientinnen und Patienten werden aktiv und eigenverantwortlich in Planung, Durchführung und Rehabilitation einbezogen. Fachleute aus den unterschiedlichen Bereichen - also Operierende, Anästhesistinnen, Pflegende und Physiotherapeuten - übernehmen die individuellen Patientenschulung. Sie erklären den Ablauf am OP-Tag und bereiten die Patienten auf die Zeit nach dem Eingriff vor, zum Beispiel, indem sie ihnen das Laufen mit Gehhilfen zeigen. Auch über die Reha-Maßnahmen klären sie bereits im Vorfeld auf. Das Ziel: Patientinnen und Patienten sollen weniger Stress und Angst empfinden, wenn sie wissen, was auf sie zukommt.

Die Prähabilitation, die aktive Vorbereitung auf die OP, hilft so dabei, schneller zu genesen. Auch wichtig ist dabei die Teilnahme von Familie oder Angehörigen, damit das häusliche Umfeld ebenfalls optimal vorbereitet ist.

Schonendes OP-Verfahren ist wichtig

Damit die Betroffenen nach einer OP schnell wieder auf die Beine kommen, ist ein schonendes OP-Verfahren wichtig - mit kleinen Schnitten und möglichst ohne Muskeln zu verletzen. Mit dieser minimalinvasiven Methode sind Blutverlust und auch die Schmerzen geringer. Außerdem ermöglichen gewebeschonende OP-Methoden eine fast uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Da auf eine Drainage verzichtet wird, kann die Wunde schneller abheilen. Die Wundabsonderungen werden vom Körper selbst absorbiert. Auch Bluttransfusionen werden in der Regel nicht gebraucht. Hinzu kommt: Durch eine spezielle multimodale Schmerztherapie wird der Körper während der OP nicht so stark heruntergefahren, Nebenwirkungen wie Schwindel oder Übelkeit treten weniger oder gar nicht auf.  Zudem wird bereits während des Eingriffs lokal ein Schmerzmittel verabreicht.

Eine frühe und selbstständige Mobilisation ist wichtig, um muskulären und funktionellen Defiziten vorzubeugen. Außerdem schafft Bewegung Vertrauen in das Gelenk. Zugleich sinkt das Thrombose-Risiko. So können Patientinnen und Patienten meist bereits wenige Stunden nach der OP zum ersten Mal aufstehen. Hochkalorische Nahrung und die erste Physiotherapie gehören ebenso zum Programm.

 

Für wen eignet sich die Ultra-Fast-Track-Chirurgie?

Wenn alles nach Plan läuft, können Patienten zügig das Krankenhaus verlassen, beim Hip-in-a-Day-Verfahren sogar bereits nach zwölf Stunden. Dafür müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • die Schmerzen lassen sich mit Medikamenten kontrollieren
  • der Kreislauf ist stabil
  • kein Schwindel oder Übelkeit
  • selbstständiges Hinlegen und Aufstehen aus dem Bett sind möglich
  • Körperpflege und Toilettenbesuch ohne fremde Hilfe sind möglich

Die auf die Operation folgende Reha findet stationär oder ambulant statt, ist aufgrund des schonenden Eingriffs und des vorherigen Trainings im Vergleich zu herkömmlichen Hüft-Operationen in der Regel aber stark verkürzt.

Auch das häusliche Umfeld muss stimmen

Geeignet ist die Ultra-Fast-Track-Chirurgie für motivierte Patienten ohne wesentliche Begleiterkrankungen, die ein privates oder häusliches Umfeld haben, das eine Betreuung der Patienten zu Hause gewährleisten kann. Menschen mit Vorerkrankungen, zum Beispiel mit kardiovaskulären Problemen, brauchen eine längere Betreuung im Krankenhaus.

Ultra-Fast-Track-Chirurgie in Deutschland

Noch wird die Ultra-Fast-Track-Chirurgie in Deutschland kaum angeboten. Die weniger extreme Variante, das sogenannte Fast-Track-Verfahren mit einer Liegedauer von rund drei Tagen, ist aber auf dem Vormarsch.

Eine Umstellung auf die schonendere OP-Variante benötigt viel Übung und Zeit. Und auch in der Organisation der Krankenhausstruktur bedarf es Änderungen, um den multiprofessionellen Ansatz durchführen zu können.

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Visite | 22.02.2022 | 20:15 Uhr

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