Stand: 28.05.2020 17:29 Uhr

Wie kann man sein Gedächtnis trainieren?

Mann schaut nachdenklich © fotolia.com Foto: olly
Fällt einem etwa ein Name nicht gleich ein, hilft es, sich erst mit etwas anderem zu beschäftigen.

Was wir erleben oder erlernen: Vieles davon merkt sich unser Gedächtnis. Aber längst nicht alles und nicht für immer. Das Gehirn sortiert. Je älter wir werden, desto mehr müssen wir für unser Erinnerungsvermögen tun.

Nur Relevantes bleibt im Gedächtnis

Eine Fußballmannschaft beim wöchentlichen Training: Was den Spielern davon im Gedächtnis bleiben wird, ist nur ein kleiner Teil dessen, was auf dem Fußballplatz tatsächlich passiert. Denn unser Gehirn wählt gezielt aus, was es überhaupt speichert und wie lange. Der Stürmer auf seinem Weg zum gegnerischen Tor nimmt mit seinen Sinnen diverse Eindrücke gleichzeitig auf: einen vorbeifliegenden Vogel, ein Hundebellen, einen Pfiff, Bratwurstgeruch, die Entfernung zum Tor, die Position der Mitspieler. Sein Gehirn speichert zunächst alles im Ultrakurzzeitgedächtnis. Doch nur relevante Informationen werden von dort ins Kurzzeitgedächtnis übertragen, der Rest sofort wieder gelöscht. Motorische Fertigkeiten müssen geübt werden, dafür bildet das Gehirn ein Gedächtnis, sagt Gedächtnisforscher Prof. Jan Born von der Universität Tübingen. Aber bestimmte Spielzüge und Standardstellungen zum Beispiel müssten explizit gelernt werden.

Sortieren im Schlaf

Erst im Schlaf entscheidet das Gehirn, was vom Kurzzeitgedächtnis im Hippocampus ins Langzeitgedächtnis im Cortex übertragen wird. Informationen wie Bewegungsabläufe und Spielzüge werden fest verinnerlicht. Hirnströme zeigen diese Aktivitäten während der Tiefschlafphase von Probanden im Schlaflabor. Im Schlaf werden die Informationen dann sortiert und gefestigt. Im Schlaf können sich aber auch Inhalte verfälschen. Das liegt daran, dass unser Gedächtnis in einem Netzwerk von rund 200 Milliarden Nervenzellen abgelegt ist. Miteinander gekoppelte Neuronen in unterschiedlichen Regionen des Gehirns speichern die Erinnerungen ab. Dabei kann es passieren, dass sich einander ähnelnde Gedächtnisinhalte gegenseitig beeinflussen. Unser Gehirn erinnert sich außerdem besser an Momente, die mit positiven Emotionen verknüpft sind. Ein Fußballsieg etwa könnte da besser erinnert werden als eine Niederlage.

Die "Speicherplatten" des Gehirns

Um zu verstehen, wie wir uns Dinge merken, muss man auch die verschiedenen "Speicherplatten" im Gehirn kennen:

  • Sensorisches Gedächtnis: Im Sensorischen Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis) werden Informationen, die wir hören oder sehen, für kurze Zeit gespeichert. So können wir zum Beispiel Zusammenhänge in Gesprächen verstehen. Werden diese Daten nicht innerhalb kürzester Zeit abgerufen oder als relevant bewertet, werden sie gleich wieder gelöscht, um Platz für neue Informationen zu machen. Was von Interesse ist, kommt ins Kurzzeitgedächtnis.
  • Kurzzeitgedächtnis: Im Kurzzeitgedächtnis werden Informationen für Sekunden bis Minuten gespeichert. Das Kurzzeitgedächtnis ist zum Beispiel wichtig, um zu wissen, wo wir den Autoschlüssel hingelegt haben und wen wir zurückrufen sollen. Nur wenige der Informationen kommen ins Langzeitgedächtnis.
  • Langzeitgedächtnis: Im Langzeitgedächtnis werden Informationen dauerhaft abgespeichert. Unterschieden wird beim Langzeitgedächtnis das deklarative und das implizierte Gedächtnis: Das deklarative Gedächtnis speichert Informationen ab, die bewusst abgerufen werden können, etwa Kindheitserlebnisse (episodisches Gedächtnis) oder Vokabeln und berufliches Wissen (semantisches Gedächtnis). Informationen im implizierten Gedächtnis können unbewusst abgerufen werden: Wir tun etwas, ohne darüber nachzudenken. Dazu gehören motorische Abläufe wie Schwimmen und Fahrradfahren.

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