Eosinophile Ösophagitis (EoE) erkennen und behandeln
Schluckbeschwerden können auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten: Die chronische Speiseröhrenentzündung, kurz EoE, ist auf dem Vormarsch. Auslöser sind vor allem bestimmte Nahrungsmittel.
Erst 1993 wurde sie als eigenständiges Krankheitsbild erkannt: die Eosinophile Ösophagitis (kurz: EoE, für engl. Eosinophilic Esophagitis), eine allergieartige, chronische Entzündung der Speiseröhre. Sie führt zu erheblichen Beschwerden beim Schlucken fester Nahrung, was die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. In den vergangenen Jahren wurde sie vor allem in den Industrieländern immer häufiger diagnostiziert. Heutzutage kommt in den Industrienationen ein Fall auf etwa 3.000 Einwohner. Betroffene sind überwiegend männlich, bei der Diagnose oft zwischen 30 und 50 Jahre alt und leiden meist bereits unter Allergien. Die Krankheit kann aber bei jedem und in jedem Alter auftreten. Bei jungen Menschen ist die EoE die häufigste Ursache von Schluckstörungen.
Nahrungsmittelallergien mitursächlich für Eosine Ösophagitis
Die EoE ist eine Autoimmunerkrankung. Man kann sie als spezielle Form der Nahrungsmittelallergie ansehen. Denn bei der Krankheitsentstehung spielt die Ernährung eine wichtige Rolle: Wenn Betroffene bestimmte Allergene vermeiden - individuell verschieden, aber unter anderem meist Weizen und Kuhmilch -, dann geht es ihnen in vielen Fällen deutlich besser. Als mögliche Auslöser diskutiert werden aber auch luftgetragene Allergene sowie die orale/sublinguale Hyposensibilisierung bei allergischen Atemwegserkrankungen.
Offenbar tritt die EoE familiär gehäuft auf. Als gesichert gilt, dass eine unspezifische Genmutation - eine Veränderung des Chromosoms 5q22 - das Erkrankungsrisiko für die eosinophile Ösophagitis erhöht.
Durch die chronische Entzündung verliert die Speiseröhre ihre Elastizität. Die Schleimhaut, die sie auskleidet, verändert sich. Durch Umbauvorgänge können sich Furchen und Engstellen (Strikturen) entwickeln. Das Gewebe verhärtet, festere Nahrung kann dadurch stecken bleiben .
Symptome der EoE: vor allem Schluckbeschwerden
Das Leitsymptom der eosinophilen Ösophagitis sind Schluckstörungen: Feste Nahrung will nicht richtig rutschen, manche Bissen bleiben einfach stecken (sogenanntes Steakhouse-Syndrom, Ärzte sprechen von Bolusobstruktion). Betroffene essen kein Fleisch mehr oder schneiden es sehr klein. Bei der Nahrungsaufnahme müssen sie öfter würgen, sich manchmal sogar erbrechen. Um solche Probleme zu vermeiden, kauen sie sehr gründlich und benötigen daher lange für eine Mahlzeit. Bei Kindern kann es zu Gedeihstörungen kommen, weil sie infolge der Schluckprobleme nicht genügend essen.
Bereits bestehende allergische Erkrankungen sind bei Schluckproblemen ein Indiz für das Vorliegen einer EoE.
Ösophagitis-Diagnose per Magenspiegelung
Beim Arzt wird zunächst eine genaue Anamnese erfolgen. Eine Reflux-Ösophagitis gilt es auszuschließen. Unerlässlich für die Diagnose ist eine Magenspiegelung (Endoskopie), bei der man aus verschiedenen Abschnitten der Speiseröhre Gewebeproben entnimmt, um sie anschließend im Labor histologisch zu untersuchen (Biopsie).
Über die Endoskop-Kamera sind nicht selten weiße Auflagerungen in der Speiseröhre zu erkennen, die einer Pilzinfektion ähneln, außerdem Schleimhautveränderungen wie etwa Längsfurchen.
Entscheidend ist die Laboruntersuchung der entnommenen Gewebeproben. Sind dort bestimmte Zellen (eosinophile Granulozyten, eine Unterart weißer Blutzellen) nachzuweisen, dann ist die Diagnose eosinophile Ösophagitis gesichert.
Therapieansätze bei EoE
Die eosinophile Ösophagitis ist bisher nicht heilbar. Jedoch kann man die Beschwerden sehr gut lindern. Welche Therapie am besten anschlägt, lässt sich nicht allgemein vorhersagen. Patientenwunsch, Lebenssituation und Durchführbarkeit spielen hier eine Rolle.
Auslassdiät hilft bei der Eosinophilen Ösophagitis
Meist hilfreich bei EoE ist eine hypoallergene Diät. Allerdings erfordert es einige Disziplin und Kenntnisse bei Einkauf und Essensauswahl, um sämtliche potenzielle Allergieauslöser konsequent zu meiden. Bei der sogenannten 6-FED (6 Food Elimation Diet - Weglassen von sechs Lebensmittelgruppen) verzichtet man zunächst für einige Wochen komplett auf die Hauptallergene Kuhmilch, Weizen, Soja, außerdem auf Eier, Nüsse und Fisch/Meeresfrüchte. Bei 70 bis 75 Prozent der Betroffenen lassen dadurch die Beschwerden deutlich nach. Sind die Symptome abgeklungen, werden einzelne Lebensmittelgruppen kontrolliert wieder eingeführt, damit sich Betroffene auf lange Sicht möglichst vielfältig ernähren können.
Voraussetzung für eine solche Auslassdiät ist eine entsprechende Motivation beim Patienten und möglichst Begleitung durch eine Ernährungsberatung. Der behandelnde Arzt sollte die Wirksamkeit endoskopisch und durch Gewebeproben kontrollieren.
Zusätzlich empfiehlt sich eine entzündungshemmende Ernährungsweise.
EoE-Behandlung durch Medikamente
Auch Medikamente können die Speiseröhrenentzündung lindern - oft kommen hier Steroide (Kortisonpräparate) zum Einsatz, die in den Rachen gesprüht oder als Pulver über die Zunge eingenommen werden. Seit Kurzem sind in Deutschland speziell für die EoE-Behandlung Schmelztabletten mit dem Wirkstoff Budesonid zugelassen, die vielfach eine deutliche Besserung bewirken, doch können Pilzinfektionen als Nebenwirkung auftreten. Bei einigen Betroffenen bessert sich der Befund langfristig durch Tabletten zur Magensäure-Hemmung. Wegen der erheblichen Nebenwirkungen sollte man Säureblocker allerdings nicht länger als acht Wochen einnehmen.
Bei Engstellen der Speiseröhre kann im Rahmen einer Magenspiegelung eine Aufweitung (Dilatation) erfolgen.