Studie: Größter Wohnungsmangel seit über 20 Jahren
Eine neue Studie aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen zeigt, wie problematisch die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist. Die Verbände fordern deshalb mehr sozialen Wohnungsbau und Unterstützung für die Länder.
Der Wohnungsmangel ist aktuell in Deutschland so groß wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das geht aus einer gemeinsamen Studie des schleswig-holsteinischen Instituts "Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen" in Kiel (ARGE) und des niedersächsischen Pestel-Instituts hervor. Auftraggeber ist das Verbändebündnis Soziales Wohnen. Auch im Norden wird es eng. Der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner, sagte am Donnerstag: "Wir laufen sehenden Auges in eine Wohnungsknappheit."
Verbände: Studienergebnisse sind ein Alarmruf an die Politik
Besonders brisant wird die Situation laut Breitner in den jetzt schon umkämpften Märkten - dazu gehören die Metropolregion Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock, Greifswald und die touristischen Zentren an Nord- und Ostsee. "Bei den bezahlbaren Wohnungen wird das ohnehin schon massive Versorgungsloch immer größer, bei den Sozialwohnungen ist es längst ein Krater", ergänzt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. Etwa 700.000 Wohnungen fehlen zur Zeit im gesamten Bundesgebiet. Die Politik solle die Ergebnisse als Alarmruf sehen, meinen Mieterbund, Gewerkschaft IG BAU sowie Sozial- und Branchenverbände der Bauwirtschaft.
Mehr Förderung für sozialen Wohnungsbau gefordert
Die Verbände fordern den Staat auf, mehr in sozialen Wohnungsbau zu investieren. Ein Vorschlag vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen ist der forcierte Bau bezahlbarer Wohnungen. Um die Länder beim Sozialen Wohnungsbau zu unterstützen und eine Krise abzuwenden, wäre ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro notwendig. Doch die hohen Baukosten sind ein Problem. Deshalb hätten Hamburg und Schleswig-Holstein bereits ihre Förderung für Sozialwohnungen deutlich erhöht, lobte Breitner. Auch die Bearbeitung von Förderanträgen für Sozialwohnungen dauere bisher zu lang, so das Verbändebündnis Soziales Wohnen. Vorbild sei hier Schleswig-Holstein, wo die Bearbeitung oft nicht länger als vier Wochen dauere.
Schleswig-Holstein investiert in die Zukunft
Etwa 900 neue Sozialwohnungen wurden im vergangenen Jahr laut Innenministerium in Schleswig-Holstein gefördert. Die Zahl der Sozialwohnungen stieg somit im Vergleich zu 2021 um 20 Prozent. Im Bundesvergleich liegt das Land bei der Förderung damit auf Platz drei. In diesem Jahr startete das Land zudem ein neues Förderprogramm mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Für das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Sozialwohnungen innerhalb der Legislaturperiode sei 2022 dennoch ein verlorenes Jahr gewesen, so die Verbände. Nur rund 20.000 neue Sozialbauten wurden bundesweit errichtet.
Zuwanderung aus Ukraine hat Einfluss auf Wohnungsmarkt
Ein Grund für mehr Anspannung auf dem ohnehin knappen Wohnungsmarkt war laut Studie die Zuwanderung im Jahr 2022: Mit einem Plus von 1,5 Millionen Menschen habe es im vergangenen Jahr eine absolute Rekord-Zuwanderung gegeben, so Matthias Günther. Das sei den Angaben zufolge vor allem auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. Die Gewerkschaft IG BAU kritisiert zudem das weitere Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland. Wohnen und arbeiten gehöre zusammen, meinte Vize-Gewerkschaftschef Harald Schaum. "Keiner wird kommen, wenn er hier nicht oder nur zu horrend hohen Mieten wohnen kann."