Aus für Bertelsmann-Großdruckerei in Ahrensburg
Schlechte Nachrichten für rund 550 Beschäftigte der Prinovis-Druckerei in Ahrensburg im Kreis Stormarn. Der Bertelsmann-Konzern, dem die Druckerei gehört, will den Standort schließen. Die Belegschaft will die Entscheidung nicht einfach hinnehmen. Bereits gestern protestierten einige vor dem Werkstor.
Ende Januar 2024 soll der Betrieb eingestellt werden, da die Großdruckerei seit geraumer Zeit rote Zahlen schreibe. Wie das zum Bertelsmann-Konzern gehörende Unternehmen Prinovis am Donnerstag mitteilte, sind 545 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Ahrensburg ist der letzte Tiefdruckstandort Bertelsmanns in Deutschland. Dort werden Kataloge, Zeitschriften und Beilagen gedruckt. Die Nachfrage sei stark gesunken. "Hinzu kommt, dass unsere Auftraggeber aufgrund der Pandemiefolgen und des enormen Anstiegs der Papier- und Energiepreise ihre Marketingaktivitäten in den vergangenen zwei Jahren immer wieder hinterfragt und häufig in Richtung digitaler Kommunikationslösungen verändert haben", sagte Prinovis-Geschäftführer Ulrich Cordes am Donnerstag.
Bertelsmann will "sozialverträgliche Lösungen" finden
Die Folge sei ein starker Rückgang des Auftragsvolumens. "Und das alles führt dazu, dass die Druckerei seit inzwischen mehreren Jahren im defizitären Bereich unterwegs ist", sagte Konzernsprecher Gernot Wolf am Freitag. In den kommenden Tagen und Wochen will Bertelsmann Gespräche mit dem Betriebsrat führen, sagte ein Konzernsprecher. Es gehe darum, "sozialverträgliche Lösungen" zu finden. Was das genau bedeutet, ist unklar.
Bertelsmann hat bereits andere Standorte geschlossen
In den vergangenen Jahren hatte Bertelsmann bereits Tiefdruckereien an anderen Standorten dichtgemacht - Itzehoe, Dresden, Nürnberg. Das Tiefdruckverfahren, das in Ahrensburg zum Einsatz kommt, wird vor allem bei sehr hohen Auflagen verwendet. Der Standort druckt zum Beispiel die "Apothekenumschau", den "Stern" oder die "Gala".
Betriebsrat und ver.di akzeptieren Entscheidung nicht
Die Belegschaft will die Unternehmensentscheidung nicht einfach hinnehmen. Ein Mitarbeiter berichtete NDR Schleswig-Holstein am Freitag, die Stimmung in der Belegschaft sei gedrückt - auch wenn sich die Schließung schon länger abgezeichnet habe. Laut der Gewerkschaft ver.di protestierten bereits gestern Beschäftigte vor dem Werkstor gegen die Schließung. "Wir werden uns die Situation im Beisein unserer Berater genau ansehen, unsere Handlungsmöglichkeiten ausführlich prüfen und dann gucken, ob sich noch was machen lässt, oder ob es dann wirklich in die Abwicklung geht", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Standorts, Florian Buchwald. Dann wolle er für die Kollegen alles an Geldern, Übergangsgeldern und Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung herausholen, was möglich ist.
"Ab jetzt nur noch Dienst nach Vorschrift"
Auch Heiko Willers ist über die jüngsten Entwicklungen nicht wirklich überrascht, "weil wir seit über zehn Jahren verzichten, verzichten, verzichten". Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende sagte: "Ein Standort nach dem anderen wurde geschlossen. Die Standorte wurden gegeneinander aufgewiegelt. Wer am meisten einspart, bleibt am längsten dran." Im Endeffekt habe das nicht gebracht, denn jetzt sei hier für alle Schluss. "Jeder hat hier immer was über den Durst gemacht, damit das hier weiter geht und jetzt ist eben nur noch Dienst nach Vorschrift. Punkt!"