Northvolt: Sanierungsverfahren in den USA beendet
Der Restrukturierungsversuch von Northvolt nach US-Recht (Chapter 11) ist gescheitert. Die Gläubiger hoffen nun auf Geld aus dem Insolvenzverfahren in Schweden.
Die Sitzung vor dem U.S. Bankruptcy Court in Houston, Texas, am Dienstag hat keine halbe Stunde gedauert. Der insolvente Batteriehersteller Northvolt hatte einen Notfall-Antrag gestellt, das Sanierungsverfahren nach Chapter 11 schnellstmöglich zu beenden. Denn in Schweden läuft seit Mitte März ein zweites Insolvenzverfahren unter Leitung eines Insolvenzverwalters.
Aus Sicht des Anwalts von Northvolt ist es am sinnvollsten, das Verfahren in Schweden laufen zu lassen, weil dort die meisten Vermögenswerte der Geldgeber liegen. Ein Insolvenzverfahren nach Chapter 7 in den USA ergibt aus seiner Sicht deshalb keinen Sinn. Northvolt würde nur Geld durch die Gebühren für das Gericht verlieren.
Gläubiger unterstützten Northvolt-Antrag
Laut Gerichtsakten ging es im Chapter-11-Verfahren insgesamt um Verbindlichkeiten in Höhe von etwa neun Milliarden US-Dollar. Auf der Liste der betroffenen Geldgeber stehen auch viele deutsche Unternehmen - neben Northvolts größtem Anteilseigner VW auch die Förderbank KfW. Die KfW hatte Northvolt 600 Millionen Euro als Wandelanleihe für den Bau der Batteriefabrik bei Heide (Kreis Dithmarschen) ausgezahlt. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein hatten diese Anleihe abgesichert und mussten wegen der Finanzkrise von Northvolt das Geld bereits an die KfW zahlen.
In der Anhörung vor dem texanischen Richter Alfredo R. Pérez meldeten sich einige andere Geldgeber von Northvolt zu Wort. Sie plädierten für das schnelle Beenden des Chapter-11-Verfahrens in den USA. Der Richter konnte die Argumente von Northvolt und den Gläubigern nachvollziehen und unterzeichnete daraufhin den Antrag von Northvolt.
Produktion in Schweden läuft weiter
Am Montag hatte der schwedische Insolvenzverwalter Mikael Kubu angekündigt, dass Northvolt die Produktion fortsetzen kann - allerdings mit deutlich weniger Personal. Wer Northvolt übernehmen könnte, ließ der Konkursverwalter offen. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich keine weiteren Kommentare zu dieser Angelegenheit abgeben", so Kubu. "Weitere Informationen werden so bald wie möglich bereitgestellt."
Standort bei Heide ist "Silber" für Insolvenzverwalter
Der geplante Northvolt-Standort bei Heide ist als Tochtergesellschaft von Northvolt in Schweden formal nicht von der Insolvenz betroffen. Dennoch wird die Insolvenz des Mutterkonzerns Auswirkungen auf die Tochter in Deutschland haben, sagte Professor Wolf-Georg Ringe, Direktor des Institute of Law & Economics der Universität Hamburg, dem NDR: "Ein Teil der Vermögensmasse sind die Anteile der Muttergesellschaft an der deutschen Tochtergesellschaft. Das ist ein Vermögensgegenstand, der versilbert werden kann." Aus Sicht des Professors wäre eine Möglichkeit, dass die deutsche Tochtergesellschaft separat vom Insolvenzverwalter in Schweden verkauft wird.
