Northvolt: Tausende Beschäftigte in Schweden verlieren Jobs
Der insolvente Batteriehersteller Northvolt kann in beschränktem Umfang weitermachen. In Schweden müssen Tausende Mitarbeiter gehen. Die Auswirkungen für den Bau bei Heide sind unklar.
Die weiteren Einschnitte bei Northvolt erwähnt Insolvenzverwalter Mikael Kubu erst im zweiten Absatz seiner Mitteilung. Er stellt die aus seiner Sicht gute Nachricht in den Vordergrund: Nach eigenen Angaben konnte er "eine grundsätzliche Vereinbarung über finanzielle Garantien für den Fortbestand des Geschäftsbetriebs" von Northvolt treffen.
Das heißt: Der laufende Betrieb soll weitergehen. Allerdings werden dafür in Schweden nur rund 1.700 Mitarbeiter gebraucht. Tausende bisherige Northvolt-Beschäftigte verlieren ihre Jobs. "Die Betroffenen werden ab morgen darüber informiert", so Kubu. Eine konkrete Zahl nannte der Insolvenzverwalter nicht. Laut dem schwedischen Sender SVT geht es um etwa 2.800 Stellen.
"Trotz erheblicher Einschnitte ist es positiv, dass der Betrieb in gewissem Umfang weitergehen kann, was für einen vollständigen oder teilweisen Verkauf des Unternehmens entscheidend sein dürfte", heißt es in einer Mitteilung des Insolvenzverwalters.
Wie geht es bei Northvolt Drei bei Heide weiter?
Keine Neuigkeiten gibt es zur Northvolt-Fabrik bei Heide (Kreis Dithmarschen). Die Arbeiten auf der etwa 110 Hektar großen Fläche gingen und gehen weiter - wenn auch zuletzt etwas langsamer als ursprünglich geplant. Das vor knapp einem Jahr gestartete Milliardenprojekt ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des schwedischen Mutterkonzerns, allerdings nicht unmittelbar von der Insolvenz betroffen. Ob und wie es in Schleswig-Holstein weitergeht, ist derzeit offen. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich keine weiteren Kommentare zu dieser Angelegenheit abgeben", sagte Konkursverwalter Kubu laut Mitteilung. "Weitere Informationen werden so bald wie möglich bereitgestellt."
Northvolt will bei Heide Batteriezellen für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr bauen, ringt aber seit längerem mit Finanzproblemen. Im November hatte das Unternehmen in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Im März meldete das Unternehmen zusätzlich Insolvenz in Schweden an.


Insolvenzverwalter: So viel Geld wie möglich für die Gläubiger
Konkursverwalter Mikael Kubu hatte unmittelbar nach dem Insolvenzantrag gegenüber schwedischen Medien eine Teilung des Unternehmens ins Spiel gebracht. "Der Auftrag als Konkursverwalter besteht darin, den Gläubigern so viel Geld wie möglich zu verschaffen", sagte Mikael Kubu der schwedischen Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" (DI). "Als Konkursverwalter sollte man an denjenigen verkaufen, der am meisten zahlt", so Kubu.
Am 21. März hatte der Insolvenzverwalter mitgeteilt, dass er die Aussichten auf einen Übergang an einen Käufer, der die von Northvolt entwickelten Geschäftstätigkeiten weiterführt, als vielversprechend erachte. Allerdings werde der Umfang der Tätigkeiten kleiner sein als im bisherigen Konzernbetrieb, so Kubu. "Es ist wichtig, dass der Prozess schnell voranschreitet", hieß es in seiner Mitteilung.
Das "Wunsch-Szenario" der schleswig-holsteinischen Landesregierung ist, dass ein großer Investor die ganze Firma übernimmt. Das hatte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) vor anderthalb Woche gesagt. "Wenn man jede einzelne Maschine und jede Schraube einzeln verkauft, ist das nicht so gut wie ein Gesamtpaket", so Madsen.
VW-Konzern größter Investor und Kunde
Northvolt galt einst als größter Hoffnungsträger für den Aufbau einer Batteriezellfertigung in Europa. Die Firma hatte in den vergangenen Jahren etliche Milliarden Euro von privaten und staatlichen Geldgebern eingesammelt, aber kaum etwas verdient. "Für diese Art von Industrie-Investitionen sind so enorme Summen nötig, dass es nicht viele Leute gibt, die ein solches Geschäft führen können", hatte Insolvenzverwalter Mikael Kubu Mitte März gegenüber der Zeitung DI gesagt.
Größter Anteilseigner ist der deutsche Volkswagen-Konzern. VW war 2019 mit 900 Millionen Euro bei Northvolt eingestiegen und investierte später weitere 500 Millionen Euro in das Start-up. Seine Beteiligung schrieb VW im vergangenen Jahr allerdings komplett ab. VW spielt gleich in unterschiedlichen Rollen bei Northvolt mit: Ursprünglich war eine gemeinsame Batteriezellfabrik von VW und Northvolt in Salzgitter geplant. Die Nutzfahrzeug-Sparte Scania war bis zuletzt wichtiger Kreditgeber und Kunde zugleich. Der schwedische Lkw-Bauer bezieht von Northvolt Akkus für E-Lastwagen.
