Insolvenz von Northvolt: Was plant der Konkursverwalter?

Stand: 14.03.2025 21:35 Uhr

Der Batteriehersteller Northvolt in Schweden befindet sich im Insolvenzverfahren. In Interviews deutet der Insolvenzverwalter an, wie es jetzt weitergeht.

Er selbst spricht von einem "sehr großen, umfangreichen und besonderen Auftrag": Der Stockholmer Fachanwalt Mikael Kubu führt den zahlungsunfähigen Batteriehersteller Northvolt durchs Insolvenzverfahren. Das zuständige Gericht in Stockholm hat Kubu bestellt, nachdem Northvolt selbst ihn dafür vorgeschlagen hatte. Alle Entscheidungen trifft jetzt der Insolvenzverwalter - auch, wie es mit der deutschen Tochterfirma weitergeht, die am Stadtrand von Heide (Kreis Dithmarschen) weiter eine neue Batteriefabrik bauen lässt.

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Mitarbeiter stehen vor einem Gebäude mit Northvolt-Schild. © IMAGO / TT Foto: Pontus Lundahl

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Wird Northvolt im Ganzen oder in Teilen verkauft?

"Die Mission als Konkursverwalter besteht darin, den Gläubigern so viel Geld wie möglich zu verschaffen", sagte Kubu der schwedischen Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" (DI). "Als Konkursverwalter sollten Sie an denjenigen verkaufen, der am meisten zahlt", so Kubu. Ob das am Ende gelingt und wie viel dabei rauskommt, ist aus Sicht von Experten derzeit noch völlig offen. Konkursverwalter Kubu könnte das gesamte Unternehmen verkaufen oder auch einzelne Bereiche. "Dieses Unternahmen kann geteilt werden", zitiert DI den Insolvenzverwalter. "Viele Leute denken an die Fabrik in Skellefteå, aber Northvolt ist so viel mehr."

Der Insolvenzverwalter hält auch einen Verkauf an chinesische Unternehmen für möglich. Northvolt galt lange Zeit als große Hoffnung für eine eigenständige Batteriezellproduktion in Europa. "Wenn ich als Schwede und Europäer für einen Moment meinen Hut als Konkursverwalter abnehme, fände ich es fantastisch, wenn dieses Geschäft in Schweden und Europa bleiben könnte", so Mikael Kubu bei DI.  

"Kontakte zu mehreren Investoren"

Nach seinen Angaben gibt es bereits Interessenten - aus Schweden, aber vor allem aus anderen Ländern. Ihm zufolge hätte Northvolt bereits im Sanierungsverfahren in den USA Kontakte zu potenziellen Investoren geknüpft. Ähnlich hatten sich auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und die Vertreter von Northvolt am US-Gericht in Texas geäußert. Mit dem dortigen Restrukturierungsverfahren gemäß Chapter 11 des US-Insolvenzrechts wollten sich die Schweden vor Forderungen der Gläubiger schützen und gleichzeitig einen finanziell gangbaren Weg finden.

Nach Gerichtsunterlagen in den USA fordern die Gläubiger von Northvolt zusammengerechnet etwa neun Milliarden US-Dollar. Dazu zählt auch eine deutsche Wandelanleihe: Northvolt hatte von der staatlichen Förderbank KfW 600 Millionen Euro für den Bau der Batteriefabrik bei Heide bekommen. Wegen der Finanzkrise bei Northvolt mussten das Land Schleswig-Holstein und Bund bereits dafür bürgen.

Verkauf könnte Monate dauern

Parallel soll die Produktion in Schweden weiterlaufen. "Es ist wichtig, dass das Personal dabei bleibt. Wenn das Personal geht, wird es um ein Vielfaches schwieriger, das Geschäft zu verkaufen", sagte Kubu im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender SVT.

"Die Herausforderung bei diesem Auftrag besteht darin, dass er sehr umfangreich ist und der Käufer - unabhängig vom Kaufpreis - in der Lage sein muss, große Investitionen zu tätigen, um das Geschäft zu betreiben", so Kubu. Wie lange das Insolvenzverfahren dauern wird, ist unklar. "Die Hoffnung ist, dass Unternehmen im ersten Jahr zu verkaufen oder vielleicht schon in den nächsten sechs Monaten", so Kubu bei SVT.

Ein Wegweiser zeigt den Weg zur Batteriefabrik Northvolt an. © picture alliance / ZB Foto: Sascha Steinach
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"Gigantisches Start-Up" - VW größter Anteilseigner

Es ist keine einfache Gemengelage. Mikael Kubu selbst bezeichnet Northvolt als "gigantisches Start-Up". Die Firma hatte in den vergangenen Jahren etliche Milliarden Euro von Geldgebern eingesammelt, aber kaum etwas verdient. "Für diese Art von Industrie-Investitionen sind so enorme Summen nötig, dass es nicht viele Leute gibt, die ein solches Geschäft führen können", so Kubu gegenüber DI. Größter Anteilseigner ist der deutsche Volkswagen-Konzern. Mehrere Akteure spielen in unterschiedlichen Rollen mit: Die VW-Tochter Scania zum Beispiel ist wichtiger Kreditgeber und Kunde zugleich.

Der Insolvenzantrag von Northvolt umfasst demnach alle schwedischen Einheiten des Unternehmens. Die deutsche GmbH zählt nicht dazu, ist allerdings eine 100-prozentige Tochter der Muttergesellschaft Northvolt AB.

 

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Schleswig-Holstein Magazin | 13.03.2025 | 19:30 Uhr

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