Corona-Blog: Weniger Neuinfektionen, aber Höchstwert bei Todeszahlen
Am Sonnabend, 21. November hat NDR.de Sie wie gewohnt über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Sonntag geht es an dieser Stelle weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
- Kaum Zwischenfälle bei "Querdenker"-Demo in Hannover
- Datenanalysen zeigen: Die Neuinfektionen gehen zwar zurück, doch die Todeszahl erreicht einen Höchstwert.
- Hamburg: UKE verschiebt viele nicht dringende OPs
- Stegner für regionale Differenzierung bei Corona-Maßnahmen
- Hamburger Impfzentrum soll Mitte Dezember einsatzbereit sein
- Vor Bund-Länder-Gipfel: Wird der Teil-"Lockdown" verlängert?
- 1.225 Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen gemeldet, 433 in Hamburg, 250 in Schleswig-Holstein, 91 in Mecklenburg-Vorpommern und 157 im Bundesland Bremen; bundesweit sind es knapp 23.000
Überblick: Tabellen, Karten und Grafiken zu Corona im Norden
Hintergrund: So kommen unterschiedliche Fallzahlen zustande
Kurze Ticker-Pause: Morgen früh geht es weiter
Das Team von NDR.de dankt für Ihre Aufmerksamkeit und macht nun eine kurze Nachtpause. Morgen früh geht es hier wie gewohnt mit aktuellen Informationen weiter.
Film ab: Corona im NDR Fernsehen
In den NDR Landesmagazinen bildete die Corona-Pandemie auch heute wieder einen Schwerpunkt. Hier eine Auswahl der Beiträge:
"Querdenker" demonstrieren in Hannover: Kaum Zwischenfälle
In Hannover haben 650 Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen auf dem Opernplatz demonstriert. Organisiert wurde der Protest von der "Initiative Querdenken". Es sei zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen, sagte ein Sprecher der Polizei Hannover nach der Protestaktion. Die Beamten hätten die vorgeschriebene Maskenpflicht und auch Abstände unter den Teilnehmern immer wieder kontrolliert. Verstöße im "niedrigen zweistelligen Bereich" seien festgestellt und noch vor Ort geahndet worden. Viele Betroffene hätten aber ein Attest vorzeigen können, so der Sprecher weiter. Nur in einem Fall seien Ermittlungen wegen einer mutmaßlichen Fälschung eingeleitet worden.
157 neue Corona-Infektionen in Bremen
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen im Bundesland Bremen ist heute um 157 gestiegen. Damit haben sich nun 9.208 Menschen nachweislich mit Covid-19 infiziert. Am Sonnabend vor einer Woche waren noch 192 Neuinfektionen registriert worden.
Buchhandel in MV: Gutes Geschäft in der Stadt, Einbrüche am Strand
Buchhändler in Mecklenburg-Vorpommern beobachten in der Corona-Pandemie einen Trend zum Vorlesen. So seien Vorlese- und Bilderbücher besonders gefragt, sagt Buchhändlerin Corinna Burmeister aus Rostock. Während das Geschäft mit dem gedruckten Wort in der Stadt momentan gut läuft, so brechen in den Touristenorten wie Kühlungsborn die Kunden weg. Stammkunden können nur begrenzt helfen, den Umsatzeinbruch zu bremsen.
Datenanalyse: Rückgang bei den Neuinfektionen, aber Anstieg bei den Todeszahlen
Ein Blick auf Analysen von NDR Data zeigt, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Norddeutschland in den vergangenen sieben Tagen um knapp 17 Prozent gegenüber der Vorwoche zurückgegangen ist. Gleichwohl ist heute die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen Verstorbenen auf 153 gestiegen. Das ist der bisherige Höchstwert in der zweiten Welle. Zum Vergleich: Bei der ersten Welle wurde der Höchstwert mit 185 Todesfällen in sieben Tagen am 27. April erreicht.
Doch die Zahlen zu aktuellen Neuinfektionen und Todesfällen wirken nur auf den ersten Blick widersprüchlich: Denn wenn die Neuinfektionen zu steigen beginnen (was sie bis vor zwei Wochen kontinuierlich taten), dauert es noch mindestens 14 Tage, bis auch die Zahl der Covid-19-Opfer wächst. Denn zwischen Infektion und Tod steht ein manchmal mehrwöchiger Kampf mit der Krankheit. Da ältere Menschen zudem stark durch das Virus gefährdet sind, gibt noch eine weitere Zahl Anlass zur Sorge: Der Inzidenzwert bei den über 80-Jährigen steigt weiter stark an. Am 18. November wurden 99,9 Neuinfektionen unter 100.000 Menschen dieser Altersgruppe in den zurückliegenden sieben Tagen gezählt. Demgegenüber sank der Inzidenzwert in allen übrigen Altersgruppen.
91 Neuinfektionen in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern haben die Behörden seit Freitag 91 neue Corona-Infektionen registriert. Einen Tag zuvor waren es 136 neue Fälle. Insgesamt wurden dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) seit März im Land 5.157 Infektionen gemeldet. Die Landkreise Vorpommern-Greifswald und Nordwestmecklenburg gelten weiter als Risikogebiet.
Kaum noch Grippeimpfungen in Gesundheitsämtern in MV
Mehrere Gesundheitsämter in Mecklenburg-Vorpommern können keine Grippeschutzimpfung mehr anbieten. Impfsprechstunden gibt es derzeit nur noch in den Landkreisen Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim. In Vorpommern können keine Termine mehr gemacht werden. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist kein Impfstoff mehr vorrätig und im Kreis Vorpommern-Rügen reichen die Reserven nur noch für bereits vereinbarte Termine. In den Landkreisen Rostock und Mecklenburgische Seenplatte fallen die Impfsprechstunden aus, weil die Gesundheitsämter aufgrund der Corona-Pandemie kein Personal haben. Grippeschutzimpfungen sind aber auch beispielsweise bei Hausärzten möglich.
Stegner für regionale Differenzierung bei Corona-Maßnahmen
Für weitere Corona-Schutzmaßnahmen setzt der SPD-Politiker Ralf Stegner auf regionale Differenzierungen nach einem bundeseinheitlichen Maßstab. Dieser sollte nicht bedeuten, dass überall das Gleiche gilt, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kieler Landtag. Abhängig von den Infektionszahlen könnten abgestufte Maßnahmen greifen. "Bei einer Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gilt dies, bei 70 das und bei 100 jenes." Auf ein solches Verfahren sollten sich Bund und Länder in den Beratungen am Mittwoch verständigen, sagte Stegner. Die Menschen hätten verstanden, dass die Gesundheitsämter bei einer Inzidenz von 50 die Kontaktnachverfolgung noch gewährleisten können. Es sei daher falsch, eine Region mit 30er-Inzidenz genau so zu behandeln wie eine mit 200. Dies sei auch eine Frage der Akzeptanz einschränkender Maßnahmen. Denkbar sei für ihn auch, dass im Land in einem Kreis mit niedrigen Infektionswerten Gaststätten wieder öffnen können, in einem mit hohen Zahlen aber nicht. "Bei klar nachvollziehbaren Kriterien kann man das gut vertreten."
Skandinavien-Fähren fehlen die Passagiere
Normalerweise befördern die Fährbetriebe Stena-Line, Scandlines und TT-Lines von Mecklenburg-Vorpommern aus - neben Frachtgut - jährlich Hunderttausende Touristen nach Skandinavien. Wegen Corona sind die Zahlen drastisch gesunken. Scandlines würden auf der Linie Rostock-Gedser in diesem Jahr bislang 750.000 von den durchschnittlich 1,7 Millionen Fahrgästen fehlen, sagte Pressesprecherin Anette Ustrup-Svendson. Das bedeutet eine Umsatzeinbuße von 130 Millionen Euro, 450 Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. Stena Line verbucht nach eigenen Angaben ein Minus von 40 Prozent bei den Fahrgästen. Das Geschäft mit Fracht wie Stahl und Nahrungsmitteln laufe aber wie gewohnt. Von TT Line liegen keine Zahlen vor.
In Hamburg 433 neue Corona-Fälle gemeldet
433 neue Corona-Infektionen hat die Hamburger Gesundheitsbehörde heute registriert. Gestern waren 362 neue Fälle gezählt worden, am Sonnabend vor einer Woche waren es 528. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb einer Woche sank in Hamburg weiter auf jetzt 134,4.
1.225 Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen
Die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle in Niedersachsen ist um 1.225 gestiegen. Gestern hatte die Zahl der registrierten Neuinfektionen 1.633 betragen, am Sonnabend vor einer Woche 1.482. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner beträgt laut Landesregierung derzeit 99. Am höchsten ist der Wert in den Landkreisen Cloppenburg (280), Vechta (256,3) und Osnabrück (254,1).
Hamburg: UKE verschiebt viele nicht dringende OPs
Wegen der gestiegenen Zahl von Corona-Intensivpatienten verschiebt das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zurzeit täglich rund 40 nicht dringend notwendige Operationen. Das sei etwa jeder dritte Eingriff dieser Art, erklärte eine Sprecherin. Dabei gehe es etwa um Adipositas-Operationen, die Behandlung von Leistenbrüchen, Kiefer-Korrekturen oder um Operationen bei gutartigen Diagnosen wie zum Beispiel Schilddrüsen-Funktionsstörungen. "Das UKE reagiert damit auf die dynamische und ernst zu nehmende Lage", sagte die Sprecherin. Die Asklepios-Kliniken, die in ihren sieben Häusern rund 60 Prozent der Hamburger Corona-Patienten behandeln, haben bislang keine Regelung zur Verschiebung von Operationen getroffen. Allerdings hätten Patienten in wenigen Fällen von sich aus Eingriffe auf einen späteren Termin verlegen lassen, sagte ein Asklepios-Sprecher.
Weihnachtsbaum-Produzenten sind verunsichert
Werden in diesem Jahr mehr Christbaum-Tannen geordert? Oder weniger? Die Weihnachtsbaum-Branche ist verunsichert. Denn das Corona-Virus hat alles verändert - vermutlich auch das Verhalten der Verbraucher an Weihnachten. Eine Reportage aus einem Familienunternehmen in Niedersachsen:
Kultur-Verantwortliche appellieren an Tschentscher und Merkel
In einem offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) haben die Verantwortlichen der großen Hamburger Kultureinrichtungen mehr Engagement für die Kultur in der Corona-Krise gefordert. Tschentscher solle sich beim Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch dafür einsetzen, dass Kultur- und Bildungseinrichtungen wieder öffnen. Es könne nicht sein, dass der Einkauf in Kaufhäusern stärker gewichtet werde als die Versorgung mit Bildung, Kunst und Kultur. Außerdem habe man während des ersten Lockdowns viel Zeit und Energie eingesetzt, um gefahrlos Kulturerlebnisse zu ermöglichen. Die Kultur solle daher wie Kirchen und andere Religionsgemeinschaften behandelt werden, fordern die Kulturschaffenden.
Hamburger Impfzentrum soll Mitte Dezember einsatzbereit sein
Die Vorbereitungen für Impfungen gegen das Coronavirus laufen in Hamburg auf Hochtouren. Die Logistik dafür soll Mitte Dezember einsatzbereit sein, wie NDR 90,3 aus Senatskreisen erfuhr. In der Stadt soll es ein zentrales Impfzentrum geben. Schon länger im Gespräch sind dafür die Messehallen. Außerdem sollen mobile Impf-Teams zum Beispiel in Pflegeheimen eingesetzt werden. Wer dann wann genau geimpft wird, steht aber noch nicht fest.
Bundesweit knapp 23.000 Neuinfektionen registriert
Die Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 22.964 neue Corona-Infektionen gemeldet. Im Vergleich zum Wert vor einer Woche wurden damit gut 500 Fälle mehr registriert: Am vergangenen Sonnabend hatte die Zahl bei 22.461 gelegen. Der bisherige Höchststand war gestern mit 23.648 gemeldeten Fällen erreicht worden. Die Zahl der Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit dem Virus stieg seit gestern um 254 auf insgesamt 13.884 seit Beginn der Pandemie.
250 Neuinfektionen in Schleswig-Holstein registriert
In Schleswig-Holstein sind nach Angaben der Landesregierung binnen eines Tages 250 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Am Vortag waren es 264, davor 208 und am Sonnabend vergangener Woche 296. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle stieg um zwei auf 233. Seit Beginn der Pandemie sind der Landesregierung zufolge 12.634 Infektionen nachgewiesen worden. In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein werden aktuell 141 Covid-19-Patienten behandelt.
Die Ärmsten trifft die Corona-Krise besonders hart
Bremen ist laut dem jüngsten Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bei der Armutsquote Schlusslicht unter den Bundesländern. Im Norden schneidet Schleswig-Holstein im Ländervergleich noch am besten ab. Der Verband warnte davor, dass die Auswirkungen der Corona-Krise Armut und soziale Ungleichheit noch einmal spürbar verschärfen werden.
Wird der Teil-"Lockdown" verlängert?
Am kommenden Mittwoch will die Bund-Länder-Runde über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie entscheiden - und darüber, welche Schutzmaßnahmen in den kommenden Wochen gelten sollen. Zurzeit sieht es offenbar so aus, als sei mit baldigen Lockerungen nicht zu rechnen. Nach Medieninformationen unter Berufung auf Länderkreise könnten die geltenden Maßnahmen bis kurz vor Weihnachten verlängert werden. Das berichten etwa die "Berliner Morgenpost", der "Tagesspiegel" und "Business Insider". Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen dürften damit geschlossen bleiben. Geschäfte sollen dagegen im für sie wichtigen Weihnachtsgeschäft offensichtlich weiter öffnen dürfen. Es könnte - je nach Infektionslage rund um Weihnachten - außerdem eine Verlängerung der Schulferien geben. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geht offenbar davon aus, dass der Teil-"Lockdown" zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus noch weitergehen wird. Das sagte er dem "Handelsblatt".
Corona-Beiträge aus den Landesmagazinen
Das NDR Fernsehen hat gestern Abend erneut über die Folgen der Corona-Krise für Norddeutschland berichtet. Hier eine Auswahl der Videos:
Willkommen zum Live-Ticker am Sonnabend
Auch heute hält NDR.de Sie wieder über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Norddeutschland auf dem Laufenden. Im Live-Ticker finden Sie alle wichtigen Nachrichten, außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernsehsendungen.
Am Freitag gab es 2.569 Neuinfektionen im Norden: Niedersachsen meldete 1.633 neue Fälle, Hamburg 362, Schleswig-Holstein 264, Mecklenburg-Vorpommern 136 und das Bundesland Bremen 174 - bundesweit wurden 23.648 neue Corona-Fälle bestätigt.
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Freitag, 20. November
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