VIDEO: Gericht weist Klagen gegen Pipeline für LNG-Terminal Mukran ab (6 Min)

LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?

Stand: 21.11.2024 08:31 Uhr

Welche LNG-Terminals im Norden speisen wie viel Flüssigerdgas ein? Welchen Anteil hat LNG an den gesamten Gas-Importen? Verfolgen Sie alle wichtigen Daten in unserer Live-Übersicht.

von Claus Hesseling, Isabel Lerch

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1. An welchen Terminals im Norden wird wie viel LNG eingespeist?
2. Wie hoch ist der LNG-Anteil am Gas-Import insgesamt?
3. Wo in Norddeutschland befinden sich die LNG-Terminals?
4. Warum steht LNG in der Kritik?
5. Wie entsteht der Preis für LNG?

An welchen Terminals im Norden wird wie viel LNG eingespeist?

Über schwimmende Terminals erhält Deutschland Flüssigerdgas (LNG). Dies soll teilweise das fehlende Erdgas aus Russland ersetzen. Die folgende Grafik zeigt, wie viel "Liquefied Natural Gas" an welchen Terminals im Norden eingespeist wird.

Am meisten LNG wird in Wilhelmshaven eingespeist, in Brunsbüttel sind die Mengen geringer. In Lubmin wird seit Frühjahr 2024 kein LNG mehr eingespeist, da das Terminal-Schiff nach Mukran verlegt wurde. Doch in Mukran kam bisher kaum Flüssiggas an.

Wie hoch ist der LNG-Anteil am Gas-Import insgesamt?

Die folgende Grafik zeigt viel LNG und wie viel Gas aus anderen Quellen, wie zum Beispiel Pipelines, täglich importiert wird:

Der LNG-Anteil am gesamten Erdgas-Import nach Deutschland ist noch gering. Er soll aber steigen, je mehr Flüssigerdgas-Terminals angeschlossen werden. Wenn alle sechs beschlossenen schwimmenden Terminals in Betrieb sind, hätten sie laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Gesamtkapazität von rund 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas - das entspreche knapp der halben Menge, die 2021 aus Russland importiert wurde. Mit dem Bau von stationären Terminals werde die Menge eventuell noch aufgestockt, wenn die Netzkapazität dies zulasse.

Wo in Norddeutschland befinden sich die LNG-Terminals?

Von den fünf Standorten für die LNG-Terminals befinden sich zwei in Niedersachsen (in Wilhelmshaven an der Nordsee und in Stade an der Elbmündung), einer im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sowie zwei in Mecklenburg-Vorpommern (in Lubmin sowie in Mukran auf Rügen). Bisher handelt es sich um schwimmende LNG-Terminals. In Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel sollen diese in einigen Jahren durch stationäre Anlagen abgelöst werden.

Warum steht LNG in der Kritik?

Grundsätzlich ist die Gewinnung und Verwendung von LNG als fossilem Rohstoff umstritten. So fördern die USA Erdgas zum Beispiel vor allem mithilfe der umstrittenen Fracking-Methode. Dafür wird dichtes Gestein aufgebrochen: Mittels Bohrungen wird mit hohem hydraulischen Druck eine Flüssigkeit in das Gestein gepresst. Dadurch sollen Risse erzeugt oder bestehende Risse geweitet werden, um Gas freizusetzen. Dieser Vorgang birgt Risiken für die Umwelt - daher steht das Fracking-Verfahren in der Kritik.

Zudem besteht LNG fast komplett aus Methan, das auf dem Produktions- und Lieferweg entweichen könnte. Methan ist ungefähr 25-mal so klimaschädlich wie Kohlenstoffdioxid und trägt stark zum Treibhauseffekt bei.

Die Politik beteuert, dass die LNG-Infrastruktur in Zukunft auch für "grünen Wasserstoff" genutzt werden kann, was Kritiker bezweifeln. Umweltverbände kritisieren zudem die aus ihrer Sicht unverhältnismäßig lange Laufzeitgenehmigung bis 2043. Sie fürchten, dass dadurch die fossile Energieversorgung "zementiert" wird.

Ein anderer Kritikpunkt aus Sicht der Klimaverträglichkeit ist die Dimension der neuen Infrastruktur: So kommt eine Studie des New Climate Institute zu dem Schluss, dass der geplante Ausbau deutscher Importkapazitäten für verflüssigtes Erdgas zu groß geraten sei. Das Erreichen der Klimaziele könnte dadurch gefährdet werden, schreiben die Fachleute. Auch nach einerEinschätzung des Forschungsinstituts DIW aus dem Februar 2024 sind die Pläne für den Ausbau von LNG-Infrastruktur überzogen. Nach knapp einem Jahr Betrieb zeigt sich, dass die ersten drei LNG-Terminals nur zur Hälfte ausgelastet waren.

An den Standorten der Terminals gibt es Bedenken: Politiker und Anwohner fürchten Lärm und Nachteile für den Tourismus, Umweltschützer eine Zerstörung der Natur. Denn wegen des LNG-Beschleunigungsgesetzes gab es zum Beispiel vor Rügen keine Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Eilanträge der Gemeinde Binz und von drei anderen Klägern wies das Bundesverwaltungsgericht Leipzig Anfang Juni allerdings ab, da die Gebiete der Kläger zu weit vom LNG-Terminal im Hafen von Mukran entfernt lägen, um Sicherheitsrisiken geltend zu machen.

Wie entsteht der Preis für LNG?

LNG wird nicht gesondert mit einem eigenen Preis an der Börse gehandelt, sondern wird wie "normales" Erdgas behandelt, sobald es eingespeist wurde. Jedoch bestimmen die höheren Beschaffungspreise für LNG den Gashandel, sagt Energie-Experte Jochen Linßen.

Somit kann das Flüssigerdgas auch den Preis für das an der Börse gehandelte Pipeline-Gas in die Höhe treiben, so der Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich und Professor für Gas- und Wasserstoffinfrastrukturen. Bei kurz- und langfristigen Lieferverträgen, zum Beispiel mit Ländern wie Katar oder den USA, gelten wiederum andere Preise, die vom Börsenpreis deutlich abweichen können.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Nordmagazin | 25.10.2023 | 19:30 Uhr

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