Luftaufnahme des LNG-Speicher- und Verdampfungs-Schiffes "Höegh Esperanza" am LNG-Terminal Wilhelmshaven. © picture alliance/dpa Foto: Stefan Rampfel

Ein Jahr LNG-Terminal Wilhelmshaven: Wie ist die Bilanz?

Stand: 15.12.2023 07:05 Uhr

Über die eilig installierten deutschen LNG-Terminals wurde bisher weit weniger Gas importiert, als von der Bundesregierung in Aussicht gestellt worden war. Die Anleger waren nur zur Hälfte ausgelastet.

Das geht aus Daten der Bundesnetzagentur hervor. Demnach wurden seit der Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven vor einem Jahr bis Anfang Dezember etwa 65,7 Terawattstunden verflüssigtes Erdgas (LNG) importiert. Insgesamt summierten sich Deutschlands Gasimporte in dieser Zeit auf 933,4 Terawattstunden. Der LNG-Anteil liegt demnach bei sieben Prozent. Die Bundesregierung hatte für dieses Jahr LNG-Importkapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmetern Gas in Aussicht gestellt. Das entspricht mehr als 130 Terawattstunden und damit dem Doppelten dessen, was bisher tatsächlich an LNG importiert wurde. Die Ampelkoalition hatte die Einfuhr vorangetrieben, weil das verflüssigte Erdgas maßgeblich dazu beitragen sollte, Deutschlands Energieversorgung zu sichern.

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BDEW: Gas aus Pipelines ist momentan billiger

"Auch wenn wir die Kapazitäten der LNG-Terminals heute noch nicht vollständig ausschöpfen müssen, sind die Terminals ein wichtiger Baustein für eine unabhängige und sichere Energieversorgung in Deutschland", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). "Aktuell können wir günstiger Pipeline-Gas beziehen. Jedoch ist die Lage an den Energiemärkten noch immer angespannt. Daher ist es wichtig, dass wir die LNG-Terminals haben." Die drohende Gasmangellage im vergangenen Winter habe man noch vor Augen, sagte Andreae weiter. Die Regierung habe daher gut gehandelt, solche Situationen vorsorglich zu vermeiden.

Über Wilhelmshaven wird am meisten LNG importiert

Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven war am 21. Dezember 2022 das erste in Deutschland, das Gas ins Netz eingespeist hat. Mit einer Einspeisung von 42,6 Terawattstunden ist es bisher auch das bedeutendste deutsche LNG-Terminal, wie aus Daten von Europas Gasinfrastruktur-Betreibern (GIE) hervorgeht, auf die auch das Bundeswirtschaftsministerium verweist. Brunsbüttel in Schleswig-Holstein trug demnach seit Ende März 12,8 Terawattstunden bei. Hinzu kommt seit Ende April ein privates Terminal in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) mit 6,7 Terawattstunden. Ein viertes LNG-Terminal wird am Samstag in Stade an das Land Niedersachsen und den Betreiber übergeben. Zwei weitere schwimmende Terminals sollen 2024 in Wilhelmshaven und auf Rügen folgen.

Zu viel Infrastruktur für fossile Energien?

Perspektivisch sind auch stationäre Anleger geplant - auch, um in Zukunft möglichst klimaschonend erzeugten Wasserstoff importieren zu können. Kritiker befürchten jedoch, dass mit der LNG-Infrastruktur größere Kapazitäten für fossile Energie geschaffen werden als nötig wäre, um die früheren Gasimporte aus Russland zu ersetzen.

Norwegen war 2023 Deutschlands größter Lieferant für Gas

Das meiste Gas importierte Deutschland in diesem Jahr mit rund 390 Terawattstunden (TWh) aus Norwegen, gefolgt von den Niederlanden (knapp 232 TWh) und Belgien (knapp 197 TWh). Aus Russland floss wegen des Ukraine-Kriegs kein Gas mehr direkt nach Deutschland. Den weitaus größten Teil des LNG (84 Prozent) bezog Deutschland nach Angaben des Branchenverbands BDEW aus den USA. Dort wird das Gas häufig mit der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen. Die Herkunft der einzelnen Tanker und die Zusammensetzung des transportierten LNG sind laut BDEW aber nicht immer eindeutig bestimmbar.

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